Raumschiff 5 - Carialle
Brannel noch eine Ohrfeige.
»An die Arbeit!« sagte der Anführer. »Die Wurzeln ziehen sich nicht von selbst aus dem Boden.«
Die anderen johlten. Brannel arbeitete allein vor sich hin, bis die Sonne nur noch eine Fingerspitze breit über der Berglinie am Rande des Tals stand. Jetzt mußte bald das Essen
eintreffen; dann würde er sich davonstehlen können. Vielleicht könnte er ja sogar jetzt schon verschwinden, falls gerade niemand hinsah.
Es war sein Pech, daß Alteis und dessen kräftiger Sohn fast unmittelbar hinter ihm standen. Fralim riß Brannel am Kragen und Hosenboden seiner Bekleidung vom Ackerrand und
schleuderte ihn mit dem Gesicht nach unten in seine nur zur Hälfte bearbeitete Reihe zurück.
»Halt dich von diesem Turm fern«, befahl Alteis. »Du hast Verpflichtungen deinem eigenen Volk gegenüber.«
Die Augenblicke krochen vorbei wie Jahre. Kochend vor Zorn, beendete Brannel sein Tagewerk mit heftigem Murren.
Sobald die Zauberin ihr ihm gegebenes Versprechen erfüllt hatte, würde er niemals wieder an diesen Ort voller dummer Leute zurückkehren. Er würde den ganzen Tag lernen und studieren und große Werke der Magie vollbringen, genau wie die Vorfahren und die Alten.
Am Ende des Tages löste Brannel sich ein Stück von der Menge, die auf das frisch materialisierte Essen zueilte. Solange Alteis mit etwas anderem beschäftigt war, behielt niemand den unzufriedenen Arbeiter im Auge. So stahl sich Brannel durch die langen Schatten auf dem Acker davon und eilte zum Schiff.
Als er die hohe Tür erreichte, glitt diese gerade hoch, um die Zauberin Plennafrey und Keff auf ihrem Schwebesessel hinauszulassen.
»Ach, Brannel!« sagte der Zauberer Keff überrascht. »Freut mich, daß du gekommen bist. Tut mir leid, aber wir haben es gerade eilig. Carialle wird sich schon um dich kümmern, in Ordnung?« Bevor Brannel ihm mitteilen konnte, daß aber auch gar nichts ›in Ordnung‹ sei, beförderte der Sessel sie bereits davon. »Bis später!« rief Keff.
Brannel sah sie an den Himmel steigen; dann machte er sich auf den Weg ins Innere des Turms.
Dort war die Zauberin Carialle gerade mit einem
Dreigespann von Sumpfwesen beschäftigt.
»Ach, Brannel«, sagte sie in unbewußter Wiederholung Keffs. »Willkommen. Hast du schon etwas gegessen?« Er hatte noch nicht aufgehört, den Kopf zu schütteln, als auch schon eine dampfende Mahlzeit in der kleinen Öffnung erschien.
»Ich habe dir einen Blick auf die Bandaufzeichnungen versprochen. Nimmst du vielleicht mal in dem großen Sessel Platz? Ich muß zwar gleichzeitig noch etwas anderes erledigen, aber ich kann ja viele Dinge auf einmal tun.«
Keffs großer Sessel drehte sich ihm zu, und so folgte Brannel dieser unverblümten Einladung. Er trat vor, und es war ihm nur ein kleines bißchen mulmig zumute, sich ohne jedes andere Lebewesen allein in dem großen silbernen Zylinder
aufzuhalten. Sumpfwesen zählen ja nicht, dachte er, als er sein Abendessen verzehrte, und was Carialle genau war, dessen war er sich nicht sicher.
Obwohl sie selbst nichts zu essen schien, hatte Carialle in Anbetracht seines Appetits gleich eine doppelt so große Mahlzeit für Brannel bereitgestellt wie jene, die er beim letztenmal verzehrt hatte. Jeder Gang war mehr als reichlich und höchst schmackhaft. Mit jedem Bissen behagte Brannel der Gedanke daran, zu den rohen Wurzeln und dem Getreide zurückkehren zu sollen, immer weniger. Als er fast fertig war, leuchtete das große Bild vor ihm auf, und er blickte plötzlich in das merkwürdige grüne Gesicht eines der Alten. Abrupt hörte er zu kauen auf.
»Hier ist das erste der Bänder. Es fängt dort an, wo wir letztesmal aufgehört haben«, sagte Carialles Stimme.
»Aha«, antwortete Brannel und fing sich wieder.
Es war ihm unmöglich, nicht hinzusehen, denn die ganze Sache faszinierte ihn, und Carialles Stimme versorgte ihn regelmäßig mit einer Übersetzung in seiner eigenen Sprache.
Hin und wieder stellte Brannel ihr eine Frage. Diese beantwortete sie zwar, doch ohne ihm die gleiche
Aufmerksamkeit zu widmen, wie sie es mit Keffs
Erkundigungen zu tun pflegte. Er warf einen Blick über die Schulter und fragte sich verwundert, weshalb sie wohl ein Bild von den Sumpfwesen angefertigt hatte und was diese daran nur so interessant finden mochten.
»… und das war das letzte Band«, sagte Carialle eine Weile später. »Wie gut, daß sich ein solches Zugriffsmittel ergibt.«
»Was soll ich jetzt tun?« fragte Brannel und
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