Raumkundschafter Katman
Spur der Sibir entdeckt.«
Na bitte, es lief also. Ȇberlebenstruhe mit kaum noch lebendem Besatzungsmitglied, Fred Melan, Bordmechaniker der
Sibir. Beschädigungen des Überlebenspanzers und Zustand
Melans weisen auf Katastrophe an Bord der Sibir hin.« »Scheiße«, zischte er.
Der junge Diensthabende schaute ihn entgeistert an. Das würde ihm morgen keiner glauben.
Shayle überflog die gesamte Meldung. Gott sei Dank, wenigstens ist an Bord der Serdjuk alles in Ordnung.
In Gedanken begann er den Text zu entwerfen, den er als mediengerecht empfehlen wollte, falls die Nachricht überhaupt für
die Öffentlichkeit freigegeben würde.
»Erste Kontaktaufnahme mit der Sibir durch die Serdjuk – ein
guter Anfangserfolg der Sternenexpedition ins Yogasystem.
Verletzter erfolgreich geborgen: Medpersonal pausenlos bemüht…«
Aber es handelte sich ja offensichtlich um einen hoffnungslo
sen Fall. Also mußte der Text anders lauten.
»Yogasystem fordert erstes Opfer.«
Nein, so ging’s auf keinen Fall. Klang nach Sensationspresse
und unterstellte, daß das Yogasystem irgendwie feindlich reagiert hätte. Damit würde er bei Grubkow garantiert ins Fettnäpfchen treten.
»Im Dienste der Menschheit bis an die Grenze des eigenen
Leistungsvermögens – ein Held im unbegrenzten Raum.« Das traf es. In der Art konnte er schon jetzt beginnen, jenem
Melan ein Denkmal zu setzen.
Der Monteur der Sibir würde sterben und sicherlich in der Allee der Astronauten seine Gedenktafel bekommen.
Er erinnerte sich der wartenden Cindy Frosker und fuhr in die
Halle hinunter. Seine Augen suchten, sahen aber keine wartende Cindy. Dann erblickte er sie. Sie zappelte in den Armen
eines Sicherheitsautomaten.
Anmutige Beine hat sie, stellte er fest, als er sie befreite. »Sie sind einer der Tabu-Türen zu nahe getreten. Entschuldigen Sie, ich vergaß, Sie darauf aufmerksam zu machen.« »So kraftvoll bin ich noch nie gepackt worden«, stellte sie
fest. Sie zupfte an ihrem langen Rock und blickte den Roboter
an. Der stand wieder als klassische Plastik neben der verbotenen Tür.
»Auf der Serdjuk ist alles wohlauf.«
»Danke.«
Sie standen sich unschlüssig gegenüber. Der Abend war
schief gelaufen. Ins Freizeitcenter zurückzukehren, lohnte
nicht. Denn Shayle mußte noch den Rückruf von Grubkow
abwarten.
Sie reichte ihm die Hand, er ergriff sie zögernd. Plötzlich
küßte sie ihn leicht auf die Wange und ging aus der Halle, ohne
sich umzudrehen.
Er sah ihr nach. War es sinnvoll, sich noch einmal mit ihr zu
verabreden?
Per Grubkow absolvierte seinen Nachtdienst. Laut Reglement brauchte er das nicht. Wegen seines Alters und seiner Mitgliedschaft im Obersten Rat.
Aber er wollte wie seine Leute dienen. Deshalb nahm er an den Nachtdiensten teil. Allerdings mehr symbolisch, einmal im Jahr. Heute arbeitete er die Analysen durch, die den Außenring betrafen.
Kurz nach Mitternacht, als er anfing, sehr müde zu werden – trotz der Muntermacher –, blinkte sein versiegelter Informationsblock. Zerstreut griff er nach dem Plastikstreifen und las. Plötzlich war er hellwach. »Eine Verbindung mit der Sicherheitsbehörde.« Er verbesserte sich. »Nein, direkt zu Ray Harper.«
Das Servoelement gongte und mahnte mit melodiöser Stimme: »Bitte Nachtdiensttaste bedienen.«
Verdammt, ich bin ja allein im Objekt. Nur der Alarmtechniker sitzt unten im Bunker. Sonst alles Roboter.
Er drückte die Leuchttaste »Nachtdienst«.
»Bitte sprechen Sie«, flötete der Automat.
Er wiederholte seinen Auftrag. »Es ist dringend«, fügte er hinzu. Nach sechs Minuten blinkte das Bereitschaftszeichen. Der Anrufer mußte sich als erster melden. Das war die Regel.
»Hier Grubkow.«
»Gute Nacht, hier Harper.«
»Entschuldige. Hast du schon die Meldung von der Serdjuk?«
Ein kurzes Zögern, dann »ja«.
»Ich war mir nicht sicher. Ich weiß ja, daß ihr schnell seid. Aber da ich selber als Diensthabender im Objekt bin, hätte es sein können, daß du noch uninformiert bist. Was hältst du davon?«
»Nicht ganz unerwartet, finde ich.«
»Hm, meinst du? Was schlagen wir dem Rat vor?«
»Ich weiß es auch noch nicht.«
Aha, er will sich nicht in die Karten sehen lassen.
»… möchte erst einige Analysen prüfen und Experten fragen.«
Oder hat er sich tatsächlich noch nicht entschieden, wie er reagieren soll? Dann scheint ihn die Meldung nicht so zu beunruhigen, wie ich angenommen habe.
»Vielleicht ist Pierre Dutch doch nicht der rechte Mann gewesen?«
Grubkow kniff die Augen zu
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