Raumpatrouille Nebelwelt
hatten. Die bereits von Minhoe gemeldete Zwielichtzone, eine seltsame Erscheinung auf einem Planeten; der immerhin um seine Polachse rotierte, war das Zentrum der Orkane und Wirbelstürme.
Dort trafen sich die Luftmassen der stark abgekühlten Nachthalbkugel mit denen der extrem heißen Tagesseite. Venus rotierte zu langsam, als daß gute klimatische Verhältnisse möglich gewesen wären.
»Eine Hölle«, sagte der Divisionskommandeur. »Wenn Sie da unten landen wollen, bereiten Sie sich auf alles vor. Die Temperaturen schwanken. Wir konnten – so erstaunlich es klingen mag – noch keinen gültigen Mittelwert feststellen. Hier und da ist es sogar auf der sonnenbeschienenen Tagesseite erträglich.
Dort, wo sehr dichte Kristallwolken für längere Zeit die einfallende Sonnenstrahlung reflektieren, kühlt es schnell ab. Venus ist eine Welt der Extreme. Sie können in eine Wüstenzone geraten, in der hundertfünfzig Grad Celsius herrschen. Schon wenige Stunden später sind es nur noch achtzig Grad. Das ist zwar auch noch viel und für Menschen nicht erträglich, aber doch schon eine bedeutende Minderung der ursprünglich gemessenen Hitze. Schuld daran sind ohne Zweifel die turbulent bewegten Staubmassen in den höchsten Schichten der Atmosphäre.
Außerdem haben wir – was wiederum verblüffend ist – eine sehr starke vulkanische Tätigkeit festgestellt. Demnach ist Venus doch ein junger Planet mit einem noch nicht stabil gewordenen Magmakern. Sie werden noch manche Überraschung erleben. Die Großwettergebiete sind nahe den Polen noch am beständigsten. Aus dieser Überlegung heraus haben wir Manzo auch auf diese Zonen angesetzt, die überdies auch einen Zwielichtstreifen besitzen.
Wir sagten uns, daß intelligentes Leben eigentlich nur dort entstanden sein könnte, wo die Natur einigermaßen vernünftige Verhältnisse geschaffen hat. Trotzdem sind vor einigen Stunden Stimmen laut geworden, die – wenn man ihnen glauben darf – alle unsere Vorstellungen über den Haufen werfen.«
Er blickte sich ostentativ um. Im Hintergrund der Zentrale stand ein älterer, etwas verschüchtert wirkender Mann mit grauen Haaren und einer auffälligen Hornbrille.
»Dr. Arno Kessel, Biologe und Chemiker, Chef des Forschungsstabes IV«, stellte Minhoe vor.
Ich schritt zu dem bekannten Wissenschaftler hinüber und reichte ihm die Hand.
»Angenehm, Doc. Wir kennen Ihren Namen. Was haben Sie angestellt?«
Kessel lachte und nahm die Brille ab.
»Angestellt ist gut«, meinte er trocken. »Ich versuche nur zu beweisen, daß dieser hitzeglühende, sonnennahe Planet niemals wirkliches Leben hervorgebracht haben kann. Wir fanden noch keine Pflanze, obwohl ich nicht bestreiten möchte, daß es vielleicht hier und da kaktusähnliche Gewächse gibt. Höheres Leben fehlt.«
Ich fühlte mein Herz schneller schlagen. Was der bekannte Wissenschaftler soeben gesagt hatte, war für uns wie eine kalte Dusche. Hastig sagte ich:
»Aber Doc, Sie wissen doch, daß es da unten Intelligenzwesen gibt.«
Er setzte die Brille wieder auf und seufzte.
»Das bestreitet auch niemand, Colonel. Das Vorhandensein dieser metabolischen Wesen ist aber noch lange kein Beweis dafür, daß sie auch wirklich auf der Venus entstanden sind.«
»Ich werde verrückt!« sagte Hannibal. Er hielt sich im Hintergrund des Raumes. »Doc, wissen Sie auch, was Sie damit sagen?«
Kessel nickte bedächtig.
»Natürlich! Deshalb dürfen Sie mir glauben, daß ich hier keine leichtfertigen Aussagen mache. Auf dieser Wüstenwelt kann sich kein Leben entwickelt haben. Es fehlen alle
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