Raumschiff 4 - Channa
begannen Simeons periphere Monitore, der Sensorenring, der vor einlaufendem Verkehr warnte, Informationen zu übertragen, die darauf hinwiesen, daß ein außerordentlich großes Objekt auf sie zukam. Den Wellen zufolge, die es im Subraum schlug, war es entweder sehr schnell oder sehr groß oder beides. Simeon teilte seine Aufmerksamkeit zwischen Channa und dem Alarm auf und
sendete einen Kommunikationsimpuls in Richtung der
Störung. Der Anflug auf eine Station unterlag strengen Reglementierungen. Unangekündigt einzutreffen, verstieß gegen ein halbes Dutzend Vorschriften und sorgte für reichlich hohe Bußgelder.
Beantworten Sie den Anruf, sendete er. Antworten Sie sofort.
»Nun, in zwei Wochen findet eine Inspektion und
Betriebsprüfung statt«, hörte er Channa in ernstem Tonfall sagen. »Wir müssen das Schiff auf Vordermann bringen, Partner.«
Er wußte es durchaus zu schätzen, daß sie ihm auf subtile Weise an ihr Versprechen erinnerte, ihm bei Joat zu helfen, doch war dies nicht die Zeit für hübsche kleine Details.
»Ich habe aber kein Schiff, Channa«, murmelte er abgelenkt,
»aber dafür habe ich da draußen etwas höchst
Ungewöhnliches, das sich mir nähert, ohne das
vorgeschriebene Protokoll zu beachten.«
Inzwischen trafen auch visuelle Informationen ein. Das Objekt war aus dem interstellaren Transit getreten und kam mit… Großer Ghu, 0,17 c auf sie zu! Ein großes Fahrzeug, dessen Umrisse keinem bekannten menschlichen Schiff
glichen. Die Hülle besaß zwar eine grundlegende Kugelform, aber außen ein richtiges Durcheinander aus Trägern und Gerüsten. Einige von ihnen sahen so aus, als wären sie mit Energiestrahlen abgeschnitten worden, und die Schnittstellen waren schartig. Normalerweise gingen Leute nicht so
unvorsichtig mit Schneidewerkzeugen um. Feinde dagegen schon. Simeon strahlte die übliche
Identifizierungsaufforderung ab und aktivierte die Schlepper.
»Und wir werden auch keins aus mir machen«, fuhr er, an Channa gewandt, fort. »Die Inspekteure dagegen dürften ziemlich ins Schlingern kommen.«
Channa stöhnte. »Das war selbst für deine Verhältnisse lahm.
Du bist wirklich ungewöhnlich albern, Simeon. Du weißt genau, welche Mentalität hinter diesen Inspektionen steht –
erst kommt das Urteil, dann die Verhandlung.«
»Mit anderen Worten: Rübe ab. Sofern sie an meine
herankämen.«
»Ja, und dann sollten wir so schnell es geht abhauen, um bei guter Gesundheit zu bleiben. Was du ebenfalls nicht kannst.
Nun, da dies mein erstes Mal mit dir ist…«
»Ach, Channa… hechel, hechel.«
»Simeon«, sagte sie drohend. »Ich weiß, wo die
Regelinstrumente für deinen Hormonspiegel sind.«
»Hähä, tut mir leid. Was können die mir schon antun? Mich ins Asteroidenfegefeuer zurückschicken? Wie ich dir schon sagte, ich bin hier ohnehin nur vorübergehend im Dienst.«
Channa war die Aufzeichnungen durchgegangen. »Das sind ja zwölf Eintragungen des Begriffs ›Zeug‹! Du möchtest, daß dies hier nur ein vorübergehender Posten bleibt? Na, der Wunsch dürfte dir möglicherweise in Erfüllung gehen.«
»Das ist kein Wunsch, meine Liebe. Ich habe nie gesagt: ›Ich wünschte, die würden mich von hier wegholen und mich
irgendwo anders deponieren.‹ Ich habe vielmehr ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen, wie du selbst neulich abend so scharfsinnig feststelltest. Wenn es nach mir ginge, würde ich ein Kommandoschiff steuern und Sternenkrieg am
galaktischen Außenrand führen. Aber«, und er stieß ein gewaltiges, hörbares Seufzen aus, »wer glaubt heute schon noch daran, daß Wünsche helfen könnten?«
»Du doch – mit deinen ganzen Kriegsspielen und taktischen Tagträumen.«
Das nahende Schiff hatte immer noch nicht reagiert, auch verlangsamte es nicht so stark, wie es das eigentlich tun müßte.
Tatsächlich hatte sein Befehlshaber, wer immer das sein mochte, schon viel zu lange gezögert, um jetzt noch damit zu beginnen. Das Feuern der Triebwerke hätte eigentlich den ganzen Quadranten überstrahlen müssen, während der
Neutrinostrom gerade kräftig genug für einen unter
Höchstleistungsdruck stehenden Reaktor war. Simeon gelangte zu einem ungemütlichen Schluß.
»Hoppla, Channa. Da kommt gerade Zeug auf uns zu, das uns zu Hackfleisch verarbeiten wird, wenn wir nicht aufpassen.
Willst du mal sehen?«
Simeon aktivierte einen Hauptmonitor mit dem Bild des
Eindringlings, wie er auf sie zukam. Überraschtheit und Sorge ließen Channa für den
Weitere Kostenlose Bücher