Raumschiff 4 - Channa
engen Verschlägen. »Ich möchte sämtliche
Nahrungsmittelvorräte der Station reduzieren, deshalb wurde das Kommissariat angewiesen, Ihre eigenen Vorratstürme entsprechend aufzustocken.« Anerkennendes Murmeln.
»Allerdings kann ich Ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Garantie dafür abgeben, daß Sie für Ihre Fracht oder die Vertragsstrafen wegen unpünktlicher Lieferung einen vollen Ausgleich erhalten werden. Das würde ich zwar gern tun, und wahrscheinlich werden Sie ihn auch tatsächlich bekommen, aber garantieren kann ich es eben nicht.«
»Einen gottverdammten Augenblick!« brüllte ein stämmiger Kapitän mit Bulldoggengesicht. »Wer greift denn die Station überhaupt an? Bis zum nächsten Ärger sind es drei Monate Transitzeit.«
»Piraten«, erwiderte Simeon knapp, und dieses eine Wort genügte, um stämmige Kapitäne erbleichen zu lassen. Er wartete ab, während Anschuldigungen und
Gegenbeschuldigungen durch den Raum hallten, bemerkte, wie Hände an Gürtel fuhren, in denen, den Stationsvorschriften entsprechend, jedoch nicht mehr die gewohnten
Verteidigungsinstrumente staken. Diesmal war es Channa, die die Ordnung wiederherstellte.
Sie justierte die Lautstärke ihres Mikrofons auf die höchste Stufe und brüllte: »SETZEN SIE SICH!«
»Wenn Sie die Güte hätten«, fügte Simeon zuckersüß hinzu.
»Dürfen wir weitere Krawalle hinfort als erledigt und zur Kenntnis genommen betrachten, um keine wertvolle Zeit zu vergeuden? Wie ich soeben erklären wollte, befand sich eine Gruppe von vier schwerbewaffneten Piratenschiffen auf
Verfolgungsjagd hinter dem Kolonienschiff, das… gestern hier angedockt ist. Nachdem wir durch die Überlebenden dieses Schiffs entsprechende Einzelheiten mitgeteilt bekamen, besitzen wir nunmehr die zuverlässige Information, daß diese Piraten ihnen dicht auf den Fersen waren. Wir haben Grund zu der Annahme, daß die Piraten entweder die Station sofort zerstören oder sie plündern und danach zerstören werden. Wir müssen so viele Stationsbewohner wie möglich evakuieren, was leider nicht allzu viele sind, selbst wenn Ihre Hilfe besonders großzügig ausfallen sollte. Aber Sie sind nun einmal alles, was wir haben, um so viele zu retten wie möglich. Es tut mir leid.«
»Es tut Ihnen leid?« Die Bulldogge war wieder
aufgesprungen. »Es tut Ihnen also leid! Ich soll meine gesamte Fracht zurücklassen, nur wegen dieser Piraten, und Ihnen tut es leid? Na, mir tut es aber auch leid, denn mit ›Es tut mir leid‹
kann man keine Rechnungen bezahlen!«
»Kapitän… Bolist«, sagte Channa mit weicher Stimme,
nachdem sie den Namen auf der Liste ihres Bildschirms
überprüft hatte, »wollen Sie mir etwa sagen, daß Ihnen eine Ladung… chemischer Salze wichtiger ist als das Leben von vierzig Kindern zu retten, wie sie an Bord eines Schiffs Ihrer Größe passen würden?«
Der Mann senkte den Kopf wie ein Stier, der sich gerade einen Angriff überlegte. »Miss Hap, ich und meine Leute haben vierzig Jahre lang geschuftet, um die Gung Ho zu bekommen. Wir stottern immer noch unsere Kredite ab. Eine große Frachtladung zu verlieren könnte uns das Genick
brechen. Dann stehen wir auf der Straße. Verdammt, ich mag Kinder genauso, wie jeder andere es tut, aber von irgend etwas muß der Mensch ja auch leben.«
»Nun, Kapitän, dann wird es sie freuen zu erfahren, daß Kinder sehr viel leichter sind als chemische Salze. Indem Sie das eine gegen das andere eintauschen, dürften Sie die Gefahrenzone in hervorragender Geschwindigkeit hinter sich zurücklassen können.« Channa gewährte ihm ein freundliches Lächeln und hielt seinem Blick stand, bis der Mann die Augen senkte. »Ja, Sie haben eine Frage?« Sie deutete auf die rasierte, tätowierte Kapitänsfrau, die aufgesprungen war und mit beiden Händen wedelte, um sich Gehör zu verschaffen.
Als die Frage, wie zu verfahren sei, wenn eine Schwangere an Bord ihres Schiffs niederkommen sollte, zu ihrer
Zufriedenheit durch den Hinweis beantwortet worden war, daß ein ausgebildeter Mediziner mit an Bord kommen würde,
nahm sie wieder Platz.
Am Ende kapitulierten sie alle, doch neun von ihnen erbaten sich ein paar Stunden Zeit, um wenigstens solche Fracht im All auszusetzen und mit Bojen zu markieren, die dadurch nicht gänzlich unbrauchbar werden würde.
»Großer Gott«, rief Simeon, als die Kapitäne wieder
hinausgingen. »Das war ziemlich unangenehm.«
»Vergleichsweise nicht«, erwiderte Channa
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