Raumschiff 2 - Nancia
vollständige
Transitionsschlaufen ab, bevor er schließlich den Pilotensessel vom Instrumentenpaneel abstieß.
»Ihr GehirnSchiff kämpft gegen mich«, teilte er Forister beim nächsten Normraumdurchtritt mit.
»Gut für sie!« Etwas lauter fügte Forister hinzu: »Nancia, Mädchen, kannst du mich hören? Mach weiter so!«
»Seien Sie kein Narr, Forister«, sagte Polyon müde. »Wenn Ihr GehirnSchiff bei Bewußtsein wäre und zusammenhängend denken könnte, hätte sie uns schon selbst aus der Singularität geführt.«
Er nutzte die verbliebenen Sekunden im Normraum, um
einen weiteren Befehl einzutippen. Nun hallten die
melodischen Töne von Nancias Zugangskode durch die
Kabine. Forister erbleichte. Dann umwirbelten sie die
Transitionsräume wieder, verwandelten die Kabine und alles darin auf monströse Weise, und Polyon konnte nicht mehr auseinanderhalten, welches der verzerrten Abbilder vor ihm die Öffnung zu Nancias Titansäule zeigte.
Beim nächsten Durchtritt durch den Normraum sah er, daß die Säule tatsächlich immer noch geschlossen war. Die
Transition mußte die letzten Töne der Zugangssequenz verzerrt haben. Er tippte den Befehl noch einmal ein. Wieder erklangen die melodischen Töne ohne ihre Begleitsilben; und wieder geschah nichts.
»Sie sollten mir besser den Rest des Kodes mitteilen«, sagte er beim nächsten Normraumdurchtritt zu Forister.
Forister lächelte – ganz kurz; irgend etwas an seinem –
Gesichtsausdruck erinnerte Polyon an sein eigenes ironisches Lachen. »Wie kommen Sie darauf, daß ich ihn kenne, mein Junge? Die beiden Teile werden streng voneinander getrennt gehalten. Ich wußte nicht einmal, wie ich aus Nancias
Speicherbanken an die Tonsequenz herankomme.
Höchstwahrscheinlich sind die Silben gar nicht in ihr
enkodiert. Sie werden in der Zentrale gespeichert sein.«
»Ein Pilot soll die gesprochene Hälfte des Kodes kennen«, brüllte Polyon.
»Ich habe kurz vor diesem Flug eine Umkodierung
veranlaßt«, behauptete Forister. »Aus Sicherheitsgründen. Bei so vielen Gefangenen an Bord befürchtete ich eine
Kaperaktion – wie es aussieht, mit gutem Grund.«
»Ich hoffe wirklich, daß Sie lügen«, meinte Polyon. Er preßte die Lippen aufeinander und wartete die nächste Transition ab, um seine Argumente zu sammeln. »Denn wenn die Zentrale die einzige Quelle für den Rest des Kodes sein sollte, sind wir alle tot. Aus der Singularität kann ich nicht das Netz anzapfen und mich in die Datenbank des Kurierdiensts einhacken – und ohne das Gehirn zu neutralisieren kann ich uns nicht aus der Singularität herausführen.«
»Sie meinen, ohne Nancia umzubringen«, versetzte Forister mit kalter Stimme. Sein Blick flackerte einmal zur
Kabinenkonsole. Polyon folgte den Augen des Manns, und für einen Augenblick packte ihn die Furcht. Über den
Instrumentenpaneelen stand ein feingliedriges Solido, das Abbild einer schönen jungen Frau mit spitzbübischem Lächeln und einer Wolke roter Locken um sich.
Polyon hatte von Piloten gehört, die sich emotional auf ihr GehirnSchiff fixierten, ja soweit gingen, ein Solido vom Genotypus ihres Schiffs anfertigen zu lassen, das ihnen zeigte, wie die Mißgeburt ohne ihre fatalen Defekte hätte heranreifen können. Er hätte gar nicht gedacht, daß Forister ein
sentimentaler Typ war oder daß er überhaupt genügend Zeit gehabt hatte, sich derartig an Nancia zu binden. Es könnte gut sein, daß der Idiot wirklich lieber sterben würde, als sein GehirnSchiff zu töten.
»Es gibt keinen Grund, das Problem mit Gefühlsduselei zu befrachten«, sagte Polyon zu ihm. Wie konnte er Forister nur aus seiner sentimentalen Fixierung herausbrechen? »Solange die Kontrolle über das Schiff teilweise bei mir, teilweise aber auch bei Nancia liegt, kann uns keiner von uns allein aus der Singularität navigieren.«
Verdammte Transitionsschlaufe! Forister hatte den Rhythmus inzwischen registriert. Und die erforderliche Wartepause, in der sich drei verzerrte Subräume um sie komponierten und wieder dekomponierten, gewährte ihm Zeit zum Nachdenken.
»Ich habe einen besseren Vorschlag«, sagte der Pilot
schließlich. »Sie behaupten nur, daß Sie uns herausnavigieren können. Schön, aber daß Nancia es kann, das wissen wir alle.
Übergeben Sie ihr wieder die volle Kontrolle, dann…«
»Was dann? Lassen Sie dann die Anklage fallen und ich kann wieder zurück, um eine Gefängnisfabrik zu leiten? Da habe ich inzwischen eine bessere Karriere in
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