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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ansorge
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unwiderlegbar. Deine Signale dagegen…« Sie machte eine geringschätzige Handbewegung.
Er lächelte plötzlich, so daß sie sich verunsichert fühlte. »Es wäre schön, wenn du recht behieltest.«
Sie spürte, daß er es so meinte, wie er es sagte. Sprach er ihr zuliebe so? »Wozu dann die ganze Diskussion?«
Er wurde wieder ernst. »Weil ein guter Kommandant rechtzeitig auch die zartesten Zeichen wahrnehmen – und deuten muß. Ich nehme sie wahr – kann sie aber nicht deuten. Also muß ich mit verschiedenen Möglichkeiten rechnen, auch mit den schlimmsten.« Er schaute sie fragend an.
Seine Erklärung akzeptierte sie nicht – aber sie fühlte sich davon irgendwie angerührt. Sie schüttelte, halb versöhnt, den Kopf und verließ den Raum.
»Schade«, murmelte er.
    ∗ frz. Sie haben nichts (dazu) gelernt und nichts vergessen.
    Sirenengeheul weckte sie. Sibyll war im Sessel eingenickt. Der auf- und abschwellende Ton wirkte beängstigend. So hatte sie es noch nie gehört, weil es nie geübt worden war: Antiangriffstraining.
    Also kein Dutzendalarm, sondern die Extremstufe. Sie begab sich zum Stellplatz. Im Vorbunker der Labormannschaften warteten bereits Larissa Furaschowa, Goa Sung und einige Chemo-Elektroniker.
»Neues Spielzeug hat man uns mitgegeben. Männer spielen gern.« Larissas Stimme klang spöttisch.
»Principiis obsta« ∗ , sagte Goa Sung.
»Eben. Wozu diese Kampfgeräte? Die Erde wird human regiert. Ohne Waffen. Und es funktioniert so seit Jahrhunderten. Schon die Existenz von Waffen bringt uns in die Gefahr, zum Verbrecher zu werden.«
Dumpf rumorte es auf der großen Ladeplattform.
»Sogar die Panzergleiter läßt er startklar machen.«
»Sub specie recti.« ∗∗
»Er hat das Recht. Aber wozu beansprucht er es? Hier wird Vorsicht zur Feigheit.«
Die Laborassistenten blickten betreten.
Sibyll mischte sich ein. »Der Kommandant ist zu regelmäßigem Situationstraining verpflichtet.«
»Situationstraining? Der Verteidigungsfall ist seit einem Jahrhundert nicht mehr trainiert worden.«
»Aber in der Dienstordnung ist er enthalten.«
»Nostalgische Ehrfurcht. Keine Begründung für diese Military Show!«
Sibyll blickte sie verwundert an. »Wissen Sie denn, was uns noch erwartet?«
»Das weiß keiner und kann auch keiner wissen. Aber sich vor einem Angriff zu fürchten, das ist unzulässig.«
»Ich verstehe Sie nicht. Ist die Sibir in einer Notlage?«
»Das ist unbestritten.«
»Und was wissen wir über Art und Ursache der Katastrophe?«
»Nichts, leider.«
»Muß dann nicht ein umsichtiger Kommandant alle auch nur denkbaren Eventualitäten in Betracht ziehen und die Expedition darauf vorbereiten?«
»Meinen Sie den Angriff einer technisch hochentwickelten Zivilisation? Das ist undenkbar. Nicht nur für mich. Die Ablehnung einer solchen metaphysischen Spekulation ist unabdingbare Voraussetzung für jeden, der fest in unserer irdischen Gemeinschaft lebt und arbeitet.«
»Wir befinden uns aber im fremden All, nicht auf unserer Erde!«
Larissa drehte sich um. Wer hatte das gerufen? Wer wagt es, der Stellvertreterin des Kommandanten in den Rücken zu fallen?
Sie blickte in ablehnende, zum Teil sogar empörte Gesichter. Faßten sie ihren Widerspruch etwa als Disziplinlosigkeit auf? Sie zwang sich zur Ruhe, setzte ein verbindliches Lächeln auf und sagte mit Bestimmtheit: »Befehle werden ausgeführt. Kommentare sind erlaubt.«
Die Computerstimme ertönte: »Stellvertreter des Kommandanten – bitte in den Kommandobunker. Labormannschaft – weiterarbeiten nach Tagesplan.«
    ∗ lat. Wehret den Anfängen.
∗∗ lat. Unter dem Anschein des Rechts.
    Als Sibyll zum nachmittäglichen Labordienst erschien, hörte sie schon im Vorraum Larissa Furaschowas Stimme. Schimpfte sie immer noch wegen des Antiangriffstrainings?
    »Professor, Sie wissen doch, was von genauen Positionsangaben abhängt?«
Also ein anderes Thema. Sie trat ein, grüßte, ging zu ihrem Folienumhang. Sollte Goa Sung den Disput allein bestreiten.
»Weshalb gibt es keine genaueren Angaben über Art und Ursache der Havarie auf der Sibir?«
»Wir versuchen alles«, versicherte Goa Sung.
Larissa schaute auf den Wirrwarr von Geräten, Pulten, Antennen und Drähten. »Vielleicht sabotiert jemand hier an Bord? Will verhindern, daß die Wahrheit an den Tag kommt?« »Hier unten sind nur wir beide.« Er wies auf Sibyll Kelton. »Und die anderen? Die Techniker und Elektroniker?« »Nur unter unserer Aufsicht.«
»Professor, Sie unterschätzen die

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