Raumschiff 4 - Channa
gehen«, teilte Belazir ihm mit. Seine Augen blieben auf Channa gerichtet.
Chaundra trat ein. Er schritt zu dem weinenden Mädchen und berührte sanft ihre Schulter. »Arme Rachel«, sagte er tröstend,
»armes kleines Mädchen.«
»Doktor«, warf t’Marid in scharfem Ton ein. Chaundra
drehte sich um, richtete sich steif auf und senkte den Blick.
»Ist das deine Patientin?«
»Jawohl, Herr und Gott.«
»Ich schätze es nicht, meine Zeit mit den Tagträumen dieser Verrückten zu vergeuden. Wenn sie auch nur einmal wieder auftauchen sollte – nein, das hat keinen Zweck. Du kannst gehen. Warte. Du hast ihren Krankenbericht? Ich will ihn einsehen.«
»Jawohl, Herr und Gott, aber ich komme von diesem
Computer aus nicht an ihn heran. Die ärztlichen Berichte sind in einem geschlossenen System gespeichert, um den
Intimbereich des Patienten zu schützen.«
Belazir machte eine ungeduldige, wegwerfende Geste.
»Serig, sorge dafür, und dann zurück auf die Braut, wo du die Sache weiterführst, die wir geplant haben. Ich werde in Kürze nachkommen.« Serig verneigte sich tief.
»Wie du befiehlst, Gebieter«, sagte er. »Die Puppe auch?«
Belazir schnaubte. »Fort!«
Rachel atmete tief durch und schien um ihre Würde zu
ringen. Die Zuckungen in ihrem Gesicht ließen nach. »Sie lügen tatsächlich, Herr und Gott, du wirst noch sehen. Ich sage die Wahrheit.«
Es endete mit einem Krächzen, als Serig sie umdrehte und in den Rücken stieß. Sie mußte ein Stück laufen, um nicht zu stürzen; vor ihr öffnete sich zischend die Tür.
»Jetzt«, bellte Belazir. Chaundra folgte.
In der angespannten Stille, die nun folgte, musterten Belazir und Channa einander.
Endlich ergriff Belazir das Wort. »Laß deinen Mann
zurückkommen.«
Channa preßte den Schalter des Intercom. »Simeon-Arnos, würdest du bitte wieder hierherkommen?«
»Diese Rachel ist in dich verliebt«, bemerkte t’Marid, eine Spur von Gelächter in den gelben Augen.
»Ich gestehe«, antwortete Arnos verbittert, »daß mir langsam schon ihr bloßer Anblick Übelkeit bereitet.«
Der Kolnari hob fragend eine Augenbraue.
»Eines Tages«, erklärte Channa ihm, »gelangte sie zu der Überzeugung, daß Simeon-Arnos Gott sei, da ist sie durch die ganze Station gelaufen und hat versucht, die Leute zu
bekehren, damit sie ihn verehren. Sie hat uns allen das Leben ziemlich schwergemacht, ganz besonders aber Simeon-Arnos.«
»Simeon-Arnos«, bemerkte Belazir, »ist ziemlich
offensichtlich das Opfer einer ähnlichen Fixation auf dich, Channahap. Was ein gewichtiger Grund ist, euch eure
Geschichte zu glauben.«
»Ja, Herr und Gott«, erwiderte Channa. Sie schloß die Augen.
Simeon? fragte sie.
»Er ist halbwegs überzeugt, zweifelt aber immer noch etwas.
Ungeduldig. Channa, es geht los. Keine zwanzig Minuten mehr, bis die Piraten Alarm geben.«
Sie öffnete die Augen wieder. »Simeon-Arnos«, sagte sie.
»Geh doch mal und sieh nach der Primärlagerung.«
Er zögerte eine lange Sekunde. »Wie du wünschst.«
Jetzt, befahl Simeon.
Der Wurm hob sein Haupt aus den Ruinen des Schlosses,
blickte über eine Ebene vulkanischer Dampfwolken und
blauglühender Lava. Schwärme von Zungenwespen flogen
dort Patrouille, und Blitze tauchten Krater und Schlucht in abgehackte Muster.
Donner grollte. Ein Gebell brach aus, lauter als der Donner, und das Gewölbe des Himmels teilte sich. Der Wurm erhob sich, endlos, länger als die Zeit, satt von der Fütterung.
Simeon brach durch, und neue Firmamente erblühten über der verwüsteten Landschaft. Das Licht verwandelte sich von einem gnadenlosen Weiß in das sanftere Gelb des
Sonnenscheins. Die Wespen stürzten ab, zuckten, starben.
Dreiköpfig und so groß wie ein Elefant, schritt der Hund neben ihn. Er hob den Schläger und schlug zu.
Der Malmer zuckte vor, und die Mäuler schlossen sich um das Ende der Waffe. Dann wich er zurück, als das Holz sich in eine Zwinge verwandelte und ausdehnte. Er versuchte sich loszureißen, doch die drei Köpfe des Hundes preßten seinen Leib gegen den Boden. Immer breiter und breiter schwoll der glühende grüne Kreis an, bis die Mäuler zu einem Tor
geworden waren.
Skalpell und Eispickel erschienen in Simeons Händen. Er schritt in die Schlünder des Wurms hinein und hob die
Werkzeuge.
»Hiiieeeer ist Sim!« rief er. »Öffne dich weit.«
Auf dem Hilfskommandodeck der SSS-900-C wollte der
Kolnaritechniker soeben nach der hinteren Verschalung des Gefechtscomputers
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