Raumschiff 4 - Channa
stündliche
Nachrichtenstöße«, fuhr Simeon fort, um jede mögliche
Versicherung zu bieten, daß die SSS-900-C den Kolnari bereits um eine Nasenlänge voraus war. »Bethel wird Vergeltung bekommen, wenn nicht sogar Pauschalreparationen, sobald der Tag der Abrechnung gekommen ist. Sie haben nicht nur sich selbst gerettet, sondern auch uns. Und das, was von Ihrer Welt übriggeblieben sein mag.«
›»Wer erst gut kämpft und…‹« Diplomatisch wandelte
Channa das alte Sprichwort ein wenig um. »›… danach flieht, den nächsten Tag zum Kampf noch sieht.‹« Sie ließ es sogar reimen. Dann fuhr sie entschlossen fort: »Sterben wäre nur…«
Sie wedelte mit den Händen, zermarterte ihr Gehirn nach dem richtigen Begriff.
»Wäre vergeudeter Selbstmord«, schloß Simeon für sie.
»Und damit würde man den Kolnari das Spielfeld kampflos überlassen.« Er fing Channas leise Grimasse bei seinem wiederholten Gebrauch der Kriegsspielterminologie auf.
»Genau, und Sie dürfen nicht diesen…« Wieder suchte sie nach einem Wort, das schlimm genug war.
»Kaltherzigen Hundesöhnen?« bot Simeon an. Hübsche Kombination aus Formlosigkeit und traditioneller
Ausdrucksweise, meinte er selbstzufrieden.
»Danke… kaltherzigen Hundesöhnen gestatten, weiterhin zu töten und zu rauben. Wenn Sie sich also schon jemanden tot wünschen, dann sollten es doch wohl die Piraten sein«, endete Channa und unterstrich ihre Worte, indem sie mit der Faust auf den Tisch hieb.
Arnos lächelte traurig. »Mit Ihrer feurigen Rede haben Sie meine Schwäche den Flammen übereignet, schöne Dame. Ich werde meinen Haß nach außen gegen unseren gemeinsamen
Gegner richten.«
»Hervorragend! Und jetzt werde ich diese Versammlung
beenden«, sagte Simeon. »Channa und ich müssen in zwei Stunden mit den Schiffskapitänen konferieren, und Sie haben auch alle viel zu tun. Von jetzt an möchte ich von jedem alle sechs Stunden einen Zustandsbericht erhalten. Sie können mich zu jeder Zeit kontaktieren, sollten irgendwelche
Schwierigkeiten auftreten. Arnos, seien Sie bitte so gut, Doktor Chaundra in die Leichenhalle zu begleiten, damit wir dort unseren Köder aussuchen können. Er wird Ihnen auch bei den Beisetzungsvorbereitungen für die anderen Opfer behilflich sein.«
Arnos nickte feierlich. Chaundra legte dem jungen Mann wohlwollend die Hand auf die Schulter, aktivierte den
Schwebesessel, und gemeinsam verließen sie den Raum.
Josephs, von einem der anderen Posten aktivierter Sessel schwebte wieder zurück in Richtung Lazarett. Die
Stationsleiter gingen davon; niemandem war an einer Plauderei oder einem Gespräch über die Konferenz gelegen. Nur Channa blieb zurück und starrte vor sich hin, wie in die Unendlichkeit hinaus.
»Ich nehme es zurück.«
»Was?«
»Im Augenblick bin ich zutiefst und ehrlich dankbar dafür, daß du lieber Krieg als Romantik studiert hast.«
KAPITEL 9
»Da legt schon wieder einer ab«, sagte Simeon düster.
Ein Lichtpunkt kroch durch den Plottertank, den Simeon an einer Wand des Raums beobachtete, entfernte sich aus der Umgebung der SSS-900-C und nahm Kurs auf die
Niedrigmassenzone und ihren interstellaren Transitpunkt.
»Wie haben die das erfahren?« wollte Channa wissen.
»Das ist die Traum des Herides. Es ist ein unabhängiges Schiff, das einer dieser Kaufmannsfamilien gehört, die sich in den Randgebieten aufhalten und dort Zeug an Bord nehmen, das sich für die größeren nicht lohnt. Denen braucht man von Ärger nicht erst zu erzählen, die riechen ihn.«
»Ja, das ist wohl verständlich. Sie haben ihre ganzen
Ersparnisse in ihre Schiffe gesteckt, mit denen sie ihren Lebensunterhalt bestreiten.« Channa seufzte nachgiebig. »Was ist mit den anderen?«
»Die sollten…« Er brach ab. »Beim Ghu!«
Auch Channa vernahm das Trampeln von Stiefeln draußen
im Gang und fuhr in ihrem Sessel herum, als ein halbes Dutzend unterschiedlich gekleideter Gestalten in den
Konferenzraum kam.
Die können von mir aus ebenso schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind, dachte Simeon, als er mitansah, wie die Kapitäne zu Paaren, in dichten Gruppen oder auch allein eintraten. Die bunteste Mannschaft, die hier je angedockt hat.
Schiffskleidung sollte auch dann bequem sein, wenn man einen Druckanzug trug. Davon ausgehend, drückte sich der Individualismus oft schrill durch entsprechende Veränderung dieser Grundausstattung aus. So, zum Beispiel, die Frau mit dem rasierten, tätowierten Schädel, die
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