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Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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antwortete Belazir und wandte sich mit einem Ausdruck vollkommenster Höflichkeit zu ihm um.
    Die Anwesenheit t’Varaks bot willkommene Abwechslung.
    Ein Feind-Verwandter war immer noch unterhaltsamer als Außenstehende, wenn auch berechenbarer. Mit träger Hand wies er auf das kühle Gras, auf die Holos hoch oben, die den blauen, bewölkten Himmel der Erde nachahmten. Die
    Temperatur war sehr viel niedriger, als es den Kolnari behagte, doch konnten sie alles bis zum Gefrierpunkt und darunter ohne allzu große Unbequemlichkeit erdulden. Keiner von ihnen brauchte mehr am Leib zu tragen als seine Hosen und den Schiffsgürtel mit Gerät. Als Statussymbol trugen die Adligen lange, am Hals offene Roben aus gewässerter Seide, Schmuck aus gehämmertem Silber und Feueropale der Heimatwelt. Ihr Haar war zu schimmernden, schulterlangen Wasserfällen
    gebürstet, mit Kämmen aus Meereselfenbein und Edelmetallen sowie den messerscharfen Federn von Kolnarivögeln nach hinten gerafft.
    Belazir streckte sich. Seine Robe war von strenger
    Schlichtheit, ein blendendes Weiß mit einer Bordüre aus Gold und Indigo.
    »Ich werde die Schönheit dieses Orts genießen. So hübsch und auch so tragisch, weil er schon bald vergehen wird, als hätte es ihn nie gegeben.« In der Dreitonskala fügte er ein klassisches Zitat über Vergänglichkeit und Tod hinzu.
    Zorn durchglühte den anderen Mann, so strahlend wie heißes Metall. Er hätte Belazirs Zwillingsbruder sein können, bis auf eine Haarspange aus Gold statt Silber, und den Unmut seiner Miene. Belazir t’Marid offenbarte einem Feind niemals seine Frustrationen.
    »Drei meiner Männer sind tot, t’Marid«, sagte er.
    »Tot!« stimmte Belazir ihm in mildem Ton zu. »Einer aus dem Hinterhalt erschlagen, zwei weitere von Mann zu Mann, und zwar durch Ungeziefer. Natürlich hat sie das selbst zu Ungeziefer gemacht, sich so achtlos erwischen zu lassen. Um so besser für den Klan, daß sie ausgemerzt wurden, bevor sie züchten konnten.« Oder sehr viel züchten; Kolnari waren schon sehr früh fruchtbar. »Auslese durch das Universum, nicht wahr? So werden sie wenigstens keine Söhne der
    Schande hinterlassen, um mitten in der Göttlichen Saat Erblinien der Schwäche fortzusetzen.«
    Einen Augenblick lang glaubte er, daß Aragiz ihn hier
    angreifen würde, während Belazir eindeutig das Kommando hatte, Serig an der Seite und gepanzerte Mannschaften aus der Schrecklichen Braut im Rücken. Wenn er das tun sollte, würde er tatsächlich besser durch Auslese aus der Göttlichen Saat entfernt. Auf Bethel hatte der alte Azlek t’Varak seinen Helm einen Augenblick zu früh abgenommen und durch diese
    Unvorsichtigkeit seinen Kopf verloren. Das hatte für einen gewissen Skandal gesorgt und das Prestige und die Ehre aller seiner Söhne überschattet – nicht zuletzt auch Aragiz t’Varaks.
    Die t‘Varak waren schon immer Hitzköpfe, dachte Belazir, amüsiert von seinem eigenen Wortspiel. Azlek war allerdings schon fast fünfzig gewesen; Zeit genug, um langsam und senil zu sein. Aragiz dagegen sollte es besser wissen.
    Das tat er auch. »Du solltest das Ungeziefer hier besser unter Kontrolle bringen«, sagte Aragiz in einem ausdruckslosen Tonfall. »Bring ein paar hundert um. Hundert für jeden.«
    »T’Varak, t’Varak«, murmelte Belazir. Er beugte sich vor, pflückte eine Blume ab und zog beim Riechen tief die Luft ein.
    »Es gibt ungefähr fünfzehntausend von dem Ungeziefer auf diesem großen, von Fett triefenden Happen, den der Klan und auch Vater Chalku sich begierig in ihren nimmersatten
    Schlund schieben wollen. Und wenn das Ungeziefer
    argwöhnen sollte, daß fast alle von ihnen sterben werden, wenn wir erst einmal fertig sind, dann werden einige diese Station sabotieren und den Klan dieser Festlichkeit berauben, gleichgültig, was wir dagegen unternehmen. Verzweiflung läßt selbst Ungeziefer tapfer werden. Hoffnung dagegen fördert die Feigheit, wenn jeder für sich selbst hofft.«
    Ein Singvogel kam vorbeigeschossen. Belazirs Hand
    schnappte hervor wie eine Forelle nach der Fliege und fing die winzige Kreatur in ihrer Höhle. Er hob sie Aragiz unter die Nase, wo die sanften Federn im Rhythmus mit ihrem
    Herzschlag über seine Haut strichen.
    »Ich habe sie in meiner Faust, Cousin«, fuhr er fort. »Soll ich sie öffnen…« Er folgte in seinem Tun den Worten. »… und freilassen?« Der Vogel flog davon.
    »Blut ruft nach Blut«, erwiderte Aragiz. »Räche unser Blut, oder du bis kein

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