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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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verschwinden.«
     
    * * *
     
    Lunzie ging auf Zehenspitzen die Rampe von den Schlafzimmern in den Gemeinschaftsraum und das Speisezimmer hinunter. Es war kein Geräusch zu hören außer das ferne Summen der Luftaufbereitung. »Hallo?« rief sie leise. »Melanie?«
    Lona tauchte vom Untergeschoß auf der Rampe auf. »Nein, das bin nur ich. Guten Morgen!«
    »Guten Morgen. Müßtest du nicht in der Schule sein?« fragte Lunzie und lächelte über die Neugier des Mädchens. Lona war gleichermaßen hübsch wie lebhaft und sah eher wie ein Rückfall in Lunzies eigene Familie aus als wie eine Angehörige von Melanies konservativer Centauri-Sippschaft.
    »Ich habe heute keinen Unterricht«, erklärte Lona und ließ sich neben ihr aufs Sofa fallen. »Ich mache eine Ausbildung in Kommunikationstechnik, weißt du noch? Unsere Kurs finden alle zwei Tage statt, dazwischen absolvieren wir Praktiken in Firmen oder Sendeanstalten. Ich hab heute frei.«
    »Gut«, sagte Lunzie und sah sich um. »Ich habe mich schon gefragt, wo alle sind.«
    »Ich bin dein Empfangskomitee. Melanie ist gerade einkaufen. Dalton arbeitet normalerweise zu Hause, aber er hat heute morgen eine Sitzung. Wo ist Tee?«
    »Er schläft noch. Sein Schlafrhythmus ist auf eine Schicht eingestellt, die später anfängt.«
    Lona schüttelte den Kopf. »Bitte mach dir keine Mühe, es mir zu erklären. Ich habe in Biologie geschwänzt. Ich habe mich auf Kommunikationstechnik spezialisiert. Ach ja, Melanie hat dir etwas dagelassen, das du dir anschauen sollst.« Lona zog etwas hervor, das in einen schwarzen Plastikbeutel eingepackt war. Lunzie wickelte es neugierig aus und fand ein Plastikkästchen, auf dem ihr Name gedruckt stand.
    »Sie sind von Fiona. Sie hat sie liegengelassen, als sie abgereist ist«, erklärte Lona „und schaute ihr über die Schulter, als Lunzie das Kästchen öffnete. Es enthielt zahlreiche 2d- und 3d-Bilder auf Bildfolien.
    »Es sind ihre ganzen Babyfotos«, keuchte Lunzie. »Und meine auch. Ich dachte, sie seien verloren gegangen!« Sie nahm eines in die Hand, dann noch eines und plapperte vor Begeisterung.
    »Nein, sind sie nicht. Melanie sagte, daß Fiona diese Sachen auf die Marsbasis mitgebracht hat. In den meisten Fällen wissen wir nicht, wer die Leute auf den Bildern sind. Würdest du mir sagen, wer wer ist?«
    »Es sind deine Vorfahren und einige Freunde, die ich vor langer Zeit hatte. Setz dich, und ich zeige sie dir. Bei Muhiah, schau dir das an! Das bin ich mit vier Jahren.« Lunzie betrachtete mit zusammengekniffenen Augen ein kleines 2d-Bild, als sie sich aufs Sofa setzten und das Kästchen auf die Knie stellten.
    »Dein Haar hat zu Berge gestanden wie bei Gordon«, sagte Lona mit einem Kichern.
    »Seins sieht besser aus.« Lunzie legte das Bild ins Kästchen zurück und nahm das nächste. »Das ist meine Mutter. Sie war auch Ärztin. Sie wurde in England auf der alten Erde geboren, eine echte Sassenach, wie sie seit jeher in den Yorkshire Dales gelebt haben.«
    »Was ist ein Sassenach?« fragte Lona und betrachtete das Bild einer zierlichen Frau mit schönen Haaren.
    »Ein altes Dialektwort für einen zänkischen Engländer. Mutter war, was man eine willensstarke Frau nennen könnte. Sie hat mich mit den Werken von Rudyard Kipling vertraut gemacht, der immer mein Lieblingsschriftsteller gewesen ist.«
    »Hast du ihn je kennengelernt?«
    Lunzie lachte. »Aber nein, Kind. Warte mal, welches Jahr haben wir?«
    »Vierundsechzig.«
    »Also, dann nähert sich nächstes Jahr zum tausendsten Mal sein Geburtstag.«
    Lona war beeindruckt. »Oh. Das ist sehr alt.«
    »Das sollte dich aber nicht davon abhalten, ihn zu lesen«, mahnte Lunzie. »Er ist zu gut, als daß man es sich leisten könnte, ihn nie gelesen zu haben. Kipling war ein weiser Mann und ein guter Schriftsteller. Er hat Abenteuer- und Kindergeschichten und Gedichte geschrieben, aber am meisten mochte ich an ihm seinen Scharfsinn. Er konnte eine Situation ins Auge fassen und die Wahrheit darin erkennen.«
    »Ich werde in der Bibliothek nach Büchern von Kipling suchen«, versprach Lona. »Wer ist dieser Mann?« fragte sie und zeigte auf ein Bild.
    »Das ist mein Vater. Er war Lehrer.«
    »Sie sehen nett aus. Ich wünschte, ich hätte sie kennengelernt, so wie ich dich jetzt kennenlerne.«
    Lunzie legte einen Arm um Lona. »Du hättest sie gemocht. Und sie wären ganz vernarrt in dich gewesen.«
    Sie gingen das ganze Bilderkästchen durch. Lunzie blieb bei einem Bild hängen,

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