Raumfahrergarn
Fall auf diesem Planeten bleiben werde – aus allen Gründen, die Sie genannt haben, und anderen, aber vor allem wegen der Umweltverschmutzung. Ich habe den ständigen Drang, mir die Augen zu befeuchten.«
Aelock zog ein großes, sauberes Taschentuch aus der Tasche und legte es vor Lunzie auf den Tisch. »Das kann ich gut verstehen. Ich bin hier geboren, deshalb bin ich dagegen resistent, aber der unglückliche Besucher hat dieselbe Reaktion gezeigt. Sagen Sie, haben Sie gern als Ärztin auf einem kommerziellen Schiff gearbeitet?«
»Aber ja. Ich könnte mich an ein solches Leben schnell gewöhnen. Ich bin sehr gut behandelt worden. Man hat mir eine Luxuskabine zugewiesen mit allen Extras, die ein bescheidener Mensch wie ich gewöhnlich gar nicht braucht. Ganz abgesehen von einem Laboratorium, wie ich es mir immer erträumt habe, und einer kompletten medizinischen Bibliothek«, erwiderte Lunzie begeistert. »Ich hatte die Gelegenheit, einige Tests über neurologische Störungen durchzuführen, über die ich während meiner Recherchen nie etwas gelesen habe. Und ich habe interessante Leute kennengelernt. Mit dem General und den meisten anderen, mit denen ich in diesen zwei Monaten zu tun hatte, habe ich mich gern getroffen. Ein bißchen mehr davon würde mich nicht stören. Befristete Posten werden besser bezahlt als Festanstellungen.«
Aelock grinste, aber in seinem Blick war noch etwas anderes, das Lunzie rätseln ließ, ob es hier nur um lockere Konversation ging.
»Freut mich zu hören. So können Sie sich die Galaxis ansehen. Und Sie brauchen nicht lang bei einer Firma zu bleiben, wenn Ihnen nicht gefällt, wie man Sie dort behandelt.«
»Solange man mich nicht wieder in den Kälteschlaf versetzt. Ich hänge so weit zurück, daß mich, wenn ich noch einmal Zeit verlieren sollte, niemand mehr verstehen wird. Man müßte mich ganz neu ausbilden, oder ich könnte nur noch als medizinische Hilfskraft arbeiten und Medikamente zusammenmischen.«
»Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß es Ihnen noch einmal passiert, Lunzie«, versicherte Aelock ihr.
»Die Chancen stehen für mich genauso wie für jeden anderen«, sagte Lunzie düster. »Und das Unglück kommt immer dreifach«, fügte sie hinzu, als ihr das Getuschel in der Offiziersmesse wieder einfiel.
Der Captain schüttelte den Kopf. »Das Glück sollte auch dreifach kommen.«
»Liebe Gäste, der Hauptgang.«
Plötzlich stand der Kellner wieder an ihrem Tisch und tippte sich zum Gruß an die Stirn. Lunzie und Aelock sahen ihn erwartungsvoll an. Der Mann war offensichtlich nicht an die Kellneruniform gewöhnt und hatte große Schwierigkeiten, als er den riesigen Umhang mit einer Hand zur Seite schob und mit der anderen eine kleine Waffe zum Vorschein brachte, die er unter seiner breiten Schärpe versteckt hatte.
Aber Aelock reagierte schnell. »Ein Nadelwerfer!« knurrte er, stieß Lunzie über den Tisch hinweg um, ließ sich auf der anderen Seite vom Stuhl fallen und rollte über den Boden.
Erschrocken zog der blaßgesichtige Humanoide den Abzug durch, und der lautlose Pfeil traf die Rückenlehne dort, wo noch vor Sekundenbruchteilen Aelock gesessen hatte. Mit einem Fauchen und einem Lichtblitz ging die Nische in Flammen auf. Der lächerliche Umgang wirbelte hinter dem Mann hin und her, als er sich herumwarf und davonrannte.
Ringsum fuhren entsetzte Gäste von den Stühlen hoch und schrien durcheinander. Mit bemerkenswerter Behendigkeit sprang der Captain auf die Füße und verfolgte den bläßlichen Mann in den hinteren Teil des Restaurants. Dort liefen viele erschrockene Gäste und Musiker gleichzeitig zur Tür. Rauch und Ascheflöckchen schwebten in der Luft.
Mit Hilfe ihrer mentalen Disziplin schnellte Lunzie aus dem Schatten der künstlichen Felswand hervor, wohin Aelocks Stoß sie befördert hatte, und wollte Aelock folgen und mit ihm den Attentäter stellen. Als sie wieder stand, schlang ihr von hinten jemand einen Arm um den Hals, drückte zu und packte mit der anderen Hand ihr Handgelenk. Lunzie versuchte ihren Gegner aus den Augenwinkeln zu erkennen. Es war der andere blasse Kellner. Seine Augen funkelten, als er ihr die Luft abdrückte.
Sie versuchte die Arme freizubekommen, aber die Seidenfalten seines Kostüms verhinderten es. Polymerstiefel waren nicht besonders geeignet, um jemandem kräftig auf die Füße zu treten, deshalb entschied sie sich dafür, mit der Ferse über das Schienbein des Mannes zu kratzen und ihm die Sohle in die
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