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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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beharrte Cambronne. »Victors Frau kann sich das nicht ausgedacht haben. Sie sagte, eine Tragfläche hätte den Berg gestreift. Das Ding muß irgendwo im Unterholz runtergegangen sein. Landeinwärts. Weiß der Teufel, wie man da hinkommen soll!«
    »Ausgeschlossen!« rief Henri.
    Er blickte in die angegebene Richtung, aber dort sah er nichts als natürliches Geröll, ein Auf und Ab von Felsbuckeln und Mulden, zähe, schiefgewachsene Bäume und undurchdringliches Gestrüpp. Nichts deutete darauf hin, daß hier ein Unglück passiert war. »Da müßte doch etwas brennen! Zumindest wäre eine Rauchwolke zu sehen!« sagte er.
    »Und die übrigen Maschinen der Staffel würden über der Absturzstelle kreisen«, fügte Tati hinzu.
    »Wir haben erlebt, welch großartigen Kontakt sie hatten! Wäre da eine Maschine runtergegangen, hätten es die anderen sofort bemerkt!«
    »Tati hat recht!« rief Micha. Er beschattete die Augen mit der Hand. »Ich sehe nichts! Kein Suchflugzeug kreist in der Luft! Ich höre auch kein Motorengeräusch!«
    »Victors Frau hatte mit der Feuerwehr telefoniert, und da waren schon zwei Meldungen eingegangen!« berichtete Cambronne stolz. »Was sagt ihr nun?«
    »Auch eine Feuerwehr haben wir nicht gesehen«, erklärte Gérard. »Auf dem Pfad waren wir die einzigen menschlichen Lebewesen.«
    »Die Feuerwehr kann hier nicht herauf«, belehrte sie der Bauer. »Sie hat ja keine Esel wie ich; sie ist vollmotorisiert. Sie wird sich zehn Kilometer weiter über einen breiteren Weg voranzukämpfen versuchen. Wenn der Gendarmerie-Hubschrauber von Süden käme, könnte man ihn hier nicht hören. Der Wind weht von See. Und der Hubschrauber fliegt womöglich sehr tief. Aber wenn keine Explosion stattgefunden hat, ist die Unglücksmaschine vielleicht gut zu Boden gekommen. So schneeweiß, wie sie ist, wird man sie gleich erkennen!«
    »Schneeweiß?« fragte Henri verblüfft. »Wer war schneeweiß?«
    »Na, dieses – dieses Staffelflugzeug!« stotterte Herr Cambronne.
    Prosper lachte. »Nichts gegen Herrn Victors Frau!« rief er. »Der ist bei der Hitze wahrscheinlich eine weiße Maus über die Augen gelaufen! Die Maschinen der Kunstflugstaffel der Aérobats sind nicht schneeweiß. Sie haben an Rumpf und Tragflächen die blau-weiß-roten Farben der Trikolore! Unter einem schneeweißen Flugzeug stellt man sich so eine Art fliegenden Schwan vor!«
    »Klar!« Auch Gérard grinste.
    Tati runzelte die Stirn, als fürchte sie jetzt, der Bauer habe am hellen Tage zuviel Wein getrunken.
    »Vielleicht hat die Frau eine Wolke gesehen«, meinte Micha. Altklug fügte er hinzu: »Frauen verstehen sowieso nichts von der Technik!«
    Tati gab ihm einen leichten Klaps.
    »Hm!« Herr Cambronne hörte nicht auf, sich das stopplige Kinn zu reiben, während seine Eselchen weltvergessen staubiges Gras rupften. Es schien ihnen zu schmecken wie den Menschen das feinste Gemüse. »Hin, ich werde ja erfahren, was die Feuerwehr festgestellt hat. Nun muß ich mich aber auf den Weg machen. Ich wünsche euch alles Gute. Eure Sachen habe ich erst mal in den Schuppen gelegt!«
    »Schuppen? In welchen Schuppen?« rief Micha.
    »Hinterm Haus«, erwiderte Cambronne. »Ins Schloß wollte ich nicht.« Er kicherte. »Hatte keine Lust, den Ritter Marmozan zu stören!«
    Als der Bauer mit den beiden Eseln auf dem Pfad verschwunden war – buchstäblich schlugen die Zweige hinter ihm und den Tieren zusammen –, rief Micha: »Ich will zum Professor!«
    Das wollten die anderen auch. Sie eilten zur schiefen Tür des Wohnhauses. Henri klopfte an.
    »Stärker!« rief Prosper. »Die Tür ist ja so dick wie eine Schiffswand!«
    Henri und Gérard schlugen mit den Fäusten dagegen.
    Drinnen blieb alles still.
    »Vie-vie-vielleicht ist der Professor Charivari doch nicht in der Burg?« stammelte Micha. »Wenn uns nun«, er schluckte, »der Ritter Marmozan eine Falle gestellt hat?«
    »Unsinn!« murmelte Henri. Er blickte auf das Türschloß. »Seht mal, der Schlüssel steckt! Und was für ein Schlüssel! Das ist ja schon eher eine Brechstange mit einem Ring dran!«
    Ächzend drehte er ihn um. Es rumpelte gewaltig im Schloßwerk. Dann ließ sich die schwere Tür mit vereinten Kräften öffnen. Sie knarrte allerdings schauerlich in den Angeln. Sie betraten einen winzigen, dunklen Vorraum, nicht größer als ein alter Fahrstuhl. Durch eine zweite Tür gelangten die fünf in einen kahlen Gang. Der Fußboden bestand aus rohen Brettern. Eine alte, geborstene Wandtafel

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