Raumschiff 4 - Channa
den Docks gestattet sowie in den unmittelbar angrenzenden Freizeittrakten. Es wird empfohlen, sofort den nächsten Zielhafen anzusteuern. Warnung…«
Nun begann sich die Nachricht zu wiederholen, und Baila unterbrach sie. »Weitere Scannerergebnisse, Gebieter: Es gibt zwei Trümmerfelder. Beide befinden sich zwischen uns und der Station. Das der Station nächstgelegene setzt sich aus natürlichen Eisenverbindungen zusammen, Wahrscheinlichkeit beträgt siebenundneunzig Prozent plus, daß es sich um
halbverarbeitetes Asteroidenmaterial handelt. Das zweite, der Braut am nächsten gelegene, besteht aus… Metall und Schiffshüllenkomponenten, säuberlich voneinander getrennt.
Computereinschätzung besagt, daß die Masse der
Metalltrümmer der Masse des Beuteschiffs entspricht.«
Sie betätigte mehrere Instrumente, worauf die Monitore umherwirbelnde Fetzen aus halbzerschmolzenem Metall
anzeigten, von denen kein einziges Stück breiter oder länger als ein Meter war. Die allermeisten bildeten einen Nebel aus Metallpartikeln.
Er kniff die Augen zusammen. Die Quarantäne könnte das Erliegen des Schiffsverkehrs erklären. Bailas Analyse wies darauf hin, daß das Beuteschiff, von dem er wußte, daß es uralter Bauart gewesen war, entweder infolge der
Überbelastung auseinandergebrochen oder von der Station selbst zerstört worden war. Das erstere war wahrscheinlicher, da auf der Station keine Waffensysteme festgestellt worden waren. Kein Zweifel – die Wahrheit über das Ende des
Flüchtlingsschiffs der Betheliter würde sich in den
Stationsaufzeichnungen finden.
»Einschätzung?« fragte Belazir seinen Waffenoffizier.
»Großer Gebieter«, erwiderte der Mann und faßte eine
Wahrscheinlichkeitsrechnung zusammen, »der größte Teil der Fragmente ist eindeutig das Resultat eines ultrahohen
Temperaturzusammenbruchs. Das Bild entspricht vollständig einem plötzlichen Energieausstoß der internen
Hauptantriebsspule eines sehr großen Schiffs. Ein Teil der anderen Trümmer…« Er ließ die entsprechenden Ansichten auf dem Monitor erscheinen, »… weist auf
Schockfragmentierung hin. Das könnte entweder das Resultat direkter Treffer durch chemoenergetische Sprengköpfe sein oder von Sekundäreffekten nach der Explosion des
Triebwerks. Die Wirkung der Schockwelle durch Ausbreitung in der Hülle…«
»Ich bin mit dem Phänomen vertraut«, schnitt Belazir ihm das Wort ab. Der Waffenoffizier zuckte zusammen. Belazir t’Marid hatte schon seine erste Raumschlacht geschlagen, bevor der jüngere Edelmann überhaupt geboren worden war.
»Weiterhin Daten sammeln und analysieren. Meldung über jedwede Anomalitäten.«
»Die sind explodiert«, sagte Serig.
»Im Augenblick ihrer Ankunft? Wie praktisch«, meinte
Belazir. Er nagte an einem Daumen. »Möglicherweise zu
praktisch?«
»Möglich. Andererseits haben wir ohnehin damit gerechnet, daß ihre Triebwerke jeden Augenblick einen katastrophalen Schaden erleiden könnten. Sie haben die letzten dreißig Lichtjahre lang Teile ihrer Kühlblätter verdampft.«
»Das stimmt. Aber es bleibt ein Zufall.«
»Einmal ist Zufall«, warf Serig in rituellem Ton ein,
»zweimal ist stochastisch…«
»… und beim drittenmal ist es Feindeinwirkung, ja«,
beendete Belazir irritiert das Sprichwort. »Aber daß die Station ausgerechnet zur selben Zeit einer Seuche zum Opfer fallen soll?«
»Die Ungezieferrassen sind von schwacher
Körperkonstitution, Gebieter«, erwiderte der andere.
Belazir bedeutete ihm Bestätigung. Die Saat Kolnars war stark. Das mußte sie auch sein, um so lange Zeit auf einem Planeten überlebt zu haben, der für Menschenwesen nicht geeignet und über so viele Jahrhunderte durch skrupellose Ausbeutung und fortgesetzten Krieg mit jeder nuklearen, chemischen und biologischen Waffe immer weiter verwüstet worden war, die der Einfallsreichtum nur hervorzubringen vermochte. Als der Klan vor der Niederlage geflohen war, hatte man die Tradition beibehalten, jedes Kind auszumerzen, das Anzeichen einer Infektionsanfälligkeit zeigte. Tatsächlich war es ein ausgesprochener Glücksfall, daß der Feind durch eine Gefahr gelähmt wurde, die für die Kolnari keine solche darstellte.
»Position halten. Verbindung zu Begleitschiffen herstellen.«
»Jawohl, Großer Gebieter.«
Belazir musterte seine Funkoffizierin. Auch ihr Gesicht strahlte vor Erregung. Er lächelte. Sie war jung, es war ihre erste Dienstspanne. Er konnte sich noch gut an dieses scharfe, gierige
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