Raumfahrergarn
Offenbarung.«
»Ich weiß, was du meinst, Bruder«, sagte Dougal und kratzte geräuschvoll die letzten Reste des würzigen Käse- und Bohnengerichts vom Teller. »Je nachdem, wie lang sie unterwegs ist, vergißt die Mannschaft erst ihre Lieben, die sie zurückgelassen hat, dann die frische Luft und zuletzt das Essen. Zwischen den Einsätzen träume ich von gutem Essen, vor allem, wenn meine Schwester kocht.«
»Danke, Dougal«, sagte Melanie erfreut. »Es ist immer schön, wenn du nach Hause kommst.«
»Ich habe Nachtisch gemacht«, sagte Lona und stand auf, um die Teller abzuräumen. »Hat schon jemand Appetit?«
»Na klar!« riefen Pedder und seine Brüder im Chor und setzten sich hoffnungsvoll aufrecht, aber ihre Mutter schüttelte den Kopf. Sie seufzten schwer und ließen sich zurücksinken.
»Sollen wir den Nachtisch im Gemeinschaftsraum essen, Lona?« fragte Melanie.
»Gern. Gute Idee«, sagte Lona. »Da kann ich alles künstlerisch arrangieren.«
»Ach, wen kümmert das?« fragte Corrin schroff und stieß sich vom Tisch ab. »Es wird sowieso alles gekaut und runtergeschluckt.«
»Es fällt alles in ein schwarzes Loch!« Lona schlug mit einer leeren Kasserolle nach ihm, aber er wich ihr aus und flüchtete sich in den Gemeinschaftsraum. Lona schickte ihm ein Hohnlächeln hinterher und stapelte weiter Teller übereinander. Lunzie stand wie selbstverständlich auf und half beim Abräumen.
»Aber nicht doch, Lunzie«, ging Lars dazwischen. »Bitte, du bist unser Gast. Komm mit und setz dich. Laß die Gastgeberinnen abräumen. Ich kann’s nicht abwarten, mehr über deine Abenteuer zu erfahren.« Er hakte sich bei Lunzie unter und dirigierte sie in den Gemeinschaftsraum.
»Nachtisch!« rief Lona und schob ein Schwebetablett ins Zimmer.
Die Beine des Tabletts schwebten eine Handbreit über dem Teppich, bis Lona einen Knopf berührte und es langsam auf den Boden sank.
»Na also.« Melanie wirbelte um das Tablett herum und verteilte Besteck und Serviettenstapel an den Seiten. »Es ist schön, Liebling.«
Lunzie nahm die Gelegenheit wahr, sich vor Lars’ unermüdlichem Verhör zu retten, stand auf und sah sich an, was auf dem Tablett stand. Lona hatte kleine Obsttörtchen in einem Regenbogen von Farben vorbereitet. Sie waren zu einer Spirale arrangiert, die sich um drei Schalen mit Sahne wand. »Liebe Güte, was für eine Pracht. Das sieht aus wie Carmen Mirandas Hut!«
»Wessen Hut?« fragte Melanie verständnislos.
»Na, also …« Lunzie konnte sich gerade noch davon abhalten, daß sie sagte: Jemand in deinem Alter erinnert sich doch bestimmt noch an Carmen Miranda. »Ach, das ist schon lang her. Eine Frau, die berühmt geworden ist, weil sie Obst auf dem Kopf getragen hat. Sie war in den alten 2d-Filmen zu sehen, die Fiona und ich uns immer angeschaut haben.«
»Das ist doch blöde«, bemerkte Pedder. »Wie kann man nur Obst auf dem Kopf tragen …«
»Oh, wir schauen uns keine 2d-Filme an. Flache Bilder sind einfach nicht lebendig genug«, erklärte Melanie. »Ich ziehe Holografien vor.«
»Es gibt einige große 2d-Klassiker. Für mich war es immer so, als würde ich ein Buch lesen, in dem Bilder die Wörter ersetzen«, sagte Lunzie. »Besonders bei den alten monochromen 2ds. Ganz einfach, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat.«
»Oh, ich verstehe. Nun ja, ich lese auch nicht viel. Ich habe keine Zeit dafür«, sagte Melanie heiter. »Ich habe einen vollen Terminkalender. Hier treffen sich alle, und ich muß sie bewirten. Lunzie, du mußt unbedingt diese grünen Früchte kosten. Die Soße besteht aus süßen Aprikosen, Sauerkirschen und Schokolade. Lona hat die Füllung selbst zubereitet. Sie schmeckt köstlich.«
»Ein echtes Kunstwerk, in jeder Hinsicht«, lobte Dougal. »Das wird mich auf der nächsten Reise vom Essen träumen lassen. Du bist als Köchin bald so gut wie deine Großmutter.«
Lona warf sich in Pose und strahlte. »Danke, Onkel Dougal.«
»O nein, nenn mich nicht Großmutter«, flehte Melanie und wischte sich unsichtbare Krümel vom Kleid. »Da fühle ich mich so alt.«
»Und denkt nur, wie Lunzie sich dabei erst fühlen muß«, sagte Lars mit mehr Gefühl für die Wahrheit als für den Takt. Lunzie warf ihm einen scharfen Blick zu, aber er schien es nicht zu bemerken.
»Wie läuft’s in der Fabrik?« wurde Lars von Drew gefragt, der sich mit einem Glas Wein zurücklehnte.
»Ach, immer dasselbe. Momentan protestiert eine Abordnung des Alienrats für Freiheit und
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