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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Siedler, die ihm auf dem Ersten Konvoi gefolgt waren, keinerlei Bedenken. Nordamerika war zu Anfang von religiösen Sektierern besiedelt worden, Australien gar von Kriminellen. Dagegen nahm sich die Crew der EXODUS-1 schon fast wie das bescheidenere Abziehbild der gesellschaftlichen Elite aus. Pilot Ndonga verstand sein Handwerk. Das war die Hauptsache.
    Im Tiefflug ging es über die weiten Ebenen. Riesige Herden von gigantischen Laufvögeln beherrschten das Bild.
    »Wir werden überprüfen müssen, ob diese Giganten gefährlich sind«, meinte Andropow.
    Der Kommandant des Sicherheitsdienstes ließ sich gerne Colonel nennen, obwohl er diesen Rang nach Jennings' Erkenntnissen nie bekleidet hatte.
    Vielleicht war genau das der Grund dafür, sich so nennen zu lassen. Und hier draußen lag eine Reise von 19 Jahren zwischen dem neuen und dem alten Leben. Es spielte also im Grunde genommen gar keine Rolle, wer man gewesen war. Es spielte nur eine Rolle, was man konnte.
    »Wir werden schon einen Ort finden, an dem diese Biester unsere Gebäude nicht in Grund und Boden trampeln können«, war Jennings überzeugt.
    »Elektrozäune müssten da Wunder wirken«, meinte Ndonga.
    »Diese Riesenvögel lassen sich doch sicher auch als wandelnde Eiweißreservoire nutzen«, freute sich der Colonel.
    Jennings lächelte.
    »Das ist der Optimismus, den wir brauchen!«, erklärte er.
    Jennings wählte einen Landeplatz. Das Shuttle sank langsam auf die moosbewachsene Oberfläche zu und setzte sanft auf.
    Ndonga überprüfte noch einmal alle Werte. Auch einige der Wissenschaftler und die Schiffsärztin beteiligten sich daran.
    »Nach wie vor alles in Ordnung«, berichtete Myling Smith. »Ich empfehle allerdings, dass wir zunächst mit Schutzanzügen ins Freie gehen.«
    »Wieso das denn?«, fragte der Colonel. »Es gibt hier drei Prozent mehr Sauerstoff als auf der Erde – und ganz bestimmt weitaus weniger Schadstoffe!«
    »Da sind Sie möglicherweise im Irrtum«, erklärte Dr. Myling Smith. »Es gibt hier anscheinend Pollenwolken von gigantischen Ausmaßen. Und eine dieser Wolken kommt geradewegs auf uns zu, wenn sich der Wind nicht noch kurzfristig drehen sollte.«
    »Glauben Sie, dieser Blütenstaub könnte ein Problem werden?«, wollte Jennings wissen.
    Dr. Myling Smiths asiatisch geprägte Gesichtszüge blieben bis auf ein Anheben der Augenbrauen vollkommen regungslos.
    Sie zögerte einen Moment, ehe sie sich schließlich äußerte. Sie sagte: »Wir wissen es einfach nicht. Deshalb sollten wir vorsichtig sein und auf Nummer sicher gehen.«
    So erfolgte der erste Ausstieg auf Second Earth im Schutzanzug und schwer bewaffnet. Jeder Teilnehmer der Erkundungsexpedition verfügte über eine Hochleistungs-Projektilwaffe. Die Angehörigen des Sicherheitsdienstes trugen außerdem noch Gewehre und portable Raketen- und Granatwerfer bei sich.
    Viele Teilnehmer des Ersten Konvois rätselten darüber, was Arthur Jennings wohl bewogen haben mochte, mit einer Schar derart schwer bewaffneter Männer und Frauen eine Welt zu betreten, die den Erkenntnissen nach von keiner intelligenten Art besiedelt wurde. Nicht das geringste Anzeichen für eine selbst in den bescheidensten Kinderschuhen steckende Zivilisation war bislang entdeckt worden.
    Um die trampelnden Riesenvögel in Schach zu halten, hätten sicherlich ein paar Bewaffnete vom Wachpersonal genügt.
    Niemand wusste, welches Detail seiner Biografie ihn dazu veranlasste, sich so sehr vor dem Fremden zu fürchten und selbst auf eine scheinbar jungfräuliche Welt so zu treten, als glaubte er, dort mit Feindschaft rechnen zu müssen.
    Er sprach nie darüber. Weder zu seinem Sohn Arthur II noch zu seinem Enkel.
    So nahm er dieses Geheimnis eines Tages mit ins Grab. Aber es gab immer wieder jemanden, der die Frage aufwarf, ob sich die Geschichte Tau Cetis nicht ohne diese Empfindlichkeit des Konvoi-Anführers ganz anders entwickelt hätte.
     
     
    Arthur Jennings ging als Erster ins Freie. Das war sein Privileg als Kommandant und wesentlicher Finanzier des gesamten Unternehmens. Zwar hatten auch die anderen Teilnehmer des Konvois Anteile gezeichnet, aber es gab niemanden, der mehr aufgebracht hatte als Jennings. Wozu hätte er auch irgendetwas von seinem Besitz zurückhalten sollen? Schließlich rechnete er nicht damit, die Erde jemals wiederzusehen und tatsächlich sollte erst sein Enkel in seiner Eigenschaft als Vertreter des Tau-Ceti-Systems im Hohen Rat eine Reise zur Erde antreten.
    Jennings

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