Raumschiff 2 - Nancia
nicht einmal etwas Interessantes drin«, sagte sie, »es sei denn, ein schäbiger Bericht über kleine Bestechungen, Korruption und Nötigung kann Sie noch
faszinieren.«
»Aha. Overton-Glaxely kam mir tatsächlich wie ein
Westentaschengauner vor.«
»Vielleicht möchten Sie seine Aussage ja selbst überprüfen«, schlug Nancia vor. »Möglicherweise entdecken Sie auch
etwas, was ich übersehen habe.«
Micaya nickte. »Das werde ich tun. Aber ich bezweifle, daß ich etwas finden werde. Bryley hat gesagt, daß es kein Beweismaterial gegen de Gras-Waldheim gibt, was immer ihn nach Shemali führt, kann uns also nichts angehen. Verdammter Bursche! Na ja, ich schätze, wir werden es schon
herausbekommen, wenn wir erst auf Shemali sind.«
»Aber vorher«, warf Forister ein, »haben wir noch eine Aufgabe auf Angalia zu erledigen.« Sein Gesicht war wieder aschfahl und reglos; die kurzzeitige Erregung durch die Partie 3-D-Schach war verschwunden. Er sieht aus wie ein Mann mit einer tödlichen Krankheit. Ist ihm die Familienehre denn so wichtig? Nancia fragte sich, wie sie sich selbst denn fühlen würde, wenn sich etwa herausstellen sollte, daß Jinevra ihre Abteilung des PHD korrumpiert und die Kasse veruntreut hätte.
Es war unmöglich, sich so etwas auch nur vorzustellen. Also gut. Was, wenn Flix etwas getan hätte, das sie dazu zwingen würde, ihn zu hetzen, festzunehmen, ihn zur Zentrale
zurückzubringen, wo ihn eine jahrelange Haftstrafe ohne seine geliebte Musik erwartete?
Der Schmerz dieses Gedankens erschütterte Nancia so heftig, daß das gleichmäßige Summen der Luftstabilisatoren
unterbrochen wurde und der Koprozessor für das 3-D-Schach-Hologramm ausfiel. Das Bild des Spielwürfels erzitterte, zerbrach in Regenbogenfarben und verfestigte sich wieder, als Nancia die Kontrolle über sich selbst und ihre Systeme wiedererlangte.
Wenn es ihr schon so weh tun konnte, sich auch nur
vorzustellen, wie Flix in Schwierigkeiten war, wie konnte Forister sich da mit der Tatsächlichkeit von Blaizes
Verbrechen abfinden? Das konnte er nicht, entschied sie, und so oblag es ihr und Micaya, ihn abzulenken, wo es nur ging.
»Generalin Questar-Benn, Sie sind an der Reihe«, sagte sie.
»Was? Ach so – Kundschafter auf Königsläufer 3,3«, sagte Micaya. Mit diesem Zug schlug sie einen von Foristers
Satelliten und stellte einen Probabilitätspfad zu seinem GehirnSchiff her. Nancia berechnete die möglichen Züge ohne
bewußte Anstrengung.
»Du hast nur zwei Züge, die dein GehirnSchiff nicht
innerhalb der nächsten fünf Züge ins Schach bringen werden«, warnte sie Forister.
»Zwei?« Foristers Augenbrauen schossen hoch, und er
beugte sich über den Spielwürfel. »Ich habe nur einen
gesehen.«
»Foul!« beschwerte sich Micaya. »Ich habe den Piloten
herausgefordert, nicht das Gehirn.«
»Wir arbeiten als Team«, erklärte Nancia ihr.
Sie hoffte auf jeden Fall, daß das stimmte. Um Foristers willen – um ihrer beider willen. Er mußte diese Trauer nicht allein durchstehen; sie war da, um ihn zu stützen.
»Aha. Jetzt sehe ich, was du meinst.« Forister beugte sich über das Brett und überraschte Nancia mit einem dritten Zug, einem, der so offensichtlich katastrophal war, daß sie ihn bei ihren ursprünglichen Berechnungen nicht einmal in Erwägung gezogen hatte.
Mit einem unterdrückten hämischen Juchzen schlug Micaya Questar-Benn Foristers zweiten Satelliten – und sah wie betäubt zu, als er daraufhin einen unbeachteten Springer aus der zweiten Reihe bewegte und ihr GehirnSchiff Schach setzte.
»Danke für den Tip, Nancia«, sagte Forister. »Bis du mich dazu gezwungen hast, den Alternativzug zu berücksichtigen, hatte ich nicht einmal den Gedanken daran gefaßt, in dieser Situation die Jigo-Kanaka-Attacke anzuwenden.«
»Ich… bitte schön, gern geschehen«, konnte Nancia ihm
zwischen den drei folgenden Zügen gerade noch sagen, die das Spiel zu seinem triumphierenden Abschluß brachten. Micayas Kräfte wurden gelähmt, ihr Pilot geschlagen und ihr GehirnSchiff schachmatt gesetzt.
Vielleicht brauchte Forister doch nicht ganz so viel Hilfe, wie sie geglaubt hatte.
KAPITEL 13
Nandas Landung auf Angalia gehöre zu den schlechtesten, die sie je durchgeführt hatte. Der Planet erwischte sie völlig unvorbereitet.
Am Anfang verliefen die Navigationsmanöver noch völlig normal. Erst als sie in Sichtweite des Landeplatzes gekommen war, geriet sie in Verwirrung. Die grünen Terrassenklippen
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