Raumkundschafter Katman
»Geben Sie die Information an den Kommandanten. Ende.«
Dann rief sie die Personalkontrolle ab.
Katman befand sich noch immer in seiner Kabine. Allein.
∗ frz. Wer leben wird, wird sehen.
Eine schmeichelnde Musik ertönte. Katman streckte sich, wurde munter, stellte beklommen sein Alleinsein fest. Seit dem Gespräch mit Dutch war er Sibyll aus dem Wege gegangen, und sie schien es zu akzeptieren.
Gitarren erklangen. Verdammt, das war nicht der Wecker. Jemand drückte den Türgong. Sibyll? Eilig erhob er sich.
»Verzeihen Sie die Störung, Commander, aber Sie sollen es als erster erfahren.«
Eine Frauenstimme. Sibyll war es nicht. Es klang wie… Das konnte nicht wahr sein!
»Bitte treten Sie ein.«
Tatsächlich. Larissa Furaschowa.
»Neues von der Sibir.« Sie reichte ihm den Text.
Er las.
Ihre Augen musterten flink den Raum. Typische Männerwirtschaft. »Sollten wir nicht den alten Streit begraben! Und nach der Mitteilung«, sie deutete mit einer Kinnbewegung auf den Meldestreifen, »auch den neuen?«
Katman musterte sie. War das Zufall oder hatten sie sich abgestimmt? Vorgestern Dutch, heute Larissa. Was Dutch wollte, war ihm nicht ganz klar geworden, Larissa dagegen machte kein Hehl aus ihrer Absicht. Sie sah aus, wie frisch aus dem Schlaf geweckt. Dazu eilig gekleidet. Es stand ihr gut.
Er überlegte nicht lange. »Den alten Streit – sofort. Ich brach ihn nicht vom Zaune.«
Sie atmete tief ein, als wollte sie widersprechen, bezwang sich aber und schwieg.
»Wenn du unter dem neuen Streit unsere unterschiedlichen Auffassungen verstehst, die wir zu den Vorgängen im Yogasystem haben, so weiß ich nicht, ob du dich so schnell von deiner – sagen wir, Voreingenommenheit trennen kannst.«
»Aber die Meldung ist doch eindeutig.«
Knapp legte sie ihre Interpretation dar und sah ihn erwartungsvoll an.
»Du vergißt, daß ich die Yogaleute gesehen habe, noch dazu in Aktion.«
»Lassen wir Yoga Neun, bleiben wir bei den gegenwärtigen Fakten.«
»Du meinst diese Meldung?«
»Zum Beispiel.«
»Man kann sie auch so deuten, daß unterschiedliche Meinungen auftraten, wie auf eine Bedrohung von außen zu reagieren sei, wobei Melan den Kommandanten unterstützt hat.«
»Und was meint er mit der verhinderten Selbstvernichtung?«
»Vielleicht riskierte die Opposition mit ihren Verhaltensabsichten den Untergang des Raumschiffes, und der Kommandant lehnte dieses Risiko ab?«
»Finde ich schwach.«
»Gut – dann wollten sie vielleicht keine Kapitulation vor einem übermächtigen Feind, sondern zogen den eigenen Untergang vor?«
Sie schüttelte den Kopf. »Du bleibst also bei deiner Version.« Sie war ganz nahe an ihn herangetreten.
»Aber ja.« Das Gespräch begann, ihm Spaß zu machen.
»Und den alten Zwist vergessen wir?«
Er nickte lächelnd.
Langsam glitten ihre Hände unter seinen Umhang. »Einmal wieder alles vergessen«, flüsterte sie. »Auch sich selbst.«
Später konnte er sich nicht mehr entsinnen, wie es weiter gegangen war. Nur, daß er ihre werbende Zärtlichkeit nicht abwies. Erst als er sie über sich wahrnahm, Larissa in der Königinnenstellung, leidenschaftlich wie früher und doch viel, viel anschmiegsamer, als er sie je erlebt hatte – da ahnte er, daß sie es bewußt arrangiert hatte. Aber woher wußte sie, daß es zwischen ihm und Sibyll zu Ende war?
»Faß an!« befahl Kerper.
Bernard packte das Plasteoval des Rechners. Gemeinsam hoben sie ihn aus dem Pult des Pilotenstandes des RE sieben.
»Verdammt schwer das kleine Ding.« Bernard betrachtete den auf der Plattform des Reparaturdecks abgestellten Computer.
»Verdichtete Legierungen und minimale Abmessungen garantieren maximale Leistungen.« Kerper tätschelte die mattglänzende Außenhülle des Computers.
»Wie lange wird es dauern?«
»Sechs Stunden. Der Multiroboter baut alles auseinander und isoliert neu. Dann kann er vom Impulser eures Chefs nicht mehr gestört werden.«
Über das Deck kroch ein Transporter, hob den Computer auf seine Halterung und rollte den gleichen Weg zurück, den er gekommen war.
»Ich verstehe immer noch nicht, wie es zu den Störungen kommen konnte.« Bernard sah dem Roboter nach. »Du hast uns erklärt, daß der Impulser nach einem völlig neuen Sendeprinzip arbeitet, das Einwirkungen auf konventionelle Anlagen ausschließt?«
»Das trifft im Prinzip zu. Aber wie so oft, steckt der Teufel im Detail. Auch ich erlebe so etwas in der Praxis zum erstenmal. Bei der Runderneuerung vor zwei Jahren – sie jagten uns durch
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