Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
Schreien strengte ihn an. »Der Mann mit den Nachrichten war ich!« Er schwenkte einen Gegenstand, der unschwer als ein zweites Zeigerkästchen zu erkennen war. Den Draht hatte er wohl inzwischen abmontiert. »Ist die Tür offen?«
»Schlüssel steckt noch!« rief Henri. »Komm rein!«
Schnell wie die Feuerwehr eilten alle ins Erdgeschoß, wo zuerst einmal der Pudel begrüßt werden wollte.
»Kommt, wir gehen in den Rittersaal, da ist's gemütlich!« rief Superhirn. Zu diesem Raum, den die fünf noch nicht kannten, weil sie gleich zum Turm gelaufen waren, führten drei Türen im Erdgeschoß. Der Saal war dunkel getäfelt. Er enthielt eingebaute Bücherschränke und einen gewaltigen Kamin. Die Fenster zur Seeseite waren hoch und schmal. In der Mitte stand ein rechteckiger, für seine Länge ziemlich schmaler, schwerer Tisch. Die dazu passenden Stühle hatten fast senkrechte Rücklehnen.
»Was sind denn das alles für geheimnisvolle Sachen?« drängte Prosper. »In Marac finden wir keine Nachricht von dir vor, dann heißt es, der Professor bestelle uns aufs Schloß. Kaum sind wir da, fängt so ein alter Apparat in dem Fledermausturm an zu klingeln. Wir hören was von Rittern, Lebensgefahr, von einem weißen Flugobjekt und so weiter – und dann stehst du plötzlich vor der Tür!«
Superhirn lachte. Er legte das Zeigerkästchen auf den Tisch. »Euch eine Nachricht zu geben, war ein rascher Einfall von mir. Ich kenne das technische Gerümpel im Turm nämlich schon. Ich bin ja den dritten Tag hier.«
»Den dritten Tag?« Tati war empört.
Doch Superhirn fuhr unbeirrt fort: Als ich in Marac ankam, übergab mir Herr Dix einen Brief von Professor Charivari. Darin stand, daß er Roche Clermont gekauft habe und daß wir alle dort seine Gäste sein dürften. Aber der Text enthielt etwas Sonderbares. Deshalb bat ich Herrn Dix und seine Frau – und auch Bertrands – euch noch nichts zu verraten. Ein Satz enthielt die klare Anweisung: Superhirn! Geh erst allein ins Schloß hinauf und nimm des Ritters Augen. Dann erst übermittle deinen Freunden die Einladung.«
»Des Ritters Au-au-augen?« fragte Prosper.
Superhirn lachte ärgerlich. »Seit zweieinhalb Tagen bin ich damit beschäftigt, zu erforschen, was Charivari meinen könnte. Heute vormittag bin ich nur mal schnell nach Marac hinuntergelaufen, um mir eine Tragtasche voller Proviant zu holen. Dabei habe ich Victor gebeten, Dix und Bertrand Bescheid zu sagen, daß ihr heraufkommen sollt. Vielleicht könnt ihr mir helfen!«
Ja, und was war das für ein weißes Flugobjekt?«
Superhirn winkte ab. »Geklärt und doch wieder nicht geklärt! Ich habe dieses Flugobjekt gefunden. Das war ein Ding, wahrhaftig – ich habe gedacht, ich träume ...« Er schüttelte sich. »Trotzdem scheint es mir jetzt mehr ein Rätsel als eine Gefahr zu sein. Von Robane her sah ich Feuerwehrleute kommen, vor allem kreiste ein Hubschrauber über der Schlucht landeinwärts. Aber er flog bald wieder ab. Er muß über Point Blanc die Meldung bekommen haben, daß kein Flugzeug vermißt wird. Wir brauchen hier also keine Spürhunde zu befürchten, denke ich.«
»Hat Herr Cambronne auch dir was von diesem schneeweißen Flugzeug vorgefaselt?« erkundigte sich Gérard.
»Ich habe den komischen Flieger gesehen«, behauptete Superhirn grinsend. Doch sein Grinsen wirkte alles andere als vergnügt. »Ich sagte ja: das war ein Ding!«
»Eine Rakete? Ein fremdes Raumschiff?« rief Henri.
»Nein«, erwiderte Superhirn düster, »eine Möwe! Ihr habt richtig gehört«, ächzte er. »Der Apparat, der da runterging – groß wie ein Flugzeug –, war nichts als eine riesige gewöhnliche Möwe! Habt ihr je etwas von Alteration gehört?«
»Du meinst Mutation?« fragte Tati.
Superhirn wehrte ab: »Nein, das meine ich nicht. Mutationen sind mehr oder weniger plötzliche Änderungen der Eigenschaften lebender Wesen durch Wandlung des Erbguts. Mutationen können aber auch durch Strahlen, Hitzeschocks und Chemikalien bewirkt werden. Manche Wissenschaftler erhoffen sich zum Beispiel von chemikalischen Mutationen eine neue Art von Menschen, einen, der Vernunft und Klugheit von zehn Nobelpreisträgern in sich vereinigt, einen, der ohne jeglichen Egoismus, ohne persönlichen Ehrgeiz nur dem Wohl der Menschheit dient.«
»Einen Typ wie Superhirn«, spöttelte Prosper.
»Nein, wie Professor Charivari!« rief Micha.
»Unsinn«, sagte Superhirn ärgerlich. »Es geht um den Zukunftsmenschen, nicht um einen mehr oder
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