Raumkundschafter Katman
gefaßt gewesen. Das half ihm, nach außen unbeteiligt zu wirken – in Wahrheit traf ihn die Mitteilung ins Herz. Geschickt hat sie ihren Auftrag eingefädelt. Schon in Karlovy Vary. Und er hatte sich noch etwas eingebildet auf seine Eroberung. Idiot! Ihretwegen verletze ich mein Partnerschaftsprinzip: Ende des Urlaubs gleich Ende der Liaison! Reingelegt hat sie mich. Oh, Katman! Noch nie hat dich jemand so erniedrigt. Nicht mal die vom Kontrollamt. Sie brüskierten mich frontal, mit offenem Visier. Aber diese… Schlange. Er riß sich zusammen. Dutch brauchte nichts zu bemerken. Vielleicht war er überhaupt nur hier aufgekreuzt, um ihm die Geschichte unter die Nase zu reiben?
Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich verstehe, Kommandant. Dennoch bleibe ich dabei, daß alles von Melan abhängt. Ihm wird man glauben, mir kaum. Er war dabei – ich nicht.«
»Ich verstehe Sie.« Dutch trank sein Glas leer. »Und ich würde mich freuen, wenn auch Sie mich verstehen. In unserer Lage sollte sich einer auf den anderen verlassen können.« Er stand auf.
»Hoffen wir, daß wir unseren Auftrag in Ehren erfüllen.«
Katman begleitete seinen Besucher die zwei Schritte bis zur Tür. Der Abschied wirkte fast herzlich. Dutch gab sich wie ein alter Freund.
Als Larissa zum Dienst in die Kommandozentrale kam, reichte ihr Dutch die Meldung.
»Ja und?« fragte sie nach dem Lesen.
»Ein Anfang.« Dutch schien es leicht zu nehmen. Obwohl alle an Bord nach Informationen von der Sibir gierten.
»Kamen die Signale, auf die der Kommandeur zu spät reagierte, von außerhalb oder aus dem Alltag des Bordlebens?« Sie sah ihn an, als hätte er ihr etwas verheimlicht.
Er lächelte unverbindlich. »Qui vivra, verra.« ∗
»Auftrag an Labor eins«, sprach sie leise, aber deutlich in den Kommunikator. »Ergebnisse der Befragung Melans bitte unverzüglich an den Diensthabenden.«
Das war ihre Chance, vor allen anderen an Neuigkeiten von der Sibir zu gelangen.
Sie vergewisserte sich, daß der Befehl im Labor gespeichert war. Wenn sie Glück hatte, legte Goa Sung wieder eine Nachtschicht ein. Weshalb der alte Herr das tat, wußte sie nicht. Auch seine Mitarbeiter schienen es nicht zu verstehen.
War da vielleicht schon etwas im Gange, was die Leute veränderte? Es könnte mit dem Wrackteil eingeschleppt worden sein und müßte dann zuerst bei denen im Labor wirken. Etwas in dieser Art mußte auch auf der Sibir passiert sein. Ungeduldig drückte sie die Kontrolltaste. Die Diode blinkte grün. Also lagerte ihre Weisung immer noch unabgerufen im Laborspeicher. Schade.
Sie griff zur Stechuhr. Kerper hatte das Ding so getauft. Alle sechs Stunden wurde gestochen, das heißt, die Personalortung abgerufen. Auf dem Übersichtsmonitor blinkten die Standorte aller Besatzungsmitglieder. Der Computer signalisierte: »Alles normal.«
Anstatt abzuschalten, hielt sie jedoch das Lagebild fest und begann zu suchen. Im Labor mußte sich jemand aufhalten. Einmal rot – das hieß: eine Person. Wer war es? Der Professor? Warum erhielt sie dann keine Meldung? Oder zählte der Computer Melan als Person? Sie checkte das Laborpersonal durch. Goa Sungs Kabine war leer. Hatte er keine Lust, ihre Weisung zur Kenntnis zu nehmen? Was nahm er sich heraus!
Beiläufig ging sie Kabine für Kabine durch. Obwohl sie eigentlich nur eine einzige interessierte. Aber das gab sie nicht einmal vor sich selber zu.
Zu ihrer Überraschung befand sich Katman allein in seiner Kabine. Sofort kontrollierte sie Sibyll Kelton. Auch sie allein. Das war ja ganz was Neues. Hatte es sich ausgeturtelt?
Irgendwie fühlte sie Befriedigung.
Gegen Ende ihrer Schicht blinkte die Labordiode. »Ja bitte?«
»Neuestes Ergebnis von Melan.« Es war der Professor.
»Ich höre.«
»Ich verlese den Text: ›Kommandeur der Sibir unterstützt gegen Opposition… Selbstvernichtung des Schiffes unterbunden.‹«
»Das ist alles?«
»Ja. Viel ist es nicht. Aber…«
Sie unterbrach ihn: »Bitte lesen Sie noch einmal!«
Konzentriert lauschte sie, murmelte: »Irgendetwas hat einen Teil der Besatzung aus der psychischen Norm gebracht. Sie wollten in ihrem Wahn das Schiff zerstören. Ist das richtig?«
»Ich glaube ja.«
»Ob es mit dem Tabrall zusammenhängt?«
»Vielleicht. Es können auch andere Ursachen gewirkt haben. Aber das ist nicht entscheidend.«
»Sie haben recht. Wichtig ist allein, daß es innere Faktoren sind!«
»So sehe ich das auch. Es deckt sich außerdem mit der irdischen Computeranalyse.«
Sie überlegte.
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