Raumkundschafter Katman
einem schmalen Spalt zusammen. »Weshalb denn nicht?«
»Zu umsichtig.«
»Aber wir wollten doch einen erfahrenen, souveränen Expeditionsleiter.«
»Ja schon. Aber ist er wirklich der, der über den Dingen steht?«
Verdammt, weshalb stellt er mir solche Fragen? Ahnt er, daß ich mir mit der Furaschowa einig war?
»Weißt du, was am gefährlichsten ist? Daß der Mensch zu vorsichtig wird!«
Grubkow lachte gezwungen.
»Zu vorsichtig gegenüber seiner Obrigkeit, meine ich.«
Grubkow schwieg. Was bezweckte Harper mit diesem Gerede?
»Pierre Dutch wird vielleicht entscheiden müssen, ohne Zeit zu haben, auf unsere Befehle zu warten.«
Ah, jetzt begann Harper die Katze aus dem Sack gucken zu lassen.
»Die Weisungen des Obersten Rates für die Yogaexpedition sind eindeutig. Man muß sie nur durchführen. Auch unter schwierigen Bedingungen.«
»Das meine ich ja.«
»Was meinst du?«
»Na, daß die schwierigen Bedingungen dem Commander über den Kopf wachsen könnten.«
Grubkow überlegte. Die Furaschowa wird Dutch schon das Rückgrat stärken. »Ich glaube, Dutch ist gut. Das ganze Kollektiv ist gut.«
»Schon. Nur die… Bedingungen dort oben… ich befürchte, sie sind weniger gut.«
Das habe ich mir gleich gedacht, daß du das befürchtest. »Also, du hast noch keine Vorschläge für den Obersten Rat?«
»Nein. Noch nicht.«
»Danke.« Grubkow ließ das Videophon erlöschen und griff wieder nach Shayles Meldung. Beim zweiten Lesen schmunzelte er, wie gekonnt der Chef der Dispatcherzentrale die Information für die Medien abgefaßt hatte! Nach kurzem Überlegen malte er in Shayles Entwurf einige Ergänzungen.
»Pierre Dutch – einer der Besten unserer Raumfahrt, ausgewählt vom Raumfahrtsamt und der Sicherheitsbehörde – auf Erfolgskurs im Yogasystem… Sie tragen das Banner irdischer Humanität in den fernen Raum, legen zugleich Zeugnis ab von irdischem Leistungsvermögen in Wissenschaft und Technik, repräsentieren den Menschentyp unseres Jahrtausends – wagemutig, kontaktfreudig, erfüllt von humanitärem Sendungsbewußtsein…«
Plötzlich hielt er inne, überlas das Geschriebene. Er musterte die Wandtäfelung. Und wenn es zu Komplikationen kam? Vielleicht war die Sibir ernsthaft havariert? Mitglieder der Besatzung tödlich verunglückt? Und wenn es mehrere betraf? Viele?
Wahrscheinlich war es besser, überhaupt keine Information an die Öffentlichkeit zu geben.
Er legte die Kassette und das Papier in den Schub, langte nach den Mikros, die er für die Überprüfung der Analysen des Außenringes brauchte.
Sofort nach dem Gespräch flog Harper in sein Dienstgebäude. Der Diensthabende legte ihm die Meldung vor. Er staunte, daß sein Chef schon da war. Sie mußten ihn wohl direkt vom Funkcenter aus informiert haben.
Harper las. Die Serdjuk operierte erfolgreich, und die Sibir war in eine ernste Havarie verwickelt. Das war eindeutig. Aber alles andere, Ursachen und Ausmaß des Unglücks, blieben noch im Dunkel. Weshalb bloß hat mich Per Grubkow angerufen? Mitten in der Nacht? Was hatte den erfahrenen Hasen aufgeschreckt?
Dann traf Morenow ein. Harper fragte ihn.
»Per Grubkow wollte nur wissen, in welchem Sinne wir den Obersten Rat informieren und welche Maßnahmen wir vorschlagen.«
»So schwerwiegend ist die Meldung nicht. Sie läßt doch alles noch offen.«
Morenow stutzte, sagte dann: »Sie haben recht. Grubkow kennt ja den Namen nicht. Also hat er nur auf den Busch geklopft. Er ist ein versierter Mann…«
Harper unterbrach seinen Offizier. »Welchen Namen kennt Grubow nicht?«
»Ich dachte, Sie wüßten es. Major Melan ist unser Offizier auf der Sibir.«
Harper schlug sich vor die Stirn. »Verdammt. Sie haben recht. Wenn der Sicherheitsoffizier, der seinem Auftrag verschworen ist, als einziger im Überlebenssystem aufgegriffen wird, muß es schlimm zugegangen sein auf der Sibir.«
Morenow nickte, dachte an die hundertachtundzwanzig Besatzungsmitglieder.
»Weshalb befand sich gerade der Major im Überlebenssystem?«
»Schwer zu sagen. Er durfte den Rettungspanzer als letzter benutzen.«
»Also war er der letzte?«
»Ich hoffe nicht.«
»Oder verhielt er sich falsch. Feige?«
»Kaum. Obwohl in Kat-Situationen…«
»Sicherheitsdienst heute, das ist Dienst im Bereich der Gefahr, und darum ist Mut eine der ersten Eigenschaften jedes unserer Offiziere. Glauben Sie, daß Melan – weich geworden sein könnte? Sie kannten ihn persönlich?«
Morenow überlegte. »Ich kann es mir nicht vorstellen.«
»Ich nehme es
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