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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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unbekannten Anderen anzukreiden, wie es die 3d-Talkshow-Moderatoren taten, vermutete die FES, daß der Erkundungsbericht fehlerhaft gewesen sei. Lunzie bezweifelte es. Ihre Abneigung vor den unbekannten Planetenpiraten wuchs. Ihre Hoffnung, Fiona lebend wiederzufinden, schwand stetig.
    Das 3d-Forum der Universität war eine öffentliche Einrichtung, die von jedem gebührenfrei benutzt werden konnte. Abgesehen von Freiluftkonzerten und 3d-Übertragungen gab es auf Astris kaum bezahlbare Unterhaltungsangebote, und die 3d-Übertragungen fanden als einzige bei jedem Wetter statt. Das Projektionsfeld schwebte einige Meter über dem Boden in einer hohen sechseckigen Kammer, die mit terrassenförmig angelegten Sitzbänken ausgestattet war. Das Forum war selten bis zum letzten Platz besetzt, außer wenn wichtige Sportereignisse übertragen wurden, aber es war auch nie völlig leer. Tag und Nacht wurden Nachrichtensendungen und interessante Berichte übertragen. Die Kommentare wurden im FES-Standard gesprochen, die Einspielungen lokaler Ereignisse in Standard untertitelt. Die Autoritäten der Universität versuchten zu verhindern, daß das Forum zum Zufluchtsort für Obdachlose wurde, und verwiesen die Unglücklichen an Gemeinschaftsunterkünfte, aber selbst bei Nacht sahen sich gewöhnlich einige Bürger die Übertragungen an: Leute, die an Schlaflosigkeit litten, Nachtmenschen, ein paar Studenten, die sich die Zeit zwischen den Nachtseminaren vertrieben, oder andere, die den Tag einfach nicht vorübergehen lassen wollten. Lunzie fiel auf, daß die meisten, die das Forum nutzten, älter und reifer waren als der Durchschnitt. Für die jüngeren, die sich nicht für das Tagesgeschehen interessierten, waren Unterhaltungsforen eingerichtet worden.
    Lunzie besuchte das Forum immer, wenn sie nicht schlafen konnte, gewöhnlich aber sah sie sich die 3d-Nachrichten kurz vor dem Mittagessen an. Etwa ein Dutzend regelmäßiger Besucher lächelte oder begrüßte sie auf andere Weise, als sie nach dem Einkaufen mit Pomayla eintraf. Sie hielt den Kopf gesenkt, als sie ihren üblichen Platz fand. Sie gestand sich nur ungern ein, daß sie allmählich süchtig nach 3d-Übertragungen wurde. Lunzie schaute sich alle Nachrichten an, menschlich interessante Geschichten ebenso wie sachliche Dokumentationen. In den zweiundsechzig Jahren, die ihr entgangen waren, hatte sich nicht viel verändert außer die Namen. Piraterie, Politik, Katastrophen, Freude, Tränen, Leben. Neue Entdeckungen, neue Wissenschaftszweige, neue Vorurteile, die an die Stelle der alten traten. Neue Namen für alte Dinge. Am meisten bereitete ihr Schwierigkeiten, was aus den politischen Führern und Prominenten ihrer Zeit geworden war. So viele waren an Altersschwäche gestorben, und sie war immer noch vierunddreißig. Sie hatte das Gefühl, als täte sie etwas Unmoralisches, wenn sie diese Menschen aus der Perspektive ihrer eigenen verlängerten Jugend betrachtete. Sie nahm sich vor, daß sie nicht mehr jeden Morgen ins Forum gehen würde, wenn sie sich mit den Ereignissen ihrer verlorenen Jahre genügend vertraut gemacht hatte. Sie war sich allerdings nicht sicher, ob sie dieses Versprechen halten würde.
    Der Tagesrückblick auf die jüngsten Schlagzeilen wurde mittags gesendet. Lunzie wartete immer bis dahin ab, um zu erfahren, ob irgendeine Geschichte etwas mit Fionas Schicksal zu tun haben könnte, und machte sich dann wieder an ihr Tagwerk. Heute war sie später als üblich im Forum eingetroffen. Die Zusammenfassung ging gerade zu Ende, als sie die abgedunkelte Arena betrat. »Seit gestern gab’s nichts Neues«, flüsterte einer der regelmäßigen Besucher, ein Mensch, ihr zu, als er aufstand, um zu gehen.
    »Danke«, murmelte Lunzie. Das 3d-Feld tauchte den Raum in Licht, als eine weitere Textdatei eingeblendet wurde, und bei dieser Gelegenheit sah sie dem Mann in die Augen. Er lächelte zu ihr herunter und schob sich zwischen den Bänken zum Ausgang. Lunzie machte es sich zwischen ihren Einkaufstaschen bequem. Sie hatte nichts dagegen, sich Wiederholungen früherer Sendungen anzuschauen. Sie betrachtete die 3d-Übertragungen als ein außerplanmäßiges Seminar über die Beziehungen lebendiger Wesen. Die Geschichte, die in dem Projektionsfeld inszeniert wurde, fesselte sie augenblicklich.

viertes kapitel
     
    Lunzie hatte an diesem Nachmittag keine Seminare, deshalb suchte sie nach einem Abstecher ins Forum das EEC-Büro auf. Es war nahezu ein Standardjahr her, seit

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