Raumpatrouille Nebelwelt
nicht von selbst, Sir! Sie sind willkürlich mit den Werten gefüttert worden, die wir später über Funk erhielten. Unsere Auswerter sind demnach völlig schuldlos.«
Ich freute mich über sein Erstaunen. Durchbohrend sah er mich an.
»Und wer sollte die Geräte verstellt haben?«
»Unbekannte, Sir. Wahrscheinlich geschah es, als die Sonden in ihre Kreisbahn um die Venus fielen. Man hat sie geortet, ist hingeflogen und hat die Einstellungen vorgenommen, die man uns vorgaukeln wollte. Man hat damit die Menschheit getäuscht.«
Reling fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Kopfschüttelnd ging er um mich herum, musterte mich von oben bis unten, als wäre ich ein soeben enthülltes Denkmal von größtem Seltenheitswert.
Anschließend begab er sich mit schweren Schritten zu seiner Kabine. An der Tür blieb er stehen, drehte sich um und sagte laut:
»Und so einen Phantasten haben wir zum Oberstleutnant gemacht! Nicht zu fassen. Herr, Sie sind ja beinahe gemeingefährlich! Im Jahre 1965 hätte man Sie nach solchen Äußerungen in ein Irrenhaus eingeliefert! Wer soll denn die Instrumente mit falschen Daten gefüttert haben! Etwa die Venusier, die von unserer Mikromechanik und Vollpositronik soviel verstehen wie Sie vom Seelenleben einer Waldameise?«
Ich lachte ihn an und warf ihm einen um Entschuldigung heischenden Blick zu.
»Sie können gehen«, sagte er schließlich. »So etwas!«
Das innere Panzertor des Hauptschaltraumes glitt bereits vor mir auf, als ich Relings scharfen Ruf vernahm.
»Oberstleutnant HC-9 …!«
Ich fuhr zusammen und drehte mich um.
»Sir …?«
»Sie haben recht, mein Lieber! Die Instrumente sind in Venusnähe auf Werte eingestellt worden, die man uns zuspielen wollte. Guten Tag, Herr Oberst. Schlafen Sie gut.«
Nach diesen Worten verschwand der Alte in seiner Kabine.
Wie ein Schlafwandler verließ ich den Saal und suchte mein Appartement auf. Erschöpft ließ ich mich auf das Pneumolager fallen. Es war allerhand, was sich der Alte mit mir erlaubt hatte. Ich nahm mir fest vor, ihm das bei der ersten Gelegenheit heimzuzahlen.
6.
. März 2008, drei Uhr früh Standardzeit.
Vor drei Tagen war ich vom Präsidenten der Vereinigten Staaten zum Oberst befördert worden. Aus diesem Anlaß war ich ihm kurz vorgestellt worden. Weshalb er die Beförderung ausgesprochen hatte, war mir nicht recht klar. General Reling hatte mir ironisch zugeblinzelt und wenig später einige Worte geäußert, die mir alles und nichts sagten. Anscheinend hatte er dem Staatsoberhaupt Andeutungen über meine Psi-Schulung und die letzten Einsätze gegeben.
Man hatte mir keine Zeit gelassen, mich über meinen neuen Rang zu freuen.
Nur Stunden später hatte das Unternehmen »Nebelwelt« begonnen. Ich war mit einem schnellen Kurierboot zum Mond gebracht worden.
Im Stützpunkt Zonta, nahe der vor längerer Zeit entdeckten Marsstadt gleichen Namens, war ich von dem Piloten abgesetzt worden.
Jetzt befand ich mich in den unterlunaren Hohlräumen, die bereits vor mehr als 187.000 Jahren irdischer Zeitrechnung von den ausgestorbenen Marsintelligenzen aus dem Fels gebrannt worden waren.
In einem der Tiefhangars stand der Marskreuzer »1418«, dem wir noch immer keinen Namen gegeben hatten. Dafür hatten wir die symbolhafte Nummernbezeichnung eines sagenhaften Volkes übernommen. Wahrscheinlich hatten die Marsianer so viele Kreuzer von diesem Typ besessen, daß sie sich außerstande gesehen hatten, jeden Neubau zu taufen.
Lediglich die mächtigen Superschlachtschiffe der sogenannten Porcupa-Klasse besaßen Namen; aber diese neunhundert Meter durchmessenden Kugelriesen beherrschten wir
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