Raumschiff 5 - Carialle
der verschreckte Landarbeiter sich abgewandt und die ersten paar Schritte getan, als Keff schon gegen ihn prallte. Mit einem einzigen Hieb streckte er den Mann zu Boden. Der Arbeiter wehrte sich und schrie, doch Keff schob ihm ein Knie ins Kreuz und riß ihm die Arme hinter den Kopf.
»Was soll mit ihm geschehen, Chaumel?« rief Keff in der Linga Esoterka.
»Bring ihn her.«
Kräftig riß Keff an den über Kreuz liegenden Handgelenken.
Hastig erhob sich der Landarbeiter, und Keff trabte mit ihm zwischen den anderen den Weg entlang, der sich auf magische Weise vor ihm öffnete.
»Wer ist für diesen Mann verantwortlich?« fragte Chaumel.
Ein Graubart trat zaghaft vor und verneigte sich tief. »Selbst wenn es Wandel gibt, muß der gegenseitige Respekt doch bestehen bleiben«, erklärte Chaumel. »Gib dem Mann
zusätzliche Arbeit auf, um seine überschüssige Kraft abzubauen.«
»Sieht so die neue Weltordnung aus? Wenn wir den
Arbeitern mehr Gedankenfreiheit gestatten, kann ich mich nirgendwo mehr in Sicherheit blicken lassen«, sagte Plenna mit stockender Stimme zu Keff. Er legte den Arm um sie.
»Wir sollten besser von hier verschwinden«, meinte Keff halblaut zu Chaumel.
»Es wäre besser gewesen, du hättest so getan, als wäre nichts geschehen«, sagte Chaumel über Keffs Schulter. »Man
erwartet von uns, daß wir über solchen kleinlichen Attacken stehen. Aber egal. Folgt mir.« Obwohl er offensichtlich selbst erschüttert war, sorgte der Zaubermann für einen gelassenen und eindrucksvollen Abgang. Schleunigst entfernten sich die drei in ihren Schwebesesseln aus dem Dorf.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Chaumel schließlich, als sie in hundert Metern Höhe über die Ebene flogen. »In allen anderen Dörfern waren sie entzückt von dem Gedanken, endlich etwas lernen zu dürfen und frei zu werden. Genießen die es etwa, dumm zu bleiben? Ach, Unsinn«, tadelte er sich selbst.
Keff seufzte. »Langsam habe ich den Eindruck, daß ich mit der Hand ins Hornissennest gestochen habe, Cari«, sagte er halblaut. »Habe ich denn einen Fehler begangen, als ich versuchte, die Zustände hier zurechtzurücken?«
»Ganz und gar nicht, Sir Galahad«, versicherte ihm Carialle.
»Denk doch nur an die Frösche und die Energieausfälle.
Natürlich wird sich nicht jeder über eine globale Veränderung freuen, aber behalte dabei stets die Fakten im Auge. Das Machtungleichgewicht hier, sowohl das gesellschaftliche als auch das physikalische, könnte für Ozran tödlich enden. Du tust schon das Richtige, auch wenn das nicht alle einsehen wollen.«
Als sie in Chaumels Residenz zurückkehrten, wurden sie dort von einem weiteren Besucher erwartet. Ferngal, der mit einem mächtigen Hofstaat unbedeutender östlicher Zauberer
angerückt war, machte sich nicht einmal die Mühe, drinnen auf sie zu warten. Die Hofschranzen überzogen den Landeplatz mit Sperren und kleineren Schutzzaubern wie der
Sicherheitsdienst eines Präsidenten. Vorsichtig bahnte Chaumel sich den Weg zu seiner eigenen Landestelle, wobei er mit der Hand vor sich herfuhr, um sicherzugehen, daß nichts vermint war. Dann setzte er sanft auf und schritt zu Fuß zu dem schwarzen Streitwagen hinüber.
»Hochhexer Ferngal! Wie schön, dich schon so rasch
wiederzusehen«, sagte Chaumel, die Arme zur Begrüßung ausgebreitet. »Komm herein. Gestatte mir, dir meine
Gastfreundschaft angedeihen zu lassen.«
Ferngal war nicht in Plauderstimmung. Mit einer zornigen Handbewegung schnitt er Chaumels Komplimente ab.
»Wie kannst du es wagen, unter meinen Landarbeitern zur Abspaltung aufzufordern? Du wagst es tatsächlich, deinen Unfug in meinen Bauerndörfern zu predigen? Jetzt hast du deine Kompetenzen aber wirklich überschritten.«
»Hochhexer, ich habe doch überhaupt nicht zu deinen
Landarbeitern gesprochen. Das obliegt dir allein! Du kannst es tun oder bleiben lassen, ganz wie du entscheidest«, erwiderte Chaumel verwundert. »Ich würde es nicht wagen, auf deine Gebiete überzugreifen.«
»Ach, wirklich? Das kannst aber nur du gewesen sein! Du wirst sofort mit diesem Unsinn über den Kern von Ozran aufhören, sonst wirst du es bereuen.«
»Das ist kein Unsinn, Hochhexer«, versetzte Chaumel in mildem Tonfall, aber mit Stahl in der Stimme. »Ich erzähle dir diese Dinge um deinet-, nicht um meinetwillen.«
Ferngal hielt Chaumel zornig einen Finger unter die Nase.
»Sollte das ein kleinlicher Versuch sein, Macht zu gewinnen, wirst du für deinen Verrat
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