Raumfahrergarn
es genauso aus. Drei Geschosse mit verhangenen Fenstern ragten über ihnen auf.
»Das Robotertaxi würde dich sicher nach Hause bringen«, versicherte ihr Tee.
Sie hörte Geräusche aus dem Haus, als sie näher kamen, und plötzlich öffnete sich die Tür zu einem leuchtenden Rechteck. Eine füllige Frau mit weichem roten Haar stürmte heraus und faßte sie an der Hand. Lunzie erkannte sie sofort. Es war ihre Enkeltochter.
»Du bist Lunzie, nicht wahr?« Die Frau strahlte. »Ich bin Melanie. Willkommen! Endlich bist du da! Und Bürger Janos. Ich bin so froh, Sie zu sehen.«
»Tee«, sagte Tee und ließ sich umarmen.
»Wie schön, dich endlich kennenzulernen«, rief Lunzie. »Ich bin dir so dankbar, daß du deine Einladung aufrecht erhalten hast, nachdem ich euch das letzte Mal versetzt habe.«
»Aber natürlich. Wir wollten dich doch kennenlernen. Komm rein. Alle haben auf dich gewartet.« Melanie schlang einen Arm um Lunzies Hüfte und führte sie ins Haus. Tee folgte ihnen mit einem amüsierten Lächeln. »Mutter war so enttäuscht darüber, daß du beim letzten Mal nicht erschienen bist. Aber als wir von dem Unglück erfuhren, waren wir sehr traurig darüber, daß sie mit dem falschen Eindruck abgereist war. Ich habe eine Nachricht nach Eridani geschickt, damit sie weiß, was geschehen ist und daß es dir gut geht, aber der Planet ist so weit weg, daß die Nachricht immer noch unterwegs sein könnte. Ich habe keine Ahnung! Nur die Götter des Chaos wissen, wann die Nachricht sie erreichen wird. Es gab in letzter Zeit viele Probleme mit der Übermittlung. Und keine Erklärung von den Verantwortlichen.«
Sie führte ihre Gäste in ein hell erleuchtetes Zimmer mit weißen Wänden und Teppichen, dekoriert mit farbigen Wandbehängen, die von einem guten künstlerischen Geschmack zeugten, und ausgestattet mit gemütlichen Polstermöbeln. An einer Wand stand ein elektronischer Herd, an der anderen eine 3d-Zuschauerplattform, umlagert von einigen Teenagern, die sich eine Sportveranstaltung anschauten. Lunzie bemerkte, daß das holographische Bild klarer und schärfer war als alles, was sie je gesehen hatte. Die Projektionstechnik hatte offenbar erhebliche Fortschritte gemacht, während sie im Kälteschlaf gelegen hatte.
Zwei schmächtige Männer mit dunklem, lockigem Haar, identische Zwillinge, und zwei Frauen, alle mittleren Alters, die sich unterhalten hatten, als Lunzie eintrat, standen auf und traten vor.
»Was habt ihr nur für ein schönes Haus«, sagte Lunzie begeistert und schaute sich um. »Ist das dein Mann?«
Der große Mann, der auf einem Sofa die Beine ausgestreckt hatte, legte sein Lesegerät weg, stand auf und streckte die Hand aus. »Für immer und ewig. Ich heiße Dalton. Wie geht’s dir, Großmutter?«
»Sehr gut, danke«, sagte sie und schüttelte ihm die Hand. Dalton hatte einen festen Händedruck, aber nicht so schmerzhaft kräftig, wie sie anfangs befürchtete, als sie die hervorstehenden Sehnen an seinen Handgelenken bemerkte. »Aber nenn mich doch bitte Lunzie.«
»Ich werde allen sagen, wie’s dir am liebsten ist, aber Lars wird sich vielleicht nicht danach richten. Er kann sehr steif und spießig sein.«
»Ich habe sie alle sofort verständigt, als du uns mitgeteilt hast, daß du angekommen bist. Sie werden bald hier sein«, sagte Melanie eifrig und schob sie in den Gemeinschaftsraum hinein. »Darf ich dir etwas bringen, bevor ich dir dein Zimmer zeige? Etwas zu trinken vielleicht?«
»Ein Fruchtsaft wäre nett. Die Luft ist … ziemlich dick, wenn man nicht dran gewöhnt ist«, sagte Lunzie diplomatisch.
»Allerdings. Es gab heute eine Smogwarnung. Ich hätte dich warnen sollen, als wir miteinander gesprochen haben. Aber wir sind alle daran gewöhnt.« Melanie eilte davon.
»Das sieht ihr ähnlich, daß sie vergißt, die anderen vorzustellen«, sagte Dalton nachsichtig, als seine Frau das Zimmer verließ. Er umarmte Lunzie und deutete mit einem Wink auf die anderen Anwesenden. »Hört mal her! Das ist Lunzie. Sie ist endlich da!« Die Kinder, die die 3d-Übertragung verfolgten, standen auf, um sie zu begrüßen. Lunzie lächelte sie nacheinander an und versuchte sie anhand der Erinnerungen zu identifizieren, die sie von den zehn Jahre alten Hologrammen hatte. Sie konnte allen außer zweien einen Namen zuordnen. »Es sind nicht alles unsere Kinder«, erklärte Dalton, »aber wir haben die Enkelkinder oft zu Gast, weil unser Haus das größte ist. Lunzie, das sind meine Söhne
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