Raumschiff 4 - Channa
vor, um sie
hinunterzuzwingen.
»Nein, auf ein Knie genügt«, widersprach Belazir locker.
Schon in diesen wenigen Tagen war sein Standard besser geworden. »Wünscht ihr Erfrischungen?«
Er winkte zur anderen Seite zu dem Tisch, wo Speisen und Weinflaschen standen, offensichtlich vom Restaurant
Perimeter angeliefert. Auch die junge Kellnerin stammte aus dem Perimeter, wo sie allerdings noch Kleidung getragen hatte.
»Nein, mein Herr und Gott«, erwiderte Arnos und Channa in demütiger Einträchtigkeit.
Belazir lächelte und streckte die Hand aus. Die Kellnerin reichte ihm ein Wasserglas voll Mart’ans berühmtem
Aprikosenlikör. Er leerte es in zehn langen Zügen, und Channas Herz begann hoffnungsfroh zu klopfen.
Doch Simeons Stimme klang säuerlich. »Kein Grund zur
Freude«, übertrug er ihr. »Ich habe es von Chaundra
überprüfen lassen. Die verarbeiten Äthanol so schnell, daß er davon nur leicht beschwipst werden wird.«
»Nun«, sagte der Pirat mit einer Stimme wie eine dröhnende Bronzeglocke. »Es gibt Arbeit. Die Angelegenheit des
Angriffs auf die Göttliche Saat von Kolnar.«
»Ich glaube, er ist nicht allzu verärgert«, teilte Simeon ihnen mit. »Herzschlag auf absolutem Kolnarnormal, keine
Pupillenweitung. Könnte mir vorstellen, daß die Opfer von einem der anderen Schiffe stammen. Seid höflichbestimmt.«
»Herr und Gott«, sagte Channa. »Die Verbrecher werden
gefaßt und bestraft.«
Subvokal von Simeon: »Damit hast du seinen Musikknopf gekitzelt, Happy. Innerlich lacht er sich fast zu Tode.«
Channa fuhr fort. »Ich habe mehrere allgemeine Rundsprüche abgestrahlt, die nach Gehorsam verlangen, Herr und Gott.«
»Das hast du. Mir fällt auch auf, daß es immer nur du bist und nicht dein Gefährte… Kollege?«
»Simeon-Arnos ist…« Channa verstummte, als die Hand des Kolnari ihr bedeutete, daß Simeon-Arnos selbst antworten solle.
»Ich bin der Junior, Herr und Gott«, erwiderte Arnos, den Blick auf den Boden geheftet.
»Schau mich an, Simeon-Arnos.« Lange Sekunden trafen
sich ihre Blicke. Dann gestikulierte Belazir wieder und richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf Channa. »Schön und gut. Da wir damit rechnen, die Station einige Zeit in unserer Hand zu halten, müssen diese törichten Aktionen aufhören.«
»Lügt wie gedruckt, Baby.«
»Du hast Nachricht geschickt, daß du Audienz begehrst, Channahap«, fuhr Belazir fort. Er erhob sich wie ein schwarzer Quell mit weißgoldener Spitze, die lockeren Ärmel strömten von seinen Armen wie Flügel. Aus seinen annähernd zwei Metern Höhe sah er auf sie herab. »Fahre fort.«
»Herr und Gott«, sagte sie in einem Tonfall, der so gut es ging nur den formalen semantischen Inhalt übertrug, »deine Truppen kopulieren wie die…« Sie hielt inne, suchte nach einem passenden Wort. »… Rottweiler.«
»Das löst gewaltiges Kichern aus, Channie.« Simeon war wütend.
Belazir verschränkte die Arme. »Warum sollte das nicht als Kompliment aufgefaßt werden?«
Channa sah zu ihm auf. »Sie beißen«, erwiderte sie
emotionslos und verbarg ihren Ekel, »die ganze Zeit.«
»Dann sollte das Dr-… sollten die Auserwählten ihrem
Schicksal nicht widerstehen«, meinte Belazir. »Das ist unsere Sitte, wenn wir auf Widerstand treffen.«
»Sie leisten doch gar keinen Widerstand!« erwiderte Channa scharf, dann gelang ihr ein verspanntes Lächeln. »Sollen wir zurückbeißen?«
Ein Raunen ging durch die Reihe gepanzerter Truppen hinter Belazir und der Versammlung von Offizieren mit Federn und Juwelen im Haar. Der Adlige brachte sie mit einem Kopf rucken zum Schweigen.
»Das würde ich nicht empfehlen«, versetzte er sarkastisch.
»Die Sitte, auf die ich mich beziehe, ist der Genuß des Siegs.
Gewiß eine höchst altehrwürdige Sitte, selbst du mußt doch davon wissen? Halte wieder eine von deinen Reden. Erkläre ihnen ihre Pflichten. Dann sollen sie bei der Arbeit gestreichelt und nicht mißhandelt werden.«
»Herr und Gott, wenn man den Genuß allzusehr
beeinträchtigt, wird er schal! Das Problem ist, daß ich hundert Leute im Lazarett habe, die wieder zusammengenäht und
wegen menschlicher Bisse und verschiedener anderer
Verletzungen versorgt werden müssen. Ursprünglich waren es ohnehin schon dreihundert Kranke, nicht eingerechnet jene, die man ausgepeitscht hat.«
»Sind sie verletzt?«
Nein, abgesehen vom Zittern und Heulen und Erwachen aus Alpträumen, dachte sie. Die Kolnari besaßen eine Peitsche, die irgend
Weitere Kostenlose Bücher