Raumschiff der toten Seelen
Menschen hier geweilt hatten.
Len-Der bückte sich und tauchte die Hände in die langsam dahinfließende Flüssigkeit. Dann zog er sie wieder daraus hervor und roch prüfend an den kristallklaren Tropfen, die in den Bach zurückfielen. Schließlich steckte er einen der Finger in den Mund und leckte daran.
„Genau die richtige Zusammensetzung – wie sollte es auch anders sein. Köstliches, frisches Wasser, wie für uns geschaffen. Es ist besser als das im Schiff. Natürliches Wasser – das wird die Lösung sein. Vielleicht waren Luft und Wasser auf der Erde auch besser als in der HOPE, wo beides auf synthetischem Wege hergestellt wird.“
„Damit steht fest, daß die HOPE auf Sirius I landen wird“, nickte Par-Ker entschlossen. „Es wird uns keine andere Wahl bleiben. Wir können die Kolonie nicht auf einem lebensfeindlichen Planeten gründen, nur weil hier bereits Bewohner vorhanden sind. Vielleicht sollten wir mit ihnen verhandeln, bevor wir uns endgültig entschließen.“
„Das halte ich für überflüssig, denn sie werden niemals wissen, was wir von ihnen wollen. Eine richtige Zivilisation gibt es hier nicht, und es ist überhaupt noch eine zu lösende Frage, ob die Menschen, die wir vom Schiff aus sahen, eine bemerkenswerte Intelligenz besitzen.“
„Du hast recht – und damit meine letzten Bedenken zerstreut. Bringen wir also Har-Con die freudige Botschaft. Er soll dann entscheiden, was zu geschehen hat.“
Langsam und in Gedanken versunken schritten sie zum Beiboot zurück, ohne auf ihre Umgebung zu achten. Die drei Matrosen hielten sich in respektvoller Entfernung, wie sie es gewohnt waren.
Hen-Dra im Schiff hatte den beiden Erkundungsgängern ein wenig neiderfüllt nachgesehen, sich dann aber seiner Aufgabe, nach eventuellen Gefahren Ausschau zu halten, zugewandt. Von dem etwas erhöhten Ausguck der Kanzel aus besaß er einen Rundblick bis hinüber zum Waldrand. Ra-Kles stand dicht neben ihm, jederzeit bereit, den beiden Freunden draußen eine Warnung zukommen zu lassen, falls es sich als notwendig erweisen sollte. Allerdings mußte er zu diesem Zweck das Schiff verlassen, denn eine Funkeinrichtung besaß dieses nicht. Ebensowenig gab es tragbare Sender oder Empfänger. Vielleicht befanden sich diese Geräte noch irgendwo in der HOPE verborgen.
Es war also auch Hen-Dra, der zuerst die sich nähernden Menschen bemerkte. Etwa an die zwanzig Männer mußten es sein, denen es gelungen war, unbemerkt bis auf zweihundert Meter an das Schiff heranzukommen.
Da aber erspähte sie der scharfäugige Physiker.
„Los, Ra-Kles! Rufe Par-Ker! Er soll laufen, als ginge es um sein Leben – vielleicht tut es das auch!“
Der Philosoph erfaßte die Situation sofort.
Mit einem gewaltigen Satz eilte er aus der Zentrale und sprang auf den Rand der sich zurückschiebenden Luke. Par-Ker und Len-Der waren keine hundert Meter mehr vom Schiff entfernt.
„Beeilt euch, dort drüben haben sich Fremde angeschlichen!“ rief er laut, ohne sich um die nahen Unbekannten zu kümmern. „Wenn sie euch den Weg abschneiden, seid ihr verloren. Sie tragen Keulen und lange Stäbe, wahrscheinlich Waffen. Wir können uns nicht wehren.“
Das aber wußte Par-Ker selbst.
Er war zusammengezuckt, als die Stimme des Philosophen ertönte. Mit keinem Gedanken erinnerte er sich noch der wohltönenden Worte, die zuvor auf der HOPE zu diesem ereignisreichen Thema gewechselt wurden.
Ganz nüchtern sah er die Lage. Ohne auch nur zu ahnen, in welcher Richtung die Eingeborenen steckten, verfiel er in einen schnellen Dauerlauf in Richtung auf das Schiff zu.
Aber Len-Der war anderer Meinung.
„Halt, Par-Ker! Keine Dummheiten. Wenn sie einmal merken, daß wir uns vor ihnen fürchten, sind wir verloren und können uns niemals Respekt verschaffen. Und das genau ist es, was wir benötigen, wollen wir hier in Frieden leben. Langsam gehen, und sehr selbstsicher.
Nur keine Angst verraten.“
Par-Ker erkannte die Wahrheit in den Worten des Arztes. So schwer es ihm auch fiel, er blieb stehen und schaute sich suchend um. Aber er entdeckte keine Spur der von Hen-Dra gesichteten Fremden.
Len-Der hatte ihn inzwischen erreicht.
„Gehen wir langsam weiter zum Schiff. Dort können wir uns jederzeit in Sicherheit bringen, aber ich möchte auf keinen Fall die Gelegenheit versäumen, gleich an Ort und Stelle herauszufinden, was uns bei Gründung der Kolonie bevorsteht.“
Unbehelligt erreichten sie das Schiff, wo Ra-Kles immer noch in der Luke
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