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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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genoss das Gefühl, den wahrhaft festen Boden eines Planeten unter sich zu wissen. Das Gelände, auf dem das Shuttle gelandet war, hatte einen sehr felsigen Untergrund. Darüber wucherte das Moos in einer Schichtdicke, die zwischen wenigen Millimetern und zwanzig Zentimetern schwankte.
    Es hatte wohl etwas damit zu tun, welche und wie gute Nährstoffe das Moos aus dem jeweiligen Boden aufnehmen konnte.
    »Dieses Moos scheint mir ein ausgezeichneter Spender von Kohlenhydraten zu sein«, stellte Dr. Myling Smith fest. »Auf jeden Fall müsste sich dafür eine Fabrikationsanlage schaffen lassen, in der dieses Moos als Rohstoff benutzt werden könnte.«
    Dr. Smith kniete in ihrem klobig wirkenden Raumanzug nieder und analysierte noch einmal die Werte. »Nach wie vor keinerlei Anzeichen für schädliche Mikroorganismen. Die Frage ist für mich sowieso eher, was wir wohl für Erreger mitbringen, die dann hier für eine Pandemie ungeahnten Ausmaßes verantwortlich sein könnten.«
    Jennings hörte die Stimme der Ärztin über seinen Helmfunk. »Sie haben zu viel Skrupel«, meinte er. Er lächelte nachsichtig. »Bei den Äußerungen, die Sie in letzter Zeit so von sich gegeben haben, frage ich mich manchmal, weshalb Sie sich überhaupt für den Konvoi gemeldet haben, wenn …«
    »Wenn was?«, hakte Myling Smith kühl nach und hob dabei das Kinn. Ohne ihren Raumanzug hätte ihr dies vielleicht eine Haltung gegeben, die sich mit dem Begriff Arroganz assoziieren lässt. So konnte ihr Gegenüber davon im Grunde nichts erkennen. Gut so , dachte Myling. Sie hasste es, unfreiwillig Dinge preiszugeben, die entweder etwas mit ihren Gedanken oder ihren persönlichen Empfindungen zu tun hatten.
     
     
    Die Pollenwolke kam wie ein formloses gelblichbraunes Ungeheuer über den Horizont. Die Partikel schwebten in der Luft und ließen sich vom sehr moderaten Wind vorantreiben. Gleichzeitig zeichneten die Außenmikros der Schutzanzüge ein Rascheln auf. Jennings schaltete die interne Ortungsanzeige seines Helms an und stellte fest: »Da kommt etwas aus Nordosten!«
    Colonel Andropow bestätigte dies. Er richtete den Scanner seines Ortungsgerätes in die entsprechende Richtung. »Dreißig Objekte. Sie bewegen sich mit etwa fünf Stundenkilometern auf uns zu!«
    »Warum sieht man nichts?«, fragte Jennings.
    »Es sind raupenähnliche Lebensformen … Allerdings mehrere Meter lang. Diese Dinger befinden sich in einem Areal, in dem der Moosbewuchs etwa einen Meter hoch ist. Sie graben sich einfach hindurch. Hier befinden wir uns auf felsigem Untergrund mit dünnerer Moosschicht, da werden sie an die Oberfläche steigen .«
    »Wann?«
    Der Colonel zuckte mit den Schultern. »Schätzungsweise in ein paar Minuten. Und es gibt noch ein paar andere interessante Messwerte: Bodenvibrationen.«
    »Das muss eine Herde der Riesenvögel sein«, vermutete Dr. Smith.
    Der Colonel nickte. »Ja – vielleicht hundert Kilometer entfernt, würde ich schätzen.«
     
     
    Als die raupenartigen Wesen das Gebiet mit flacherer Moosschicht erreichten und aus dem grünen Meer aufstiegen, war das ein imposanter Anblick. Die Riesenraupen näherten sich und hatten keinerlei Scheu vor den Menschen. Offenbar sahen sie die Neuankömmlinge auf Second Earth einfach nicht als ihre Feinde an. Allerdings war auch fraglich, wie gut ihre Sinnesorgane ausgeprägt waren. Dr. Myling Smith nahm zusammen mit den Biologen Hans Trenton und Angelina Brodie ein paar weitere Messungen und Scans an den Tieren vor. Manche von ihnen setzten einfach ihren Weg fort und schienen den Menschen keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken. Andere verharrten, hoben die Vorderseite ihrer Körper mit der ausgeprägten Fressöffnung ein Stück an und bogen diesen Körperteil nach vorn, sodass man fasst den Eindruck gewinnen konnte, dass sie über einen Kopf verfügten.
    Aber das taten sie nicht. Myling Smith wies das anhand einer Schnell-Tomographie eindeutig nach.
    Der Körper der Raupenartigen hatte vermutlich keinerlei Augen. Andere Sinnesorgane waren nicht zu erkennen.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass diese Wesen sich ausschließlich nach ihrem Geruchssinn orientieren«, schloss die Biologin Angelina Brodie.
    In der kurzen Beobachtungszeit war in diesem Punkt keine klare Erkenntnis zu erzielen. Aber da sich die Riesenraupen auf die Pollenwolke zu bewegten, war die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sie auf diese Wolke in irgendeiner Form reagierten.
    »Vielleicht schätzen sie die Pollen als

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