Raumpatrouille Nebelwelt
zusammen mit Oberst Shehaeld die ersten Freiwilligen in Empfang genommen. Der lateinamerikanische Tropenwald sollte die Männer auf das vorbereiten, was sie auf der Venus erwartete. Von hundert Prüflingen waren durchschnittlich achtundneunzig durchgefallen. Viele hatten die harten Aufnahmebedingungen überhaupt nicht erfüllen können.
Diese Männer waren es, die sich nun, zu dieser Stunde, mit ihren Raumschiffen in die undurchschaubaren Wolkenbänke der venusischen Nebelwelt stürzten.
»Halten Sie sie zurück, schnell«, stöhnte ich, von qualvollen Kopfschmerzen geplagt. »Sir, senden Sie einen Funkspruch zur Venus. Minhoe muß die Landung abbrechen. Ich fühle, daß Coatla wohl wußte, warum er auf die Venus-Intelligenzen, nicht aber auf das Überlichttriebwerk zu sprechen kam. Der Fall Nebelwelt mußte ihm wichtiger erschienen sein. Chef, blasen Sie die Landung ab.«
»Zu spät«, entgegnete Reling heftig atmend. »Der Plan läuft ab. Er kann nicht in Sekundenschnelle gestoppt werden. Wissen Sie denn nicht, warum der Deneber von einem Betrug sprach? In welcher Hinsicht könnten wir überhaupt betrogen worden sein? Wir wissen, daß wir die Metabolischen finden müssen.«
Ich preßte die Hände gegen die Schläfen. Ehe mein Denkprozeß völlig vom Schmerz überlagert wurde, erfaßte ich in voller Konsequenz, was während meines langen Aufenthaltes auf Henderwon-Island geschehen war.
Der längst vorbereitete Plan »Unternehmen Nebelwelt« war angelaufen. Der zum Brigadegeneral beförderte Oberst Minhoe hatte den Oberbefehl über eine terranische Elitetruppe übernommen und war in Richtung Venus gestartet.
Es war klar, daß er mit seinen zwanzigtausend Männern keinen planetenumspannenden Feldzug führen konnte. Darauf war es uns bei der strategischen Ausarbeitung des Einsatzes auch nicht angekommen.
Der Robotautomat war befragt worden, wie das Problem Venus am besten zu lösen sei. Das war vor etwa dreizehn Monaten geschehen. Nach zwei Stunden hatten wir die Antwort erhalten. Sie lautete:
»Hinfliegen, fünftausend Superbomben abwerfen, Planet vernichten, heimfliegen!«
Ich konnte mich genau daran erinnern, wie wir uns damals lächelnd angesehen hatten. Diese Antwort war für die seelenlose Maschine typisch.
Da wir aber Menschen waren, hatten wir natürlich darauf verzichtet, eine fremde Welt in eine radioaktive Hölle zu verwandeln.
Statt dessen war die Planung »Nebelwelt« ins Leben gerufen worden. Ich nahm es dem Chef übel, daß er mich jetzt erst informiert hatte.
Jemand schob meinen Rollstuhl aus dem Informationsraum der GWA-Klinik. Mein aktiviertes Separatgehirn revoltierte. Ich vernahm Stimmen und Rufe, die aus der Unendlichkeit zu kommen schienen.
Als ich wieder im Bett lag, erhielt ich eine Injektion, die mich endlich in Schlaf sinken ließ. Es war etwas geschehen, womit wir nichts anzufangen wußten.
4.
Im dreitausend Meter unter dem Allegheny-Gebirge liegenden »Zentrum«, einem gigantischen Bunkertiefbau mit dem größten Robotrechner der Erde, hatten sich die führenden Köpfe der Menschheit versammelt.
Die geheimen Forschungsabteilungen der GWA, darunter vordringlich die hochspezialisierten Anstalten für astronautische Fragen, hatten die fähigsten Wissenschaftler der Welt auf Grund der Terranischen Sicherheitsverfassung vom 15. 9. 2005 um »Verstärkung« gebeten.
Ich war vor einer halben Stunde mit der Rohrbahn im Zentrum angekommen, nachdem ich zwölf Stunden lang in einem biochemischen Tiefschlaf gelegen hatte.
Mein Erschöpfungszustand war überwunden. Ich fühlte mich
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