Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
standen sie starr wie Salzsäulen. Aber ihre Köpfe drehten sich beinahe auf den Hälsen.
Dumpf, wie durch zwei Taschentücher hindurch, murmelte Gérard: »Das ist die neue Raumstation?«
Durch die Mauerlöcher drangen rötliche Sonnenstrahlen von Westen her in den runden Raum, genügend Licht, um zu überblicken, was hier vorhanden war.
Der Raum war fast völlig mit verstaubten Regalen, alten Holzschränken, Tischen und Pulten vollgestellt. In einer Ecke stand ein riesiger Kasten mit Drehknöpfen, den ein großer Speichenrahmen überragte. Ober ihn – ringsherum – waren Drähte gezogen.
Daneben sah man etwas, das an eine riesige, zweistöckige Glühlampe erinnerte ... Rechts davon lagen gewaltige Spulen aus lackiertem Draht, vor denen Eisenstäbe mit kugeligen Enden sich beinahe berührten.
Henri sah sich das ganze Gewirr aufmerksam an. »Die Anfänge der Telegrafie, Freunde!« behauptete er.
»Urgroßvaters Küstenwachstation!« rief Prosper enttäuscht.
»Wir denken, wir finden hier das Modernste – und kommen in eine technische Rumpelkammer«, maulte Henri.
Überall hingen uhrenähnliche Zeigerinstrumente an den Wänden, aber am sonderbarsten schien eines: Es war zwischen den beiden kleinen Fenstern zum Meer angebracht. Man hätte es für eine braunlackierte Kiste mit einem aufgesetzten Barometer halten können – wenn die zifferblattähnliche Skala um den Zeiger herum nicht aus Buchstaben bestanden hätte.
»Also, ich habe alle möglichen Instrumente im Physikunterricht gesehen«, meinte Henri. »Mit diesem Buchstabenbarometer werde ich allerdings nicht fertig!«
Doch eines erkannten alle sofort: Dies war eine Station, eine Anhäufung von technischen Geräten, von elektrischen und sonstigen Apparaturen – auf gar keinen Fall aber eine Zentrale, wie die Gefährten sie von der geheimen Raumfahrtbasis unterm Hochmoor gewohnt waren.
»Was soll denn das alles?« fragte Tati unwillig. »Ich denke, das ist die neue Raumstation?«
Henris, Prospers und Gérards Gelächter klang schaurig.
»Neu!« höhnte Prosper. »Hier hast du das Vermächtnis von Edison, Morse und Marconi in greifbaren Stücken!«
»Und von Raumstation, Raketenbasis, chemischen oder biologischen Labors keine Spur!« fügte Gérard hinzu. »Guck mal, die Spinnweben! Auch die stammen aus Großmutters Zeiten!«
Tati wich zurück.
Es war schrecklich still in dem unheimlichen Rund des oberen Turmstockwerks.
»Aber ...«, begann Tati, »das kann doch unmöglich der Befehlsraum des Professors sein! Mit diesem furchtbaren alten Zeug kann er doch keine Raumschiffe vom Boden aus leiten!«
»Nein, haha, allerdings nicht!« lachte Gérard düster.
»Ich würde nicht spotten«, meinte Henri, der sich aufmerksam umgesehen hatte. »Einige dieser Sachen stammen aus der Zeit der großen Erfindungen.«
»Na ja«, murmelte Prosper. »Da hat Henri recht. Auf diesem ungefügen Zeug haben ja nicht nur neue Erfindungen aufgebaut, sondern das Klotzige ist immer mehr verfeinert und verkleinert worden.«
»Superhirn würde das den Miniaturisierungs-Prozeß nennen«, erinnerte sich Gérard, ernsthaft. »Die Technik bemüht sich eben fortwährend, mit immer kleineren Geräten immer mehr zu leisten. In den ersten Fotoapparaten hätte Micha bequem Platz gehabt, in den neuesten kann sich keine Fliege mehr regen!«
»Still!« rief Henri. »Da schlägt eine Glocke an!« Er wandte sich um. »Da, auf dem Buchstabenbarometer der komischen Zeigertafel!«
»Der Zeiger bewegt sich!« rief Tati entsetzt. »Er zeigt mal auf diesen, mal auf jenen Buchstaben!«
»Henri!« sagte Prosper hastig. »Das ist ein uralter Zeigertelegraf. Der sendet nicht lange und kurze Töne wie ein Morseapparat, sondern Buchstaben, die man zu Wörtern zusammensetzen muß!«
»Hat jemand einen Notizblock?« fragte Henri aufgeregt. »Kugelschreiber habe ich!«
Er sauste zur Wand mit dem Zeigertelegrafen.
»Wie lautet die Nachricht?« erkundigte sich Tati.
»Den Anfang habe ich versäumt«, sagte Henri. »Da! Der Zeiger ruckt wieder!«
»Aufschreiben, aufschreiben!« drängte Gérard.
Alle starrten auf die Buchstabenuhr mit dem einen, von einem Buchstaben zum anderen ruckenden Zeiger.
»Da verulkt uns einer«, meinte Prosper.
Nach einer Weile rührte sich der Zeiger nicht mehr. Es ertönte auch kein weiteres Glockenzeichen.
»Hm!«, Henri blickte auf seine Aufzeichnungen, Aber unbekannte Telegrafist gibt folgendes durch – soweit ich richtig mitgeschrieben habe: Nicht Ritter
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