Raumschiff 2 - Nancia
als
verstohlen definiert. Dann nahm er Platz, doch nicht in dem Pilotensessel vor der Zentralkonsole, sondern auf einem der Zuschauersitze an der Kabinenseite. Er nickte einmal scharf, als wollte er sagen: »Ist also alles in Ordnung.« Dann sprach er mit einer so leisen Stimme, daß keine Normalperson ihn hätte verstehen können.
»Computer, öffne Hauptdatei, Paßwort 47321-Aleithos—
Hex242.«
Das automatische Sicherheitssystem, das den Hauptcomputer des Schiffs bewachte, bestätigte Polyons Befehl. Nancia, die kaum glauben konnte, was sie da beobachtete, ließ den
Computer ungehindert handeln. Woher hatte Polyon das
Paßwort zur Hauptdatei? Vielleicht hatte ihre Mission auch noch eine geheime Seite, etwas, das nur einem Mitglied der Hochfamilien anvertraut und zur richtigen Zeit offenbart werden durfte. Das würde auch erklären, weshalb sich Polyon in die Kabine geradezu eingeschlichen hatte. Zudem wäre es auch eine Erklärung für sein ungehobeltes Benehmen letzte Nacht; als Geheimagent würde er natürlich darauf achten müssen, unter seinen Mitpassagieren nicht aufzufallen.
Oder… Es könnte auch sein, daß es zu keiner derartigen Erklärung kommen würde. Nun, da er Zugang zur Hauptdatei hatte, machte sich Polyon über die Tastatur her, bewegte die Icons des Touchscreen und gab Befehle in einem schnellen, leisen Strom von sich, der selbst die Mehrkanalfähigkeit eines Hüllenmenschen in den Schatten zu stellen drohte. Und noch immer hatte er sie nicht anders behandelt als wie ein
gewöhnliches Drohnenschiff. Was ging hier vor? Nancia
wartete und beobachtete, verfolgte Polyons Manöver durch ihr Computersystem, während ihre Außensensoren seine
Körperbewegungen registrierten.
Ein Kinderspiel, dachte Polyon, als seine Finger von der Tastatur zum Touchscreen huschten und er sein eigenes
Benutzerkonto einrichtete, mit Systemprivilegien, die ihm Zugang zu sämtlichen Daten im Schiffscomputer gewährten.
So leicht, als würde man das erste Programm eines Kindes debuggen. Und nun zur komplizierteren Aufgabe – das Sicherheitssystem davon zu überzeugen, ihn auch als
privilegierten Benutzer im Netz zu bestätigen. Hatte er erst einmal den Zugang zu diesem subraumweiten
Kommunikationssystem hergestellt, würde er auch dazu in der Lage sein, alles über jedermann herauszufinden, der sich jemals in dieses Netz eingehängt hatte.
Gesprochene Befehle funktionierten hier nicht; das war auch ganz gut so, denn er wollte nicht von irgendeinem dieser kleinen Schnüffler belauscht werden, mit denen er hier zwangsläufig zusammengepfercht war. Seine Finger huschten über die Tasten, klapperten Befehle hervor, so schnell sein geschärftes Hirn die Ergebnisse analysieren konnte.
Nun, da war eine Sicherheitsblockade… doch nachdem er
sich bereits die höchste Benutzerstufe des Schiffssystems zugewiesen hatte, konnte er sich den Objektkode im
Blockadeprogramm selbst anschauen. Ja er konnte ihn sogar
›korrigieren‹. »Hier ein Patch, dort ein Patch«, summte Polyon, als er eine leicht veränderte Version des Objektkodes eingab,
»und da und dort eine Falltür, dideldideldum.« Als das System das revidierte Programm akzeptiert hatte und hochfuhr, ging Polyons Summen in eine triumphierende Version von »Ich bin der Mann, der die Bank von Monte Carlo gesprengt hat!« über.
Was natürlich nicht ganz präzise war; denn es ging ihm um weitaus größere Gewinne, als es in einer einzigen Nacht des Glücksspiels im Stil der Alten Erde möglich gewesen wäre. Er würde es ihnen zeigen – ihnen allen. Angefangen bei den Lahmhirnen, die mit ihm an Bord gegangen waren. Polyon wußte genau, weshalb man ihn an einen zweitklassigen Posten in einem drittklassigen Sonnensystem versetzte – seine Erinnerungen huschten wie verschreckte Mäuse über die
Oberfläche jener häßliche Szene mit dem Dekan – ; aber es mußte auch einen Grund geben, weshalb man alle diese
anderen verzogenen Lieblinge der Hochfamilien in eine Art Exil verbannte. Er würde damit anfangen, diese kleinen Geheimnisse zu ergründen, und dann… nun, vielleicht würde ihm eins dieser reichen Bälger bei der Durchführung seines Großen Plans sogar nützlich sein können.
Und danach… das System Nyota. Den gesamten Subraum
von Wega. Die Zentralwelten. Warum nicht? dachte Polyon, benommen von der Großartigkeit seiner eigenen Begierden.
Wenn er eins gelernt hatte, als er aufwuchs, so daß man so gut wie mit allem durchkam, solange man
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