Raumschiff 5 - Carialle
schwer büßen«, drohte er. »Ich bin der Herrscher des Ostens, und deine Festung fällt in mein Gebiet. Ich befehle dir, damit aufzuhören, weiterhin deine Lügen zu verbreiten.«
»Ich lüge nicht«, antwortete Chaumel. »Und ich kann auch nicht aufhören.«
»Dann soll es eben so sein«, brüllte der schwarzgekleidete Zauberer.
Er erhob sich zusammen mit seinen Leuten vom Balkon und verschwand. Kopfschüttelnd wandte Chaumel sich an Keff und Plenna; seine Miene war ein einziges Achselzucken.
»Kopf hoch, Keff!« sagte Carialle. »Energiewallung in eurem Gebiet – und zwar eine schwere. Bündelung… Aufbau…
aufgepaßt!«
»Carialle sagt, daß irgend jemand einen riesigen Kraftstoß gegen uns schickt!« schrie Keff.
»Ein Angriff«, kreischte Plenna. Die drei liefen auf der Balkonmitte zusammen. Die Zauberfrau und Chaumel warfen schützend die Hände über den Kopf. Einen Sekundenbruchteil, bevor der Sturm losbrach, bildete sich eine rosafarbene Panzerung um sie, wie eine riesige Seifenblase.
Es war kein gewöhnlicher Sturm. Vielfarbige Blitze und schwerste Regengüsse prasselten gegen ihren Schurzschirm.
Faustgroße Explosionen erschütterten sie, stießen
Rauchwolken hervor und ließen zerklüftete Trümmerteile gegen den Panzer prasseln. Wahre Wasserfälle aus
konzentrierter Säure und rotflammender Lava strömten die Kanten entlang und versanken im Boden, bis die Ruine nur noch einen Fingerbreit von ihren Füßen entfernt war.
Abrupt verstummte der ohrenbetäubende Lärm. Als der
Rauchvorhang sich verzogen hatte, wartete Chaumel noch einen Augenblick, bevor er die Blase auflöste. Er ließ sie leise knackend platzen und trat einen Schritt vor. Ein Teil des Bodens bebte unter seinen Füßen. Keff packte Chaumel, denn zwei Schritte vor ihnen war das Ende des Balkons von dem magischen Sturm abgerissen worden, als hätte ein Riese ein Stück herausgebissen. Noch immer krachten Trümmerstücke mit dumpfem Hall in die tief unter ihnen liegende Schlucht.
Plenna stieg auf ihren Sessel, um die Lage zu erkunden. Als sie zurückkehrte, schüttelte sie den Kopf.
»Es gilt…«, begann Chaumel und mußte abbrechen, um sich zu räuspern. »Es gilt als unhöflich zu bemerken, wenn ein anderer gerade einen Zauber aufbaut, vor allem dann, wenn er von höherem Rang ist als man selbst. Ich bin der Auffassung, daß es für uns inzwischen zu einer Frage von Leben und Tod geworden ist, sich unhöflich zu verhalten.«
»Ferngal«, sagte Carialle. »Hat zwei Kraftgegenstände auf einmal benutzt. Ich habe beider Frequenzen gespeichert.« Keff gab die Information weiter.
»Abspaltung, hat er gesagt.« Chaumel war verwirrt. Er wandte sich an Keff. »Von welcher Abspaltung hat Ferngal geredet? Ich habe mit niemandem in seinem Gebiet
gesprochen. Das wollte ich gar nicht.«
»Dann muß es ein anderer sein, der es ihnen einredet«, erwiderte Keff. »Nokias hat von ähnlichem gesprochen. Wir sollten der Sache lieber nachgehen.«
Eine schnelle Lufterkundung der beiden Bauerndörfer, auf die sich Nokias’ und Ferngals Beschwerden bezogen,
erbrachte, daß die Dörfer sehr nahe beieinander lagen, was vermuten ließ, daß der oder die Anstifter der Unruhen sich in diesem Gebiet aufhielten, und zwar zu Fuß und nicht in der Luft. Chaumel bat einige der Zauberer um Hilfe, die ihm diese bereits zögernd zugesagt hatten. Sie schickten Spähaugen in sämtliche umgebenden Dörfer, die dort Ausschau nach allem halten sollten, was nach Gefahr aussah.
In den nächsten beiden Tagen geschah nichts. Am dritten Tag fing ein hellgrünes Spähauge Chaumel ab, als er gerade Carialles Schiff verließ.
»Hier hast du deinen Unruhestifter«, verkündete Kiyottals Mentalstimme.
Als Plennafrey im Schiff die Ankunft eines Spähauges spürte, unterbrach sie ihre Versuche, mit dem Froschprinzen eine Konversation zu führen. Sie eilte hinaus, gefolgt von Keff.
»Wir haben den Unruhestifter lokalisiert«, sagte Chaumel, nachdem er stumm mit der Kugel kommuniziert hatte. »Er ist dein Vierfinger. Er schwingt Volksreden.«
»Brannel?« fragte Keff und sah zu den Äckern hinüber. Mit schweren Gabeln wendeten die Landarbeiter dort gerade leere Furchen und füllten sie mit Stroh. Er musterte ihre Reihen und wandte sich wieder Chaumel zu.
»Du hast recht. Den hatte ich ganz vergessen. Er ist fort.«
»Folgt mir«, sagte Kiyottals Stimme. »Ich habe auch Ferngal alarmiert. Nokias kommt ebenfalls. Immerhin ist es sein Gebiet.«
Mitten auf der
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