Raumschiff 4 - Channa
einfach auf ihren Anstand, ihren guten Willen und ihre angeborene
Großzügigkeit verlassen«, schlug Gus vor. Da mußte selbst Claren lachen.
Channa schauderte. »Das bedeutet also, daß wir uns auf Vorwürfe wegen schlechter Betriebsführung gefaßt machen müssen. Und auf händeringende Analysen der Kosten jeder Mutter, jedes Bolzens und jeder Verbindungsmuffe.« Sie legte sich einen nasalen Tonfall zu. »Ist Ihnen denn nicht klar gewesen, daß ein Schubstoß von siebzehnkommadrei
Sekunden durchaus ausgereicht hätte, anstatt
siebzehnkommasieben Sekunden lang zu zünden?«
Der Verwaltungschef Claren versicherte ihnen, daß seine Einträge sorgfältig überprüft, daß alle Formulare ordentlich ausgefüllt, rechtzeitig eingereicht und an die entsprechenden, zuständigen Abteilungen weitergeleitet werden würden.
»Ich will nicht so weit gehen, eine Garantie für prompte oder auch nur zeitige Zahlung abzugeben«, sagte er und gestattete sich ein leises Lächeln, »da wir es hier mit Abteilungen und Referaten zu tun haben, die sich meiner Kontrolle entziehen.
Aber ich kann Ihnen versprechen, daß ich mein Bestes tun werde.«
Gemurmelte Zustimmung.
»Wenigstens können wir selbst«, fügte Channa entschieden hinzu, »die sofortige Freigabe der Verfügungsgelder zur Auszahlung an Privatpersonen anordnen, die Schäden oder Verluste erlitten haben, oder um Reparaturen durchzuführen, die für das Funktionieren der Station erforderlich sind. Claren, sorgen Sie nur dafür, daß die Forderungen so schnell wie möglich an die Versicherungsgesellschaften weitergeleitet werden.«
»Viel Glück«, sagte der Besitzer einer Mineralerzfirma trocken. »Mir ist aufgefallen, daß die mit sehr viel größerer Begeisterung Prämien einsacken als Forderungen
auszubezahlen.«
Das löste erneute Heiterkeit aus. Channa wandte sich der Säule und Simeons Abbild zu.
»Was die Schäden am Äußeren der Station betrifft, gibt es da nicht in der Stationspolice eine Klausel, die uns unverzügliche Reparaturen garantiert?«
Das Holo wurde für einen Augenblick statisch, bis Simeon wieder lächelte. »Ja, tatsächlich – Notausgaben zwecks Aufrechterhaltung der Stationsfunktionen und der Rettung von Leib und Leben werden durch die allgemeine Stationspolice von Lloyd’s abgedeckt. Damit sollten wir eigentlich alles geltend machen können.«
»Hervorragend«, sagte Claren und tippte auf seiner Tastatur herum.
»Da ist noch eine Kleinigkeit. Trotz all der vielen
Probealarme, Simeon, durch die wir eigentlich genau hätten wissen müssen, was wir tun sollen, liefen eigentlich verdammt viele Leute wie aufgeschreckte Hühner durch die Gegend. Die sollten eine Geldstrafe aufgebrummt bekommen, damit sie das nächste Mal besser zuhören.«
»Eine Geldstrafe? Hervorragend! Gute Idee, Patsy«, meinte Simeon. »Und je länger sie schon auf der Station arbeiten, je besser sie es eigentlich wissen müßten, um so höher die Strafe.
Was den Geldbeutel schmerzt, merkt man sich besser. Was mir jedoch Sorge macht, ist die Frage, weshalb die nicht wußten, wo sie hin sollten. Auch wenn ihr euch immer wieder darüber beschwert – ich führe diese Probealarme häufig genug durch, so daß jeder genau wissen müßte, wohin er zu gehen und was er zu tun hat. Die Namen werden ständig auf den
Mitteilungsbrettern überprüft, also warum sind die dann umhergerast und gegen die Wände geknallt?«
»Ach, es gibt immer Leute, die in Panik geraten, Simeon«, meinte Patsy. »Die meisten von uns waren ja dort, wo sie sein sollten. Und wir haben doch alles gepackt, oder nicht?«
»Ich neige zu der Auffassung, daß wir hier lieber im Zweifel für die Angeklagten entscheiden sollten«, warf Channa ein.
»Aber vielleicht solltest du mal ein Auge auf die
Gruppenführer werfen, für den Fall, daß sie einfach
automatisch jeden Namen auf ihrer Liste abhaken, ohne sich davon überzeugt zu haben, daß alle auf Posten und vollständig sind.«
»Teil ihnen doch einen Kumpel zu«, schlug Gus vor. »Wenn die zu hilflos sind, um zu wissen, wohin sie müssen und wie sie dorthin kommen, dann mach daraus doch eine gemeinsame Verantwortung.«
»Das sollten eigentlich die Gruppenführer tun«, meinte Chaundra in angewidertem Tonfall.
»Gemeinsame Verantwortung! Hervorragend«, antwortete
Simeon, »genau wie die Hirn-und-Partner-Mannschaften.«
Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
»Antrag auf Mittagspause«, sagte jemand. »Es ist 13:00.«
»Diesen Antrag
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