Raumschiff 5 - Carialle
materialisierte vor ihr und schoß durch die Luft auf Keffs Tablett zu. Überrascht und erfreut nahm Keff ihn auf und prostete ihr zu.
»Was ist da drin, Cari?« fragte er subvokal.
»Hm. Wirklich ein hübscher Gehirnputzer«, meinte sie.
»Stabilisiertes Natriumpentothal und ein paar andere neckische Sachen, die garantieren, daß du für niemand anderen mehr Augen haben wirst als für sie.« Keff gewährte der Zauberin ein Lächeln voller Charme und ein höfliches Nicken, hob den Becher einmal mehr und setzte ihn wieder ab, ohne davon zu kosten. »Bitte um Verzeihung, edle Dame, aber ich trinke nicht.«
Die bronzefarbene Frau machte wütend eine fahrige
Bewegung mit der Hand, worauf der Kelch verschwand.
»War wohl nix, Putzi«, sagte Cari triumphierend.
Vom nächsten Teller, der auf seinem Tablett erschien, nahm Keff eine kleine gefüllte Nudel.
»Ja«, flüsterte Carialle ihm zu. Keff steckte sie in den Mund und schluckte. Seine Gier erheiterte das Zaubervolk des Südens; mit jedem Lachen hüpften die Sessel auf und ab. Er lächelte sie gütig an und beschloß, den Spieß umzudrehen.
»Ich interessiere mich sehr für eure Gesellschaft. Wie werdet ihr regiert? Wer ist für die Entscheidungen verantwortlich, die euch alle betreffen?«
Diese schlichte Frage löste eine philosophische Diskussion aus, aus der schon bald ein lautstarkes Streitgespräch wurde, das wiederum zum Tod oder körperlichen Unbehagen sechs weiterer fellhäutiger Vorkoster führte. Keff lächelte und nickte und versuchte, das Gespräch vollständig zu verfolgen, während er ein paar Bissen zu sich nahm.
Auf Carialles Anweisung winkte er die nächsten beiden Gänge fort, nahm einen kleinen Bissen vom dritten, ignorierte die nächsten drei, als Carialle darin einheimische
Spurenelemente entdeckte, die seiner Verdauung zusetzen würden, und aß einige köstliche Happen vom letzten Gang, nämlich krosse, heiße Pasteten mit frischer Gemüsefüllung.
Jedes Gericht war noch schmackhafter und attraktiver als sein Vorgänger.
»Die Vielseitigkeit der Magie hier macht mich immer noch staunen«, flüsterte Keff, während er mit einem Souffle spielte, das unrein Haar der Schwerkraft ein Schnippchen geschlagen hätte.
»Würde es sich wirklich um Magie handeln, könnten sie irgend etwas herbeizaubern, was du auch essen willst, und nicht nur das, was sie dir geben wollen. Und was den Rest betrifft, kennst du meine Meinung ja schon.«
»Na ja, das Essen ist jedenfalls super«, wandte Keff stur ein.
»Nichts ist angebrannt, keine verpatzten Soßen, keine Knorpel.
Das hört sich doch ganz nach Magie an.«
»Vielleicht sind es auch Nahrungssynthetisierer«, konterte Carialle. »Würde ich für Chaumel arbeiten, dann würde mir jedenfalls ordentlich davor grausen, irgendwelche Fehler zu machen und ihm das Essen zu verderben. Dir etwa nicht?«
Keff seufzte. »Wenigstens habe ich immer noch meine
Aliens.«
»Genug des belanglosen Geplauders«, rief Chaumel und erhob sich. Er klatschte in die Hände. Die Versammelten reckten die Hälse, um zu ihm hinüberzuschauen. »Ein bißchen Unterhaltung gefällig, liebe Freunde?« Wieder führte er die Hände zusammen.
Mit einem Purzelbaum erschien plötzlich ein fellhäutiger Artist zwischen Nokias und Ferngal und sprang in die Mitte des Saals. Keffs Sessel wich sofort – und vollautomatisch – ein Stück zurück, bis er zwischen zwei anderen zu schweben kam, die Kreismitte freigebend. An der Decke erschien ein schmales Kabel, daran hingen, Fußknöchel an Fußknöchel, ein Mann und eine Frau in einer Höhe von zehn Metern über dem Boden.
Mit zunächst nur sehr langsamen Bewegungen begannen sie sich zu drehen, wurden schließlich immer schneller, bis sie in waagerechter Lage parallel zum Boden im Kreis wirbelten.
Nun ertönte das leise Klatschen geheuchelten Beifalls. Seil und Akrobaten verschwanden; dann vollführte der Artist einen doppelten Purzelbaum in der Luft und landete auf einer Hand.
Ein kleines Tier mit einem schmucklosen Halsband erschien auf seinen an die Decke zeigenden Füßen. Dort vollführte es Überschläge, wobei der Artist es mit Stößen seiner kräftigen Beine immer höher in die Luft schleuderte. Omri gähnte. Der Mann und sein Tier verschwanden, um einer ganzen Truppe jugendlicher Artisten Platz zu machen.
Keff bemerkte einen Windstoß vor den geöffneten Fenstern.
Die Nachtluft blies eine Staubwolke über die leuchtende Brüstung, erreichte jedoch nicht die offenstehende
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