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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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gegessen hatte, das Gesicht verzog.
    Der Mann kippte ein Glas Wasser hinterher und griff hastig nach seiner Reisschale. Aelock folgte Lunzies Blick und lächelte.
    »Wahrscheinlich ist er nicht regelmäßig hier Gast oder traut sich mehr zu, als es seinem Magen gut tut.
    Auf der Speisekarte steht, welche Gerichte scharf sind und welche nicht. Und sagen Sie dem Kellner, wenn sie es milder gewürzt haben möchten. Dieser Mann hat offenbar seine Widerstandskraft gegen Chili überschätzt.«
    »Möchten Sie noch etwas trinken oder möchten Sie jetzt bestellen?« Ein humanoider Kellner, einen elektronischen Notizblock in der Hand, stand an ihrem Tisch und verbeugte sich respektvoll. Sein Kostüm bestand aus einer bunten, knielangen Jacke über bauschigen Hosen und einem weichen Seidenumhang, den er um die Schultern trug. Auf seinem Kopf saß ein lockerer Turban, der von einer riesigen, edelsteinverzierten Spange zusammengehalten wurde. Er richtete einen aufmerksamen, freundlichen Blick auf Lunzie, die es schaffte, ihre Contenance zu bewahren. Der Mann hatte große, wie flüssige schwarze Augen, aber sein Gesicht war kalkweiß mit farblosen Lippen und stand in grellem Gegensatz zu dem farbenfrohen Kostüm. Von den lebhaften Augen abgesehen, sah dieser wahrscheinlich vollkommen gesunde Alien aus wie ein menschlicher Leichnam. Die Gäste diese Lokals brauchten nicht nur aus kulinarischen Gründen starke Magennerven.
    »Ich bin soweit«, erklärte Lunzie. »Soll ich anfangen? Ich hätte gern die Samosas mit Pilzen, Salat mit Dressing nach Art des Hauses und das Spezialmenu Nr. 5.«
    »Das ist ein scharfes Gericht, Lunzie. Sind Sie sicher, daß Sie es probieren möchten?« fragte Aelock. »Es ist ordentlich mit grünem und rotem Spanischen Pfeffer gewürzt. Man könnte das Zeug als Raketentreibstoff verwenden.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe selbst früher Pfeffer gepflanzt.«
    »Gut. Das wollte ich nur wissen. Ich nehme den Tomaten-Käse-Salat und Nr. 9.«
    »Vielen Dank, liebe Gäste«, sagte der Kellner und zog sich mit einer Verbeugung von ihrem Tisch zurück.
    Lunzie und Aelock steckten die Speisekarten in den Auswurfschlitz zurück.
    »Wissen Sie, ich bin überrascht, wieviel Arbeit auf Alpha von lebendigen Wesen geleistet wird«, bemerkte Lunzie, als der Kellner an einem anderen Tisch stehenblieb, um eine Getränkebestellung entgegenzunehmen. »Heute morgen im Museum gab es lebendige Führer, und der Kundendienst an den Drehkreuzen am Raumhafen ist nur halb automatisiert.«
    »Alpha Centauri hat eine riesige Bevölkerung, und jeder braucht einen Job«, erklärte Aelock. »Zum Großteil sind es Menschen. Alpha Centauri war einer der ersten Außenposten der Erde und gilt als eine menschliche Heimatwelt. Die nichtmenschliche Bevölkerung ist größer als die Einwohnerschaft mancher Kolonie, aber auf Alpha ist es immer noch eine kleine Minderheit. In den kleineren Städten wachsen die meisten Kinder auf, ohne je einen Außenweltler zu sehen.«
    »Hört sich so an, als würden hier die Vorurteile gedeihen«, bemerkte Lunzie und erinnerte sich an Lars.
    »Ich fürchte schon. Bei der gewaltigen Anzahl an Leuten, die Arbeit suchen, und der begrenzten Anzahl an Jobs kommt es unweigerlich zu Streitigkeiten zwischen den Einwanderern und den Einheimischen. Deshalb bin ich in die Flotte eingetreten. Für mich gab es hier keine Garantie für einen Fortschritt.«
    Lunzie nickte. »Ich verstehe. Deshalb hat man also ein arbeitsintensives System geschaffen und setzt billige Arbeitskräfte statt Automaten ein. Sie wären für neunzig Prozent der Jobs überqualifiziert und wahrscheinlich nicht bereit gewesen, einen der Jobs anzunehmen, die Zukunftsaussichten bieten. Wer ist die Person, auf die wir warten?« fragte sie mit gedämpfter Stimme, als eine Abendgesellschaft sich lautstark durch die Türen des Restaurants drängte.
    Aelock sah in die Runde, um sich zu vergewissern, daß sie niemand belauschte. »Bitte. Er ist ein alter Freund. Wir waren zusammen auf der Grundschule. Können wir uns nicht über etwas anderes unterhalten?«
    Lunzie besann sich darauf, daß sie hier nicht auffallen wollten. »Lesen Sie Kipling?«
    »Jetzt schon«, erwiderte Aelock mit einem anerkennenden Grinsen. »Als wir ihn im Literaturunterricht in der Grundschule durchgenommen haben, hielt ich nicht viel von Bürger Kipling. Doch als ich von meinem ersten Militäreinsatz zur Verteidigung meiner Heimatwelt zurückkehrte und die halbgebildeten

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