Raumschiff der toten Seelen
eigentliche Begegnung.“
Sie alle hatten damals das gleiche gefühlt.
Und jetzt betrat Par-Ker die mit grünem Gras bedeckte Oberfläche von Sirius I, ohne mehr zu empfinden als die Gewißheit, glücklich gelandet zu sein und köstliche, gute Luft zu atmen. Die Eingeborenen waren zu nichts anderem als einer bei dieser lebensfähigen Welt logischen Notwendigkeit geworden, mit der man eben rechnen mußte.
Der Arzt Len-Der dachte überhaupt nicht mehr an die Wilden, die er vom Schiff aus gesichtet hatte. Für ihn existierte nur die reine Luft, deren Wirkung auf seine Lungen er zu testen hatte. Die Apparate hatten die Unschädlichkeit angezeigt, aber er verließ sich mehr auf seinen eigenen Metabolismus als auf die Instrumente. Er atmete tief und kräftig und spürte die neue Lebensenergie, die ihn durchströmte. So etwa mußte die Luft auf der Erde geschmeckt haben!
Die drei namenlosen Matrosen aber besaßen so gut wie gar keine Empfindungen. Sie warteten auf ihre Befehle – mehr nicht.
Sie alle aber wußten nicht, daß es Gegenden auf der Erde gab, die genau aussahen wie dieses Stück Land auf Sirius I …
Len-Der sah hinauf in den blauen und nur von wenigen Wolken bedeckten Himmel. Es mußte gegen Mittag Ortszeit sein, und die Sonne – der Sirius – stand ziemlich hoch. Von hier aus gesehen, wirkte der dunkle Begleiter nicht so gewaltig und drohend wie vom Raum aus, die Entfernung mochte zu groß sein. Immerhin vermochte er doch noch einen winzigen Rand der Sonnenscheibe zu verdecken, so daß diese nicht mehr die vollendete Kugelform besaß. Mit freiem Auge kaum erkennbar, fraß sich der Begleiter scheinbar in die Sonne hinein, aber er war zu klein und die Entfernung des Planeten zu groß, um die Sonne auch nur annähernd verdecken zu können.
„Die Jahreszeiten – falls es solche hier gibt –, werden nur durch einen Faktor bedingt sein“, sagte der Arzt nachdenklich. „Die geringfügige Bedeckung der Sonnenscheibe durch den Begleiter wird nicht ohne Einfluß auf unser Wetter bleiben. Man darf gespannt sein, wie sich das bemerkbar machen wird.“
„Aber mehr Bedenken hast du nicht?“ erkundigte sich Par-Ker ein wenig spöttisch. „Du glaubst sicher, daß wir die Kolonie gründen können?“
„Davon bin ich überzeugt!“ entgegnete der Arzt sicher. „Wir haben sehr viel Glück gehabt mit dieser Welt, und ich möchte fast annehmen, daß die Erde nicht besser war.“
„Mir machen nur die Bewohner noch Sorge. Wie sollen wir sie von unseren friedlichen Absichten überzeugen? Was tun wir, wenn sie uns angreifen?“
„Menschen greifen keine Menschen an“, behauptete Len-Der ernst. Er kannte es ja nicht anders seit 200 Jahren, und was vorher auf der Erde gewesen war – wie ein Schleier hing es vor seinem Erinnerungsvermögen.
„Es ist möglich, daß es keine Menschen in unserem Sinn sind“, gab Par-Ker zu bedenken. „Selbst wenn du also richtig vermutest, ist ein Angriff nicht ausgeschlossen.“
„Dann wehren wir uns eben!“
„Mit den Fäusten? Da werden wir der Übermacht erliegen. Wir besitzen keine Waffen.“
„Wir haben niemals welche benötigt. Aber ich bin davon überzeugt, daß die Erbauer der HOPE auch daran gedacht haben. Zur rechten Zeit werden wir die verborgenen Waffen finden, genauso, wie wir die Landeanweisung entdeckten. Die Weisen haben an alles gedacht, und ganz sicher an eine Bedrohung unseres Lebens durch Eingeborene, die wir abwenden müssen, um überhaupt die Kolonie gründen zu können. Ohne diese Voraussicht scheiterte unsere Mission – und das scheint mir unmöglich.“
Par-Ker hatte aufmerksam zugehört und dabei nicht vergessen, seine Umgebung dauernd unter Beobachtung zu halten. Aber die weite Steppe lag ruhig und leblos da, als befände sich außer ihnen niemand mehr auf dieser Welt. Das lange Gras wiegte sich in einem sanften und warmen Wind, nicht weit von ihrem Standort entfernt schwankte ein dünner Baum langsam hin und her. Erst am Horizont verdichteten sich die gelegentlichen Büsche und kleinen Baumgruppen zu einem Waldrand, hinter dem unbekannte Gefahren lauern mochten – oder auch nicht.
Sie wanderten langsam von dem kleinen Schiff weg, jedoch stets darauf achtend, es nicht aus den Augen zu verlieren. In der Nähe mußte es einen schmalen Bach geben, wenn der kurze Blick von der Luke aus nicht getäuscht hatte.
Sie fanden ihn.
Und sie fanden die Spuren von Tieren, die hier getrunken haben mußten. Aber nichts wies darauf hin, daß auch
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