Raumschiff 4 - Channa
Röhrenleitungen und versiegelten Tanks, doch diese Anordnung – offene
Metallrechtecke, die wie Tabletts übereinandergestapelt waren
– war für Stationen besser geeignet. Die Ökosystemarbeiter bewegten sich schnell, ohne zu großen Aufwand oder allzuviel Gerede. Seit der Rückkehr ihrer Chefin war es keine sonderlich fröhliche Sektion mehr, doch lag eine störrische Befriedigung darin, als die Vakuumabdeckungen abgeschraubt wurden und die Waffen unter den etwa hundert Technikern,
Büroangestellten und Arbeitern von Hand zu Hand gingen.
Patsy Sue Coburn sah zu, wie die Nadler hervorkamen: brutal und kompakt. Einen davon schlang sie sich um die Schulter.
Ursinische Waffen hatten für Menschen die Größe von
Maschinengewehren. Dann griff sie in den Teich, holte ihre Bogenpistole hervor und riß die Plastikschicht ab.
»Warte nur ab«, flüsterte sie. Wenn die Kolnari auf ihrem gewöhnlichen Wachgang ein letztes Mal vorbeikommen
sollten, würde es in etwa einer halben Stunde soweit sein.
Die Mannschaft scharte sich um die Aufseher und ließ sich schnell darin einweisen, wie man einen Nadler optimal
einsetzt. Glücklicherweise besaßen die Waffen nur sehr schlichte Kontrollelemente: den Knopf an der Seite im
Uhrzeigersinn bis zum Anschlag drehen und dann den
Abzughahn leicht bis zum Widerstand anziehen. Den Lauf entlang auf das Ziel blicken und den Abzughahn ziehen. Bei solchen Nahsichtwaffen mit geringem Rückstoß dürften sie auf kurze Entfernungen ganz gut zurechtkommen.
Und es ist alles, was wir haben, gemahnte Patsy sich. Sie fühlte sich vollkommen gelassen. In gewisser Weise war sie schon gelassen gewesen, seit sie erwachte und Joats Gesicht vor sich schweben sah, wie ein Gespenst in einer Lichtlache.
»Schätze, darauf kann ich noch warten«, sagte sie sich.
Die anderen blickten sie an.
»Einfach abwarten, bis sie vorbeikommen«, sagte sie
geduldig zum hundertsten Mal. »Simeon hält uns alle auf dem laufenden.« Das hoffe ich, das hoffe ich inständig. »Und wenn sie hier sind, fackelt ihr sie ab. Dann geht ihr nach unten, axial G-8, und schießt auf den Trupp da unten. Bis dahin wird auch Arnos hier sein. Und wenn nicht er, dann ich.«
Sie nickte knapp und schob sich den Nadler auf den Rücken, um die Hände für den Aufstieg auf der Leiter zwischen den Tanks frei zu haben. Am Eingang zum Belüftungssystem
würde sie auf Joat treffen. Am Anfang war der Aufstieg überhaupt nicht beschwerlich, dies waren schließlich die größten Schächte der Station. Unter ihr wurde der Kreis von Gesichtern immer kleiner, sah richtig winzig aus zwischen den rechteckigen Teichen und den riesigen, farbcodierten
Labyrinthen aus Röhren für Nährstoffe, Wasser und Abfall.
Arnos stand ungerührt hinter Channa, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Als Belazir eintrat, verbeugten sie sich knapp. Er nahm den Sessel vor ihrem Schreibtisch und
bedeutete Channa Platz zu nehmen. Der Kriegertrupp begann sich in das kleine Büro zu drängen. Der t’Marid bellte einen Befehl in seiner eigenen Sprache, worauf sich alle bis auf zwei zurückzogen.
Rachel stellte sich neben seinen Sessel. Sie musterte Channa finster und wandte dann das Gesicht ab, die Hände an der Seite zu Fäusten geballt. Arnos dagegen warf sie ein zaghaftes Lächeln zu.
Channa verschränkte die Hände im Schoß. »Herr und Gott, welchem Anlaß verdanke ich die Ehre dieses Besuchs?«
Belazir lächelte und wies mit der Hand auf Rachel. »Ich habe einige interessante Informationen erhalten.«
»Ich habe ihm alles erzählt!« warf Rachel gehässig ein.
Channa und Arnos musterten sie ausdruckslos, dann
schüttelten sie den Kopf und wandten sich wieder Belazir zu.
»Alles?« fragte Channa.
»Sie hat mir erzählt, daß sie und vierzig andere die Reise von Bethel überlebt haben und daß dieser Mann«, er wies mit dem Kinn auf Arnos, »ihr Bräutigam ist. Sie sagt mir, daß er sich für Simeon ausgibt, daß der wirkliche Simeon aber tatsächlich ein Gehirn in einem Behälter ist, das diese Station leitet und den Widerstand gegen den Hochklan anführt.«
Er verschränkte seinerseits die Hände und musterte sie gelassen. »Das würde gewisse Schwierigkeiten erklären.«
Channa bemühte sich nicht zu lächeln, sondern riß die Augen ungläubig auf. Belazir musterte sie eindringlich. Mit
Erheiterung hatte er nicht gerechnet.
»Simeon-Arnos«, sagte sie schließlich, »bitte informiere Doktor Chaundra, daß Rachel gefunden wurde, und sage
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