Raumschiff 4 - Channa
zur Basis Rigel bringen. Das hier ist aber nicht Rigel.«
»Nein«, gestand Arnos. »SSS-900-C. Obwohl sie
zurückhaltend damit sind, uns mehr zu erzählen.«
»Was verständlich ist, Herr. Würdest du Flüchtlingen sofort trauen, die so kurz davorstanden, sie zu vernichten? Obwohl wir es gar nicht wußten? Andererseits gibt es Dinge, die sie uns einfach mitteilen müssen, ob sie wollen oder nicht.«
»Ja«, antwortete Arnos schleppend. »Beispielsweise, daß dies kein Militärstützpunkt ist.«
»Ganz genau, mein Bruder. Es ist ein friedfertiges Volk.« Als er Arnos’ zweifelnden Blick bemerkte, fuhr er fort. »Du wirst dich erinnern, daß ich in den Docks aufwuchs. Ich verstehe mehr von Händlern und vom Handel als die meisten.
Das hier sind ehrbare Händler und Raumfahrer, jedenfalls nach Maßgabe ihrer eigenen Ethik, wenn auch vielleicht nicht nach den Sitten Bethels. Auf den Docks hätten wir sie als leichte Beute bezeichnet.«
Sie blickten einander an, heimgesucht von dem, was keiner als erster aussprechen mochte. Arnos riß sich zusammen. Ein ehrbares, ein ethisches Volk hatte die Wahrheit verdient.
»Und wir wissen auch noch nicht, ob die Kolnari uns nicht immer noch verfolgen«, flüsterte Arnos. Übelkeit zerrte an seiner Magengrube. Um so wenige in Sicherheit zu bringen und ihre Retter dafür zu gefährden. »Wir müssen mit ihnen reden!«
KAPITEL 8
»Alles in allem sind wir gar nicht schlecht aus der Sache herausgekommen«, sagte Verwaltungschef Claren und fuhr einmal mehr mit seinem Griffel seinen Notizschirm entlang, um sicherzugehen, daß er nichts ausgelassen hatte.
Mit gesenktem Kopf gelang Channa ein verstohlenes
Gähnen. Für Claren waren Versammlungen wie Brot und
Wasser. Wenn er Gelegenheit erhielt, seine sorgfältigen Grafiken und Statistiken vor einem Publikum vorzutragen, begann er förmlich zu leuchten und zu wachsen. Wie ein unscheinbares Mädchen, das gerade vom Idol der ganzen Hochschule zum Tanz aufgefordert wurde, dachte Channa bösartig.
»Wir haben ungefähr drei Millionen Verrechnungseinheiten verloren«, versetzte sie und griff nach der Wasserkaraffe.
Zwei Abteilungsleiter sprangen auf, um ihr Wasser
einzuschenken: Langsam wurde der Ruhm ein bißchen lästig.
Die Konferenz hatte eigentlich als Arbeitsfrühstück beginnen sollen. Teller und Brotkrumen waren über den ganzen Tisch verteilt. Gusky war ebenfalls anwesend, ein bißchen bleich im Gesicht – entweder von seiner medizinischen Behandlung oder von der Party. Er war nicht nur ein herausragender Könner auf seinem Gebiet, er war auch zugleich Sektionsvertreter, und angesichts der positiven Publicity in jüngster Zeit schien es wahrscheinlich, daß er wiedergewählt werden würde.
Patsy feilte sich einen Fingernagel. »Irgend jemand muß mal die Ausgaben durchkämmen«, warf sie ein. »Zum Beispiel haben wir Ausrüstung von Namakuri-Singh angefordert – und die sind nicht gerade als Wohlfahrtsunternehmen bekannt.«
Gusky grunzte. »Ich habe die Ausrüstung angefordert, die ersetzt werden muß, zu deren Gebrauch du, Simeon, mich autorisiert hast.«
»Nicht ich persönlich. Die Station!« sagte Simeon in
scharfem Ton. Hirne neigten zu empfindlichen Reaktionen, wenn es um persönliche Schulden ging, da sie exorbitante Summen für ihre Frühversorgung und Ausbildung abzuzahlen hatten. »Niemand wird behaupten können, daß ich nicht alles Erdenkliche getan habe, um den Schaden zu begrenzen.
Der Verlust der Schlepper ließ sich nicht vermeiden, und die Station ist moralisch in der Pflicht, ihre Eigentümer für den Verlust zu entschädigen. Was wir uns von Lloyd’s zurück holen werden, Claren, indem wir uns auf die Klausel über höhere Gewalt berufen.«
»Ja, natürlich werden wir das«, murmelte Claren und notierte schnell etwas.
»Die anderen unvermeidlichen Verluste und Schäden, über die wir heute gesprochen haben, werden unseren
Verfügungsetat allerdings restlos plündern.«
»Tatsächlich?« fragte Gus unglücklich.
»In der Tat«, bekräftigte Claren in kummervollem Ton.
»Für eine gute Sache«, warf Simeon fröhlich ein.
»Was diese Forderung gegen Lloyd’s angeht«, fuhr Gus fort,
»so bekommen wir es dort mit Bürokraten zu tun, mit
bürokratischen Buchhaltern. Ja, sogar mit bürokratischen Buchhaltungsbeamten, die dazu noch ihre Rechtsanwälte im Schlepptau haben.«
»Die verdorrte Hand auf den Steuerungsinstrumenten«,
intonierte Simeon.
»Wir könnten uns ja statt dessen auch
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