Raumpatrouille Nebelwelt
ab. Zuvor wurde uns klar, wie sehr sich der ehemals erbitterte Feind der Menschheit zu unserem Vorteil verändert hatte. Coatla, ein führender Wissenschaftler des ausgestorbenen Deneb-Volkes, gab uns unzählige Informationen. Unsere neuen Ultraplast-Triebwerke, die Andruckabsorber und wertvolle, astronautische Erkenntnisse stammen von ihm. Obwohl sein Volk ehemals die Absicht hatte, uns zu unterjochen, ist Coatla zu einem Freund geworden. Sehen Sie das bitte als feststehende Tatsache an.«
Ich nickte schweigend. Auch ich hatte das Gefühl gehabt, als hätte sich der früher so arrogante Deneber gewandelt.
Der Chef faßte mich am Arm und zog mich auf die gepolsterte Tür zu. Dabei fiel mir ein, daß ich keine Dienstmaske trug. Ich erwähnte es. Reling winkte ab.
»Nicht nötig! Wir sind unter uns. Außerdem wird es bald nicht mehr erforderlich sein, die lästigen Tarnfolien zu tragen. Die innerpolitischen Streitigkeiten auf der Erde dürften beendet sein. Natürlich werden wir nach wie vor dafür Sorge tragen, daß die Einsatzagenten der GWA nicht jedermann bekannt sind. Das wäre falsch und gefährlich. Nun sammeln Sie sich. Versuchen Sie, Coatlas Bewußtseinsinhalt zu erfassen.«
»Das kann ich noch nicht, Chef«, erklärte ich nervös.
»In diesem Falle doch. Der Deneber ist von Natur aus Telepath. Wenn Sie sich während Ihrer Übungen mit Manzo und Kiny auf Gedankenwellen-Basis unterhalten konnten, müßte es hier auch möglich sein. Versagen Sie mir nur nicht! Ich ahne, daß wir wichtige Informationen erhalten können. Leider brach Coatla so plötzlich zusammen, daß wir völlig überrascht waren. Als er sich noch einigermaßen wohl fühlte, hatte er gezögert, uns zu sagen, was er nun, im Angesicht des Todes, offenbar unbedingt loswerden möchte.«
So war das also! Wahrscheinlich unterschied sich eine Intelligenz aus den Tiefen der Milchstraße in solchen Momenten nicht wesentlich von einem Menschen.
Es geschah tatsächlich immer wieder, daß Sterbende Erklärungen abgaben, die sie vorher um nichts in der Welt preisgegeben hätten. In dieser Hinsicht erschien mir der plötzliche Mitteilungsdrang des Fremden sehr wahrscheinlich.
Hinter uns schlossen sich die schalldichten Türen. Vor mir lag ein großer, freundlicher Raum mit staubfreier Klimaluft und Thermalfenstern.
Langsam trat ich an das breite, niedrige Bett. Fasziniert, von undefinierbaren Gefühlen bewegt, sah ich auf die darin liegende Frau nieder.
Sie war jung, dunkelhaarig und von einer eigenartigen Schönheit. Nur wir wußten, wie sehr das Äußere täuschte. In ihrem Kopf ruhte ein anderes Gehirn; ein Gehirn, das weder menschlich noch auf der Erde herangereift war.
Während der von uns abgewehrten Deneb-Invasion war es Wissenschaftlern der Nichtirdischen gelungen, die Psychologin Dr. Gundry Ponjares in ihre Gewalt zu bringen.
Was anschließend mit Gundry geschehen war, galt auf der Erde als Mord. Ihr Gehirn war operativ entfernt worden, wobei der Körper jedoch erhalten blieb. In den Schädel war das Gehirn eines denebischen Fachwissenschaftlers eingepflanzt worden. Eine bessere Tarnung hätte sich der Eindringling nicht wünschen können, und doch hatte mein Einsatzkommando ihn entdeckt, weil er im Gegensatz zu echten Menschen keine Ultraschallschwingungen ertragen konnte.
Den Mord an Gundry Ponjares hatte ein internationales Gericht bearbeitet. Im Einverständnis mit allen Völkern waren die Richter zu der Ansicht gekommen, dieser Fall müsse gesondert bewertet werden.
Dr. Mirnam tippte mir auf die Schulter. Ich drehte mich um. Er zeigte auf einen Betrachter, vor dessen
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