Raumschiff 2 - Nancia
selbst aufklären, Alpha, oder soll ich…
meine eigenen Informationen beisteuern?« Er krümmte den Finger und winkte ihr damit, worauf sie näher an seinen Kontrollsessel herantrat.
»Nichts Großartiges«, antwortete Alpha. »Aber… bei
Sommerland handelt es sich um eine Doppelklinik. Einerseits für zahlende Gäste – hauptsächlich VIPs –, andererseits auch Sozialfälle, um die Gemeinnützigkeitseinstufung zu
verbessern. Ich habe ein paar Ideen, was die Verbesserung von Blissto betrifft – etwas, was wir Süchtigen in kontrollierten Dosen verabreichen können. Damit können wir verhindern, daß sie in einen Zyklus des Verlangens und der immer weiter gesteigerten Einnahme von Straßendrogen gelangen.«
»He, ich mag das Zeug aber so, wie es ist!« protestierte Darnell. »Und ich gerate nicht in so einen Zyklus.«
»Gut«, teilte Alpha ihm mit, »dann bist du auch keine
suchtanfällige Persönlichkeit. Manche Leute haben nicht so viel Glück. Hast du mal wirkliche Blissed-out-Fälle
kennengelernt? Leute, die lange genug ausreichend hohe Dosen eingenommen haben, bis ihr Nervensystem aussah wie Weizenhäcksel? Meine Version der Droge wird nichts dergleichen bewirken. Sie wird uns vielmehr in die Lage versetzen, die Blissed-out-Fälle aus den Kliniken zu entlassen und sie nützliche Arbeit verrichten zu lassen, solange sie weiterhin ihre Medikamente bekommen. Und ich bin
diejenige, die die ganze ursprüngliche Entwicklungsarbeit an dieser Droge durchgeführt hat. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Art Abfallprodukt meiner Arbeit über… na ja, wir brauchen ja nicht gerade alle langweiligen Einzelheiten meiner Forschungsarbeit durchzugehen«, fuhr sie mit einem Seitenblick auf Polyon fort. »Es kommt darauf an, daß ich alle Formeln und Labornotizen auf Hedra gespeichert habe.«
»Aber würde das Patent denn nicht der Medizinhochschule der Zentrale zufallen, wenn du deine Arbeit dort ausgeführt hast?«
»Ja, falls die Droge patentiert wird«, stimmte Alpha zu.
»Und verkaufen kannst du sie auch nicht, bevor sie nicht alle Tests durchlaufen hat und patentiert wurde – also nützt sie dir doch überhaupt nichts!«
Alphas Blick traf über Darnells Kopf hinweg auf Polyons.
»Sehr richtig«, bestätigte sie ernst, »aber ich denke, ich werde mir trotzdem eine Möglichkeit erschließen können, aus dieser Situation Gewinn zu ziehen.«
»Was ist denn mit dir, Fassa?« fragte Polyon. Seit ihrer Spitze über die Sklavennamen im System Nyota war das
Mädchen sehr still geworden. »Wirst du diese Baufirma
übernehmen, die dein Papa dir auf dem Präsentierteller überlassen hat?« Sein Tonfall verlieh der Frage etwas
Obszönes.
»Doppelter Profit pro Auftrag«, verkündete Fassa gelassen.
»Ich habe einen Abschluß in Buchhaltung. Ich kann die Bücher so frisieren, daß kein Prüfer es jemals herausbekommt.«
Darnell stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Aber wenn man dich doch erwischen sollte…«
Fassa rekelte sich auf der anderen Seite von Polyons Sessel.
»Ich denke«, sagte sie verträumt, »daß ich jeden Prüfer ablenken kann, der auf den Gedanken kommen könnte, die Bücher tatsächlich einmal durchzugehen. Und auch jeden Inspektor von der Baubehörde, der die Materialqualität abhaken muß.« Ihr träges, schläfriges Lächeln versprach eine ganze Welt geheimer Freuden. »Im Baugewerbe steckt eine Menge Geld… sofern man es richtig anpackt.«
Inzwischen hatten die vier eine dichte Gruppe gebildet: Polyon im Kommandosessel, Darnell hinter ihm stehend, Fassa und Alpha rechts und links von ihm sitzend. Nun richteten sich vier erwartungsvolle Augenpaare auf Blaize.
»Na ja«, sagte er, schluckte und fing wieder von vorne an.
»Der PHD bietet nun mal leider nicht so viele Möglichkeiten, kreativ zu werden, wie eure Unternehmungen, nicht?«
»Entweder bist du für oder gegen uns«, antwortete Polyon.
»Was soll es sein, kleiner Cousin?«
»Neutralität vielleicht?«
»Das ist nicht gut genug.« Polyon ließ den Blick über die anderen drei schweifen. »Er hat unsere Pläne mitbekommen.
Wenn er sich uns nicht anschließt, könnte er auf die Idee kommen zu petzen…«
Alpha beugte sich vor, lächelte lieblich. Vor ihrer dunklen Haut wirkten ihre Zähne sehr lang und sehr weiß.
»Oh, das würdest du doch nicht tun, oder, liebster Blaize?«
»Nicht einmal im Traum würde ich daran denken«, warf
Darnell ein und schlug eine Faust gegen seine ausgestreckte Handfläche.
Fassa
Weitere Kostenlose Bücher