Raumkundschafter Katman
letzte Rettungschance für die Besatzung der Sibir.« Dutch blickte sie gequält an.
Sie fragte leise, jedes Wort akzentuierend: »Oder willst du,
daß der Offiziersrat dich zwingt?«
Er preßte die Lippen zusammen. Sie ging aufs Ganze. Halb
Erpressung, halb Meuterei war das. Aber er hatte A gesagt, und
er wußte, er würde nicht anders können als auch B zu sagen.
Dieses verfluchte Kommando, und immer noch waren keine
neuen Befehle von der Erde gekommen.
»Gib die Daten und die Erlaubnis an Katman durch«, entschied er schließlich.
»Major, begegneten Sie den Yogaleuten?«
»Ich sah sie nur kurz und nur in ihren Raumanzügen.« »Kamen sie denn an Bord der Sibir?«
»Nur wenige und nur für kurze Zeit, als Prisenkommando. Sie
installierten Beobachtungsgeräte an vier oder fünf Standorten, danach verließen sie die Sibir wieder. Sie fürchteten wohl eine Verzweiflungsaktion der Besatzung und wollten die eigenen Leute nicht gefährden.«
»Aber vier, fünf Kameras reichten doch nicht aus, um das ganze Raumschiff zu kontrollieren.«
»Eben doch. Die Geräte arbeiteten auf Röntgenbasis – oder etwas Ähnlichem. Sie blickten durch die Wände hindurch und überwachten das gesamte Bordgeschehen.«
»Das klingt unglaublich.«
»Es gab einen Vorfall, der uns das verdeutlichte. Die Yogaleute verlangten, daß wir mit eigenem Antrieb den uns aufgezwungenen Kurs steuerten. Der Kommandant sandte drei Männer zur Handsteuerung an das Photonentriebwerk. Sofort reagierten die Yogas mit einem Strahlenschub, der unser Schiff anschmolz. Der Kommandant konnte das Mißverständnis gerade noch aufklären. Die Yogas hatten angenommen, die drei wollten Gegenschlagmittel aktivieren.«
Eine Pause trat ein, dann leuchtete von neuem Schrift auf: »Übrigens war das der Anlaß, der mir den Weg in eines der Überlebenssysteme freimachte.«
»Berichten Sie bitte.«
»Der Kommandant kündigte den Yogaleuten an, daß noch ein Besatzungsmitglied in den Bunkerraum gehen müsse. Sie stimmten zu, und ich gelangte in das System.
Ich wußte, was ich riskierte. Ich hatte den Blickwechsel zwischen Kommandant und Chief beobachtet und auf meine Art gedeutet. Sie rechneten wohl damit, daß die Yogas ihre energetischen Waffen auf mein flüchtendes System konzentrieren würden und die Sibir dabei entkommen könnte. Der Chief hatte jedenfalls alles für einen Alarmstart vorbereitet.« Nach kurzer Unterbrechung: »Ich an ihrer Stelle hätte es jedenfalls versucht.«
»Kam es denn anders?«
»Leider. Ihre Waffen erwiesen sich als leistungsfähiger, als wir angenommen hatten. Sie zerschmolzen mein System und hielten gleichzeitig die Sibir im Schwerefeld fest. Jedenfalls zeigten das meine Instrumente, ehe die Sensoren restlos ausfielen.«
»Aber Sie entwischten ihnen?«
»Sie unterschätzten wohl die Bleipanzer des Systems. Ich konnte entkommen. Als Überlebensrest…«
»Sie sind ein Held.« Sie bereute den Satz, kaum daß sie ihn ausgesprochen hatte.
Er schwieg lange.
Sie entschuldigte sich. Der Monitor blieb stumm. Schon wollte sie die Spannung erhöhen, als sich Melan wieder meldete. »Wo ist der alte Mann geblieben?«
»Goa Sung? Er hat sich… Er ist tot. Er konnte die Wahrheit nicht ertragen.«
»Armer Mann…«
Sie schluckte, Melan war doch so etwas wie ein Held. Aber sie hütete sich, es laut zu sagen. Einem Menschen in dieser Situation durfte man damit nicht kommen. Es war banal. Außerdem stellte sich jeder unter einem Helden etwas anderes vor. »Haben Sie den Planeten der Yogas erblickt?«
»Nein.«
»Wie erklären Sie sich das brutale Vorgehen der Yogaleute? Es handelt sich doch um eine technisch hochentwickelte Zivilisation.«
Die Pausen zwischen Fragen und Antworten wurden länger.
»Ich habe es aufgegeben, dafür eine Erklärung zu suchen.«
»Könnte es aus einer unbeabsichtigten Provokation der Sibir resultieren? Sozusagen – auf einem Mißverständnis beruhen?«
Keine Antwort.
»Haben Sie meine Frage verstanden?«
»Ja.« Und wieder blieb der Monitor dunkel. Endlich folgte doch noch eine Antwort: »Ich kann es nicht absolut ausschließen.«
Betroffen überlegte Sibyll einige Sekunden, ehe sie fragte: »Was halten Sie für wahrscheinlicher?«
Erst nach Minuten erschien die Schrift: »Ich wollte nur Fakten mitteilen…«
»Bitte.« Sie drängte ihn, erhöhte die Rhythmusfrequenz.
»Ihr brutaler Angriff hat uns schockiert. Sie waren darauf aus, uns in ihre Gewalt zu bekommen oder zu vernichten. Wir hatten es nicht für möglich gehalten. Noch
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