Raumkundschafter Katman
Kundschafter zusammen?«
Sibyll zögerte. »Wir sind eng verbunden.« Mit dieser Antwort meinte sie, Katman am nützlichsten zu sein, ohne etwas Falsches zu sagen.
»Haben Sie Empfehlungen in bezug auf die Sibir?« fragte Dutch. Denn mit der Sibir mußte etwas Entsetzliches geschehen sein. Das stand fest.
»Wir sollten hören, was uns Melan mitteilt.«
Dutch nickte. »Ich werde Ihrem Vorschlag folgen.«
Nachdem er seine Besucherin verabschiedet hatte, ging er lange Zeit auf und ab, mit sich zufrieden, wie er die Weichen gestellt hatte. Aber noch blieb die veränderte Lage undurchschaubar. Wo war die Sibir geblieben? Und vor allem: Was verursachte die Katastrophe?
Ihm wurde heiß. Katmans Gerede von den aggressiven Raumfahrern auf Yoga Neun bekam plötzlich Gewicht. Man durfte es nicht mehr als Ausflucht eines Ehrsüchtigen oder als Geschwätz eines Psychopathen abtun. Wenn die Sicherheitsleute den Kundschafter doch als ihren Mann delegiert hatten… Das würde nicht nur seine unerwartete Aufnahme in die Expedition erklären, nein, das bedeutete, daß an seiner Yogainterpretation etwas dran sein könnte.
Das wäre ungeheuerlich, es widersprach den als unantastbar geltenden Grundsätzen der Raumkundelehre. Er wagte gar nicht an die politischen Konsequenzen zu denken. Mon dieu, wohin war er geraten! Eine fatale Lage. Und mit allem mußte er allein fertig werden.
Von der einen Seite drängte ihn Larissa, unversöhnlich gegenüber Katman und dessen Yogaeinschätzung. Auf der anderen Seite stand Katman, verbündet mit den Sicherheitsorganen und in seiner Auffassung durch den Fund bestätigt, dazu ständig von Larissa brüskiert. Quelle misère! Er durfte sich keine Fehler leisten, sonst könnte er Rang und Ansehen verlieren, und das würde ihm Larissa nie verzeihen.
Er ging ins Informationszentrum. Mit Kerper setzte er die Meldung an die Erde ab, genau, detailliert und doch knapp. Das beruhigte ihn etwas. Obwohl es Wochen dauerte, bis der Text die Erde erreichte.
Erst nach Monaten konnte mit Antwort gerechnet werden. Ob sie ihm dann noch zu etwas nütze sein würde?
∗ lat. Der Arme hat sein Lager überall.
∗ lat. Niemand ist verpflichtet, mehr zu tun, als er kann.
3.
Im Labor der Serdjuk herrschte Stille. Ab und zu drehte sich eine der Spulen im Laborspeicher. Lautlos. Nur wenn über die improvisierten Kontakte eine Relais schaltete, knisterte es.
Hinter dem Folienzelt erkannte sie undeutlich im Gallertbad des Überlebenssystems Fred Melan. Eigentlich nur die Konturen eines Gesichts. Geschlossene Augen. Bei ausdauernder Beobachtung bemerkte man hin und wieder ein kurzes Flattern der Augenlider. Sie mußte sich jedesmal von neuem überwinden, wenn sie die Kontakte legte und mit Melan in Berührung kam.
Gewiß, sie hatte ein wiederholtes Abhärtungstraining hinter sich, und die Ausbilder waren nicht zimperlich gewesen. Sie konnte sezieren und wußte Lebewesen zu töten. Aber das hier erlebte sie zum ersten Male. Und niemand hatte sie darauf vorbereitet.
Besonders schlimm wurde es, wenn Goa Sung den Infralaser benutzte, um an bestimmte Hirnzentren und Rückenmarkabschnitte heranzukommen.
Alles wurde durchsichtig und trat zugleich plastisch hervor. Natürlich kannte sie das. Mit Lebenden und auch an Toten hatte sie es trainieren müssen. Hier jedoch – ein Mensch, der noch lebte, sich aber schon im Stadium der Auflösung befand, überdeutlich sichtbar im bläulichen Laserschimmer… Es ging fast über ihre Kräfte.
Sie atmete auf, wenn der Strahl erlosch. Das Gallertbad verdeckte das schlimmste. Und da sie wußte, wie nötig die Arbeit hier war, bezwang sie ihren Ekel und überwand sich von neuem.
Sparsam gingen sie um mit Fred Melans Lebensresten. Viele Informationen wurden von ihm noch erhofft. Sibyll und Goa Sung saßen in bauschigen Foliehüllen vor den Tastaturen. Sie schauten nach jedem Versuch auf den Monitor des Bordcomputers. Aber der blieb heute leer.
»Ob er sich wehrt?« flüsterte sie.
»Anfangs befürchtete ich das auch, als wir uns nach seiner geheimen Tätigkeit erkundigten. Aber das ist es nicht.«
»Sind Sie sich da sicher?«
»Absolut.« Der Professor lächelte seiner jungen Partnerin zu. »De mortuis nil nisi bene. ∗ Ich vermute sogar, daß der Manu die Reise in diesem System nur unternommen hat, um uns Bescheid zu geben.«
»Sie meinen, er wußte, daß er so enden würde?«
»Zumindest das Risiko kannte er.«
Sie schaute ihn zweifelnd an.
»Er hat es gestern nacht selber angedeutet.«
Sie
Weitere Kostenlose Bücher