Raumschiff 2 - Nancia
reinzulegen. Hast du ernsthaft geglaubt, daß du damit deine Haut retten würdest?
Sie werden dich nur benutzen und wieder wegwerfen, wie es dein Vater getan hat.«
Fassa wurde bleich und erstarrte. »Nicht alle von uns haben ein derart schlichtes, überschaubares Weltbild«, warf Forister ein. »Aber Fassa, Sie können nicht…«
Darnells Finger zuckten. Polyon nickte. Langsam, zu
langsam hob Darnell den Nadler. Er ließ Forister reichlich Zeit, Fassa an den Schultern zu packen und sie aus der Schußlinie zu reißen. Während Forister sich bewegte, schien die Kabine einen Satz zu machen, und die Beleuchtung wurde schwächer. Die Gravitation ging auf halbnormal zurück, dann verschwand sie gänzlich, und als Fassa emporwirbelte, drückte die Reaktion auf Foristers Schub ihren Urheber in die
entgegengesetzte Richtung. Die Nadeln sprühten weit
auseinander, doch ein leuchtender Strich am Ende des Bogens durchbohrte Foristers Ärmel und brachte sein Handgelenk zum Bluten. Das Blut tänzelte in leuchtenden Tröpfchen durch die Kabine, die von der Transitionsschlaufe zu blutigen Seen verzerrt wurden; Polyon beobachtete eine Blase von der Größe eines kleinen Teichs, die unaufhaltsam auf ihn zugeschwebt kam, sich mit klammem Griff um ihn legte und schließlich zu einem hellen, knopfgroßen Fleck auf seiner Hemdfront
schrumpfte.
Fassa schwebte zurück, um Foristers schlaffen Körper zu ergreifen und zu rufen: »Warum haben Sie das getan? Ich wollte Sie retten!«
»Wollte… daß er… mich umbringt«, hauchte Forister. Das Paravenin kämpfte gegen die Kontraktionen seines Brustkorbs.
»Ohne mich – keine Möglichkeit, an Nancias Code zu
kommen. Hier gefangen… wir alle… besser, als ihn
freizulassen? Mir verzeihen?«
»Lieber den Tod als die Schande.« Polyon verlieh den
Worten einen höhnischen Zungenschlag, um das rührselige Paar merken zu lassen, was er von solchen Durchhalteparolen hielt. »Und der Tod wird es wohl schon werden. Sehen Sie, wie die Schiffssysteme versagen? Was wird Ihrer Meinung nach als nächstes ausfallen? Der Sauerstoff? Der
Kabinendruck?«
Ohne direkte Befehle hätten Gravitation und Beleuchtung eigentlich durch Nancias autonome Nervenfunktionen
gesteuert werden müssen. Forister stöhnte auf, als ihm klar wurde, was dieser jüngste Ausfall zu bedeuten hatte.
»Sie stirbt ohnehin. Mit oder ohne Ihre Hilfe«, setzte Polyon nach. »Aber Sie sind noch nicht tot. Ich habe Sie belogen. Der Nadler war nur auf Lähmung eingestellt. Und jetzt geben Sie uns den Zugangskode, bevor Nancia aufhört zu atmen und uns allesamt umbringt.«
Mit trägem, schmerzvollem Zucken schüttelte Forister den Kopf.
»Komm her, Fassa, Liebes«, befahl Polyon.
»Nein. Ich bleibe bei ihm.«
»Das meinst du doch gar nicht ernst«, konterte Polyon
freundlich. »Du weißt doch selbst, daß du dafür viel zu viel Angst vor mir hast. Erinnerst du dich noch an die schäbigen Bauten, die du auf Shemali errichtet hast? Du hast sie kostenlos ersetzt, weißt du noch, und dabei brauchte ich noch nicht einmal eins der interessanten Dinge zu tun, über die wir gesprochen hatten. Aber wenn ich dir damals schon drohte, dir bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen, Fassa, nur weil du mich bei einer Fabrik übers Ohr gehauen hattest, dann denk doch mal darüber nach, was ich dir wohl erst antun werde, wenn du dich jetzt gegen mich stellst.«
Die Transitionsschlaufe war fast eine Hilfe: Die erzwungenen Pausen gaben Fassa Zeit, ihre kühne Haltung noch einmal zu überdenken.
»Machen Sie schon, Fassa«, drängte Forister, als normales Sprechen wieder möglich war. »Sie können mir jetzt nicht mehr helfen, und ich möchte auch nicht mitansehen müssen, wie Sie meinetwegen zu Schaden kommen.«
»Danke für die Information«, sagte Polyon mit höflicher Verneigung. »Vielleicht werde ich das als nächstes versuchen.
Aber ich denke, wir werden lieber mit einer noch älteren und teureren Freundin beginnen, um zu schnelleren Ergebnissen zu gelangen. Darnell, wenn die Mißgeburt – nein, ich tue es selbst. Halte du nur den Nadler auf Fassa gerichtet für den Fall, daß sie auf komische Gedanken kommen sollte.«
Polyon hielt sich am Pilotensessel fest, um seinen Halt nicht zu verlieren, dann drehte er sich um und verpaßte Micaya Questar-Benn einen heftigen Tritt. Die Aufhebung der
Schiffsgravitation hatte sie zwar von ihren künstlich
beschwerten Prothesen befreit, die sie bis dahin am Boden festgehalten hatten, aber Arm
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