Raumfahrergarn
Sehnen zwischen Fuß und Knöchel zu treiben. Mit einem Schmerzensschrei ließ er ein wenig locker.
Lunzie stieß ihm sofort einen Ellbogen in den Bauch und wurde von einem deutlichen Keuchen belohnt. Sein Griff lockerte sich geringfügig, und sie drehte sich so, daß sie das Handgelenk freibekam. Mit einem Knurren drückte er so fest zu, als wollte er sie zermalmen. Sie stieß mit den Daumen gegen die Druckpunkte unter seinen Armen und rammte ihm das Knie zwischen die Beine in der Hoffnung, daß er sich nicht zu weit von seinen menschlichen Ahnen entfernt hatte, um an dieser Stelle nicht mehr empfindlich zu sein.
Als er zusammensackte, schlug Lunzie ihm mit der Handkante kräftig in den Nacken. Er sank zu Boden, und sie lief zur Tür des Restaurants und rief nach einem Schutzpolizisten.
Die lokalen Autoritäten waren bereits über das Feuer und den Aufruhr in Colchies Cabana unterrichtet worden. Ein Trupp uniformierter Beamter war in einem Bodenwagen eingetroffen und vernahm die erschrockenen, keuchenden Gäste, die sich auf der Straße versammelten.
»Ein Attentäter«, erklärte Lunzie aufgeregt dem Beamten, der ihr in das verrauchte Gebäude folgte. »Er hat mich angegriffen, aber ich habe ihn außer Gefecht setzen können. Sein Komplize hat versucht, meinen Begleiter mit einem Nadelwerfer zu erschießen.«
»Mit einem Nadelwerfer?« fragte der Beamte ungläubig. »Sind Sie sicher? Nadelwerfer sind illegal auf diesem Planeten.«
»Eine sehr vernünftige Maßnahme«, erwiderte Lunzie grimmig. »Aber mit einem solchen Ding ist unsere Nische in Brand gesetzt worden. Ach, da ist er ja! Nehmen Sie ihn fest!«
Sie zeigte auf die bunt kostümierte Gestalt, die sich mühsam aufrappelte. Mit wenigen Schritten hatte der Schutzpolizist Lunzies Angreifer eingeholt und packte ihn am Arm. Der Attentäter knurrte, riß sich los und zückte ein Messer – und sackte sofort wieder zusammen, als der Beamte ihn mit seinem Betäuber am Brustbein traf. Der Bewußtlose wurde von zwei Beamten hinausgetragen, die gerade als Verstärkung ihres Kollegen eingetroffen waren.
»Bürgerin«, sagte der erste zu ihr. »Ich brauche eine Aussage von Ihnen.«
Während Lunzie ihre Aussage machte, erschien Captain Aelock, den zweiten Attentäter im Polizeigriff, vor dem Restaurant. Der Uniformrock des Captains war zerrissen und sein dichtes graues Haar zerwühlt.
Sie sah Blutflecken in seinem Gesicht und an einem Ärmel.
Der Attentäter wurde zu seinem reglosen Komplizen in den Bodenwagen gesteckt, während der Captain den Einsatzleiter beiseite nahm und sich vertraulich mit ihm unterhielt.
»Ich verstehe, Sir«, sagte der Alphaner respektvoll und deutete einen militärischen Gruß an. »Wir werden uns an das Flottenkommando der FES wenden, wenn wir weitere Einzelheiten von Ihnen benötigen.«
»Dann können wir also gehen?«
»Natürlich, Sir. Danke für Ihre Unterstützung.«
Aelock nickte und führte Lunzie schnell vom Ort des Geschehens weg. Er sah erschüttert und unglücklich aus.
»Was ist noch passiert?« wollte sie wissen.
»Wir müssen schnell weg von hier. Die beiden waren wahrscheinlich nicht allein.«
Lunzie beschleunigte ihren Schritt. »Das ist nicht Ihre einzige Sorge.«
»Mein Kontaktmann ist tot. Ich habe ihn in der Gasse hinter dem Gebäude gefunden, als ich diesen Mann verfolgte. Verdammt noch mal, wie sind sie auf mich gekommen? Die ganze Sache war streng geheim und nur Leuten bekannt, die unbedingt davon wissen mußten. Das kann nur bedeuten – und ich möchte mir das ungern vorstellen –, daß die Piraten Spione in den höchsten Rängen der Flotte haben.«
»Was?« rief Lunzie.
»Es hätte sonst niemand von der Sache wissen können. Ich habe nur meinen Vorgesetzten von den Kontakten mit meinem Freund berichtet – sonst weiß niemand etwas davon. Das kann nur bedeuten, daß Aidkisagi in die Sache verwickelt ist.« Aelock sprach den letzten Satz gedämpft, mit einem besorgten Unterton aus, als sei er nur für seine eigenen Ohren bestimmt.
Sie bogen um eine weitere Ecke in eine leere Straße ab. Lunzie warf nervöse Blicke zurück. Die gelbe Straßenbeleuchtung wurde von den glatten Fassaden der Gebäude und dem Gehsteig reflektiert, als handele es sich um zwei rechtwinklig zueinander montierte Spiegel. Lunzie und Aelock zogen scharfumrandete Schatten hinter sich her, die ihr das Gefühl gaben, als werde sie verfolgt. Aelock legte für einen Raumfahrer ein flottes Tempo vor. Sie hörten keine Schritte
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