Raumschiff 2 - Nancia
überprüfen; und sonst würde es niemand wagen, ihr irgendwelche Fragen zu stellen. Der Wohlfahrtspatient B.342.iv würde in den Listen als Opfer eines Herzversagens in Folge eines bereits existierenden Leidens auftauchen, das in der Klinik nicht rechtzeitig hatte behoben werden können.
Das einzige Problem lag darin, daß dies schon der dritte Tod in diesem einen Jahr war, seit Alpha damit begonnen hatte, ihre verbesserte Version des Blissto zu testen. Wenn sie nicht bald die Dosierung der Droge richtig hinbekam, würde irgend jemandem die Häufung der Berichte über plötzliche Tode mit gleicher Ursache auffallen, und dann würden Fragen gestellt werden.
Alpha überlegte ernsthaft, wieder mit Kaninchen zu
experimentieren. Doch Kaninchenställe stanken, und es
bedeutete sehr viel Arbeit, für die Tiere zu sorgen. Und außerdem war es noch wahrscheinlicher, daß irgend jemandem dann ihr plötzliches Interesse an Haustierzucht auffallen würde.
Sie würde sich einfach einige weitere Entschuldigungen für diese plötzlichen Tode ausdenken müssen. Ein paar Varianten im Papierkrieg würden dabei helfen, diese unglücklichen Unfälle zu vertuschen.
SUBRAUM PROCYON,
ZENTRALDATUM 2751: CALEB UND NANCIA
»Das ist langweilig«, beklagte sich Nancia, als sie zusah, wie die Arbeiter auf Szatmar II die Kästen mit Impfstoff löschten, die sie mit Caleb hierher transportiert hatte.
»Es ist aber wichtig, dafür zu sorgen, daß die Kinder
regelmäßig geimpft werden«, belehrte Caleb sie.
»Ja, aber das ist doch wohl kaum ein Notfall. Jedenfalls wäre keiner daraus geworden, wenn der PHD seine Unterlagen
besser in Schuß halten würde.« Ein entsetzter Bürokrat hatte die Entdeckung gemacht, daß irgendein inkompetenter
Beamter namens Harmon, der auf den Zentralwelten im PHD
arbeitete, vergessen hatte, die letztjährigen Impfvorräte an sämtliche PHD-Klientenplaneten im Subsystem Procyon zu verschicken. Deshalb hatte man Nancia und Caleb eine
ausgedehnte Reise durch dieses Subsystem aufgebrummt, um auf weitverstreuten Planeten an Dutzende von Siedlungen Impfstoff gegen Masern und Keuchhusten auszuliefern.
»Ich hätte gute Lust, mit meiner Schwester über diesen Idioten Harmon zu sprechen«, grollte Nancia. »Jinevra würde niemals eine solche Ineffizienz in ihrem eigenen Bereich des PHD zulassen; vielleicht kann sie die Zentrale dazu bewegen, Harmon an einen Posten zu befördern, wo er keinen Schaden anrichtet.«
»Nancia, du würdest doch wohl nicht ernsthaft deine
familiären Verbindungen für persönliche Interessen
mißbrauchen!«
Caleb klang schockiert. Nancia entschuldigte sich sofort. Ihr war gar nicht klar gewesen, daß der Versuch, einen
inkompetenten Bürokraten aus dem Amt zu entfernen, in die Rubrik ›Persönliche Interessen‹ fiel. Doch Caleb hatte zweifellos recht; das hatte er schließlich immer. Und sie fühlte sich auch so richtig schuldig, als er ihr einen Vortrag über die Konsequenzen des Hochmuts und der Erwartung spektakulärer Aufträge hielt. Auch darin hatte er recht. Die Diensttreue verlangte von ihr nicht nur, daß sie sich dorthin begab, wo sie gebraucht wurde, sondern daß sie es auch willig und fröhlich tat.
Nancia versiegelte ihre Ladeluke und versuchte, zu ihrem nächsten Impfstofflieferungsflug mit einem willigen und fröhlichen Herzen zu starten.
BAHATI, ZENTRALDATUM 2752: DARNELL
Darnell lehnte sich in seinem gepolsterten Stimulationssessel zurück und aktivierte die Wechselsprechanlage. »Du kannst jetzt Hopkirk hereinschicken, Julitta, meine Hübsche.«
»Oh, Herr Overton-Glaxely!« Julittas entzücktes Kichern kam deutlich über die Anlage. Darnell aktivierte auch gleich den Doppelmonitor und genoß zwei Ansichten seiner
Sekretärin. Der obere Schirm zeigte sie, wie sie ihre hübschen blonden Locken zurückwarf und sein Kompliment sichtlich genoß, der untere gab ihre wohlgeformten Beine wieder, die sie unter dem Schreibtisch ruhelos übereinander schlug.
Darnell bemerkte auch mit Vergnügen, daß sich Julittas Rock fast bis zur Hüfte hochgeschoben hatte. So ein entzückendes kleines Mädchen!
Darnell betrachtete Julitta – genau wie den zweiten Monitor, die Vibratoreinheiten in seinem Managersessel und das
Panorama von Bahati aus seinem verglasten Managerbüro – als eines der Privilegien, das einem Mann-der-es-geschafft-hatte rechtmäßig zustand. Er ließ Hopkirk in seiner Verlegenheit vor dem Schreibtisch warten, während er mit
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