Raumschiff 2 - Nancia
verkleinerbarer Kontinua angesehen
werden kann, von denen jedes mindestens ein nichtdegeneratives Element enthält.«
Fassa del Parma zog eine Grimasse und schob ihr Spielicon in einer Reihe kurzer, abgehackter Bewegungen über den Bildschirm. »Sicherlich äußerst nützliche Informationen«, sagte sie in sarkastischem Ton, »aber müssen wir anderen etwa den Preis des Zuhörens dafür bezahlen? Diese ganze theoretische Mathematik verursacht bei mir nur
Kopfschmerzen. Und es ist ja auch nicht so, als wäre sie zu irgend etwas gut, etwa für Streßanalysen oder Materialtests.«
»Sie ist gut dafür, uns in zwei Wochen anstatt von sechs Monaten ins System Nyota zu bringen, Täubchen«, belehrte Polyon sie. »Und es ist auch tatsächlich ziemlich einfach.
Laienhaft ausgedrückt zeigt uns die Singularitätstheorie lediglich, wie man zwei weit auseinanderliegende
Subraumgebiete zu einer Sequenz verdichteter
Dimensionalitäten entstrukturiert, die ein gemeinsames, nichtdegeneratives Element miteinander teilen. Wenn die Subräume singulär geworden sind, scheinen sie sich an diesem Element zu überschneiden, und wenn wir uns aus der
Dekomposition wieder entschälen, verlassen wir den Zentralen Subraum und betreten den weganischen Raum.«
Nancia war sich selbst dankbar dafür, daß sie ihrem Impuls widerstanden hatte, sich in das Gespräch einzuschalten. Ihre Klassenkameraden in der Labor schule hatten recht gehabt, was Normalpersonen betraf. Polyon kannte zwar alle richtigen Begriffe der Singularitätmathematik, die grundlegende Theorie selbst aber hatte er hoffnungslos durcheinandergebracht. Und es war auch offensichtlich, daß er die dieser Theorie
zugrundeliegenden Berechnungsprobleme nicht verstanden hatte. Die reine topologische Theorie mochte zwar die
Existenz einer Serie von Dekompositionen nachweisen, doch ein Schiff tatsächlich durch diese Serie zu treiben, verlangte nach massiven linearen Programmieroptimierungen, die alle in Echtzeit ausgeführt werden mußten, ohne jede Gelegenheit, einen etwaigen Fehler noch einmal zu korrigieren. Kein Wunder, daß man es Normalpersonen nicht anvertraute, ein Schiff durch die Singularität zu steuern!
»Ich stimme dir zu«, sagte Alpha zu Fassa. »Einfach
langweilig. Da ist ja selbst die Geschichte von Nyota noch besser als das Studium der Mathematik.«
»Das ist klar, daß du so darüber denkst«, versetzte Fassa,
»schließlich wurde es ja von deinen Leuten entdeckt und getauft.« Das leise Grinsen in ihrem Gesicht teilte Nancia mit, daß es sich bei dieser Bemerkung um eine Art Spitze gegen Alpha handeln mußte. Eilig ging sie ihre Daten über das System Nyota durch, fand darin aber keinerlei Hinweis darauf, weshalb sich die Familie Hezra-Fong sonderlich dafür
interessieren sollte.
»Suaheli ist eine Sklavensprache«, erwiderte Alpha eisig.
»Das hat nichts mit dem Stamm der Fong zu tun. Mein Volk stammt von der anderen Seite des Kontinents – und wir wurden nie versklavt!«
»Kann mir vielleicht jemand mal einen Stadtplan für diese Konversation geben?« klagte Darnell. »Ich bin jetzt noch verwirrter als bei Polyons Mathelektion.«
»Diese Information«, erwiderte Alpha, »ist umsonst.« Sie richtete sich zu voller Höhe auf, ragte dabei um mehrere Zentimeter über Fassa hinaus und gewährte dem Scheitel ihres glänzenden, dunklen Schädels einen vernichtenden Blick. »Das System, in das wir fliegen, wurde von einem schwarzen
Nachfahren der amerikanischen Sklaven entdeckt. In einem Anflug fehlgelenkter Begeisterung beschloß er, der Sonne und allen Planeten Namen aus einer afrikanischen Sprache zu verleihen. Leider war er so ungebildet, daß er von allen diesen Sprachen nur Suaheli kannte, eine Handelssprache, die von arabischen Sklavenhändlern über die Ostküste Afrikas
verbreitet wurde. Die Sonne nannte er Nyota ya Jaha –
Glücklicher Stern. Auch die Planetennamen sind halbwegs genaue Beschreibungen. Bahati bedeutet Glück, und es ist tatsächlich ein halbwegs vernünftiger Platz zum Leben – grün, mit mildem Klima, einer Menge hübscher Landschaft, die auch noch ruhig ist. Shemali bedeutet Nordwind.«
Polyon stöhnte anerkennend. »Ich weiß. Im Gegensatz zu einigen unter uns habe ich etwas über unser Zielsystem nachgelesen. Der Planet heißt Nordwind, weil der dort
dreizehn Monate im Jahr vorherrscht.«
»Dreizehn Monate hat man dort im Jahr? Ach so – ich verstehe! Eine längere Rotationsperiode, richtig?« Darnell strahlte voll
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