Raumpatrouille Nebelwelt
Mattscheibe eine Röntgenaufnahme angeheftet war.
»Hier, sehen Sie«, flüsterte er. Mit dem Zeigefinger deutete er auf einen dunklen Fleck, der einen Zentimeter oberhalb des Herzens zu sehen war.
»Ein künstlich eingesetzter Reizregulator dicht über dem Aorta-Ausgang«, fuhr Mirnam fort. »Hochinteressant und im Körper vorgenommen, noch ehe das Gehirn überpflanzt wurde. Es handelt sich um ein Überdruck- und Rückschlagsventil zur Minderung des Blutdrucks und Überschußableitung in das kleine Kreislaufsystem. Die denebischen Chirurgen und Biologen wußten genau, daß die menschlichen Körperfunktionen einem denebischen Gehirn auf die Dauer nicht zuträglich sind. Man baute ein wunderbares, auf die Nervenstrom-Impulse ansprechendes Regulierungsventil ein. Nahtlos eingepflanzt, HC-9! Hier sehen Sie eine phantastische Spezialverbindung zum Sinusknoten an der Eintrittsstelle der oberen Hohlvene. Es ist eine steuerbare Reizleitung zur Vorhof- und Kammermuskulatur. Das Gehirn schaltet bei spürbarer Überlastung des großen Kreislaufes die Herztätigkeit auf ein noch ertragbares Minimum herab. Damit wurde die natürliche Automatik des Herzens unterbrochen. Nun nützt das auch nichts mehr. Ich möchte Ihnen das noch sagen, ehe Sie die Verbindung mit Coatla aufnehmen.«
»Warum?«
»Um Ihre Bedenken gegen ihn zu beseitigen, deshalb. Er spricht die Wahrheit, verstehen Sie!«
Ich setzte mich auf den Bettrand und begann mit der geistigen Konzentration. Die Atemübung nach Gargunsa brachte die erste Entspannung. Anschließend setzte ich die Funktion meines Wachbewußtseins nach der Meditationsmethode des Psi-Diagnostikers Beschter herab.
Damit wurde mein Unterbewußtsein, das sogenannte Separatgehirn, geöffnet.
Das Pochen und Pulsieren in meinem Hinterkopf verging. Erste, klarverständliche Gedankenimpulse und geistig erkennbare Bilder tauchten auf. Ein im Koma liegendes Wesen, praktisch schon tot, begann nochmals zu sprechen, nur setzte es weder Stimmbänder noch Mund ein.
»Ich bin es, HC-9, Coatla«, dachte ich mit aller Willenskraft. Ich bemühte mich, die bestehende Umwelt zu vergessen, um mich ausschließlich auf das denebische Gehirn im Körper dieser irdischen Frau zu konzentrieren.
Mein Separatgehirn wurde zum Sender, wenig später zum Empfänger von Impulsen, die einer überdimensionalen Energieform angehörten.
Coatla hatte mich verstanden. Er war schon immer telepathisch begabt gewesen und verarbeitete meine Frequenzströme recht gut.
Die verworrenen Eindrücke verschwanden. In meinem Gehirn, für niemand außer mir hörbar oder verständlich, zeichneten sich verständliche Begriffe ab. Es war, als spräche er zu mir mit seinem ausgeliehenen, menschlichen Mund, nur war die Verbindung wesentlich klarer und ausdrucksvoller, als es ein gesprochener Satz jemals sein konnte. Praktisch wurden mir das Gefühl und das individuelle Trachten nach einer einwandfreien Auffassung mit übermittelt.
»Hallo, alter Freund«, dachte das sterbende Gehirn. »Hören wir uns noch einmal? Man hat Sie gerufen?«
»Ich kam, so schnell ich konnte. Coatla, wir werden alles tun, um Sie zu retten. Neue Mittel werden aus Europa herbeigeschafft.«
»Eine mildtätige Lüge, alter Freund. Sie vergessen, daß Ihr Bewußtseinsinhalt offen vor mir liegt. Jetzt können Sie nur die Wahrheit sagen.«
Die unheimliche Unterhaltung wurde von einem leisen Auflachen unterbrochen. Ich schämte mich; hatte ich doch vergessen, an die einfachsten Grundregeln der Psi-Wissenschaften zu denken.
»Verzeihen Sie«, entgegnete ich.
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