Raumschiff 2 - Nancia
bedaure ich es wirklich nicht, nicht die Freuden der Normalschalen teilen zu können. Was feiern wir überhaupt?«
»Prozeßende! Verfolgst du denn überhaupt keine
Nachrichtenbytes?«
»In letzter Zeit nicht. Sie haben immer so wenig zu sagen«, heuchelte Nancia. Und sollte es irgendwelche Zweifel an meiner Aussage geben, will ich sie lieber gar erst nicht hören.
»Nun, jetzt aber doch.« Forister richtete sich auf und stellte sich leise schwankend in die Mitte der Kabine. »Die
Urteilsverkündung fand heute statt. Alpha bint Hezra-Fong und Darnell Overton-Glaxely haben jeweils fünfundzwanzig Jahre bekommen. Sie werden Sozialarbeit auf einem
neukolonisierten Planeten leisten
– unter strenger
Bewachung.«
»Alpha mag für die Kolonisten ja noch von gewissem Nutzen sein«, bemerkte Nancia, »aber ich weiß wirklich nicht, womit ein armer, unschuldiger Haufen Siedler es verdient haben könnte, ausgerechnet Darnell aufs Auge gedrückt zu
bekommen.«
»Es ist eine Agrarwelt«, erklärte Forister fröhlich. »Da muß man sich bei der Arbeit eine Menge bücken. Und was den Rest betrifft…« Er wurde kurz nüchtern. »Polyon geht zurück nach Shemali.«
»Wie bitte?!«
»Um an den Säurebädern der Hyperchip-Produktion zu
arbeiten«, ergänzte Forister. »Der neue Direktor hat eine narrensichere Methode entwickelt, den Virus unschädlich zu machen, den Polyon in seine Hyperchipkonstruktion eingebaut hat. Die Fabriken sollen also weiterproduzieren… unter einer etwas verantwortungsbewußteren Leitung. Ich fürchte, das Angebot an Hyperchips dürfte für eine Weile in den Keller gehen. Es wird wahrscheinlich einige Zeit dauern, bis du die Exemplare ersetzen kannst, die du dir ausgebrannt hast, Nancia.«
»Damit kann ich leben«, antwortete Nancia. Es würde
wirklich noch sehr viel Zeit vergehen, bevor sie irgendeinen Chip, der von Polyon de Gras-Waldheim entwickelt worden war, auch nur auf Anschlußdistanz ihrer Mutterplatinen heranlassen würde!
Forister hatte immer noch nicht die beiden Menschen
erwähnt, deren Schicksal sie am meisten interessierte. »Und Blaize?« Allzu schlimm konnte es nicht sein, sonst würde Forister jetzt nicht so enthusiastisch feiern.
»Fünf Jahre sozialer Dienst«, teilte Forister ihr mit. »Hätte schlimmer kommen können. Man hat auch schon einen
Planeten im Subraum Deneb ausgesucht – noch schlimmer als Angalia und die einzige vernunftbegabte, empfindungsfähige Lebensform dort gleicht Riesenspinnen, mit denen noch
niemand hat kommunizieren können. Blaize hat zwar gefleht und gejammert, aber ich habe den Verdacht, daß er es gar nicht mehr erwarten kann, den Spinnen ASL beizubringen. Nach dem nächsten Auftrag müssen wir unbedingt mal
vorbeischauen und sehen, wie er sich macht.«
»Nach dem nächsten Auftrag?«
»Hier ist die Datenaufzeichnung.« Forister warf ein Hedron in Nancias Leseschlitz. Sie las die Anweisungen, während er mit Micaya die Flasche Badacsonyi Keknyelu öffnete. Sie waren zu dritt als Team nach Theta Szentmari beordert
worden… wirklich sehr, sehr weit von der Zentrale entfernt, eine Reise durch drei verschiedene Singularitätspunkte. Eine der Singularitätstransitionen würde sie kurz in den Subraum Deneb führen.
»Und was«, fragte sie, »sollen wir dort anstellen?«
Vorausgesetzt, man will mich überhaupt noch als GehirnSchiff haben… was ich annehme. Aber warum hat denn keiner ein Wort über Fassa verloren?
»Versiegelte Befehle.« Forister warf ein zweites Hedron in das Lesegerät. Zu ihrer Bekümmerung mußte Nancia
feststellen, daß sie die darauf enthaltenen Informationen nicht entschlüsseln konnte. »Es soll sich selbst entschlüsseln, wenn wir durch die dritte Singularität kommen«, erklärte Forister.
»Anscheinend ist das, was da vorgeht, was immer es auch sein mag, sogar noch zu heiß, um es in der Zentrale zu erklären…
Man macht sich Sorgen wegen undichter Stellen. Man hat über die Möglichkeit gesprochen, uns drei zu einem permanenten Untersuchungsteam zusammenzufassen, das heißen kleinen Skandalen nachgehen soll, wie es wahrscheinlich gerade einen auf Theta Szentmari gibt.«
»Und was«, fragte Nancia vorsichtig, »denkt ihr beide
darüber? Jetzt, da der Prozeß beendet ist? Und… du hast mir überhaupt nichts von Fassa erzählt.«
»Ach ja, Fassa.« Foristers fröhliches Augenzwinkern verlor etwas von seinem Glanz. »Sev begleitet sie nach Rigel IV, hast du das gewußt? Er sagt, daß er dort versuchen
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