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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Forister gerichtet. »Dort rüber.« Mit einem Kopfrucken wies er auf die Zentralsäule. Irgendwo dahinter trieb das Gehirn des Schiffs innerhalb einer Titanschale, ein zerschrumpfter, mißgestalteter Körper, der durch Röhren und Drähte und Versorgungssysteme am Leben gehalten wurde.
    Polyon erschauerte bei dem Gedanken; er hatte nie begriffen, warum die Zentrale darauf bestand, diese Ungeheuer am Leben zu halten, ihnen sogar verantwortliche Positionen zu
    übertragen, die ebensogut von richtigen Menschen wie ihm selbst hätten eingenommen werden können. Nun, das Gehirn würde mittlerweile wahnsinnig geworden sein zwischen der sensorischen Deprivation und den Reizen, mit denen es seine eigenen Hyperchips auf seinen Befehl hin bombardiert hatten; es zu töten würde ein Akt der Barmherzigkeit werden. Und ebenso angebracht würde es sein, den Piloten am Fuß der Säule umzubringen.
    Aber jetzt noch nicht. Polyon machte sich nicht das geringste darüber vor, daß er längst nicht alles über die Navigation eines GehirnSchiffs wußte. Wenn er sie lebend aus dieser
    Transitionsschlaufe bringen wollte, würde er der vollen Unterstützung der Computer und des Piloten bedürfen.
    Er studierte die Nadleranzeigen, drehte mit dem Daumen am Rad, musterte dabei Darnell und Fassa. Wem von ihnen durfte er vertrauen? Keinem, wenn er es genau nahm; also schön, wer von ihnen fürchtete ihn am meisten? Fassa hatte eine
    aufmüpfige Art entwickelt, hatte Fragen gestellt, wo sie hätte zuhören sollen. Darnell war immer noch grün im Gesicht, schien aber nicht mehr zu erbrechen. Polyon warf ihm den Nadler zu, und Darnell fing ihn im Reflex auf, kurz bevor die Transition ihn zu einem leuchtenden Strich aus
    Permalegierung schrumpfen ließ.
    »Wenn einer von ihnen sich bewegt«, sagte Polyon
    freundlich, »dann nadle sie. Ich habe ihn auf Töten
    eingestellt… und zwar auf langsames.« Tatsächlich hatte er Micayas Einstellung übernommen, die Waffe würde also eine lähmende, aber nicht tödliche Dosis Paravenin versprühen; doch es gab keine Notwendigkeit, seine Gefangenen allzu sehr zu beruhigen. »Und nun…« Er zog seine Uniformjacke aus und legte sie säuberlich über den Drehsessel, auf dem Micaya gesessen hatte, um dann in Foristers Sessel vor der
    Kommandokonsole Platz zu nehmen. Die Transitionen
    übertrieben das leichte Rucken seiner Handgelenke zu einer aufgeblähten Geste, machten aus seinen Ärmeln weiße
    Stoffwolken, die alles überragten und die anderen
    Kabineninsassen zu Zwergen werden ließen.
    »Was glauben Sie, was Sie da tun?« rief Forister. Seine Stimme schrillte durch den vierten Transitionsraum.
    Polyon lächelte. Er konnte seine eigenen Zähne und sein Haar leuchten sehen, weiß und golden, im spiegelhellen Paneel. »Ich«, sagte er leise, »werde uns jetzt aus der Singularität führen. Meinen Sie nicht auch, daß es langsam Zeit wird, daß jemand das übernimmt?«
    Sein Spiegelbild wurde schmaler, verlieh ihm ein
    zerquetschtes Gesicht wie eine Wanze, ließ das strahlende Gold seines Haars stumpf werden und verwandelte seine
    Zähne in grüne, faulende Stümpfe. Unter seinen Händen
    schrumpfte das Kontrollpaneel zusammen, dann schwoll es wieder an und hob sich wie ein sturmdurchtostes Meer. Als der Normraum nahte, schoß Polyon vor, tippte einen Satz knapper Kommandos mit der rechten Hand, während er mit der linken über das Eingabebrett fuhr, um Nancias mathematische
    Koprozessoren aufzurufen, gleichzeitig rasselte er verbale Befehle herunter, die das ganze Schiff auf seine Befehle reagieren lassen würden, bereit, durch die Subräume aus der Singularität hinaus zu segeln.
    Das Schiff war träge wie ein Wasserfahrzeug ohne Ruder und Tiefgang, die Hälfte der Maschinen gehorchte seinen Befehlen, die andere Hälfte machte sie wieder zunichte. Die

mathematischen Koprozessoren gingen online und
    verschwanden wieder, bevor er die erforderlichen
    Berechnungen eingegeben hatte, stießen kreischendes
    Kauderwelsch aus und glitten in einem Durcheinander
    sinnloser Symbole davon. Der Augenblick des Normraums war verstrichen, und Polyon knirschte mit den Zähnen. In der zweiten Transformation fühlten sich die Zähne an wie
    verfaultes Gemüse in seinem Mund, um in der dritten zu Nadeln zu werden, die Blut zogen, und als der Normraum schließlich wiederkehrte, hatte er gelernt, seinen Emotionen nicht wieder nachzugeben.
    Er unternahm zwei weitere Versuche, Kontrolle über das Schiff zu erlangen, wartete drei

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