Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
Sofort wurde hinter der Wand alles fix und fertig zubereitet und schließlich auf Tabletts aus Fächern herausgeschoben – ähnlich wie in einem Automatenrestaurant. Nur daß dort dienstbare Geister aus Fleisch und Blut dahinter standen.
Wenig später hatte Tati den Frühstückstisch in der Messe gedeckt. Micha hockte strahlend vor einer Portion Spiegeleier, Gérard aß ein saftiges Steak, Prosper hatte sich heiße Würstchen gewählt.
»Ihr seht mir viel zu frisch aus!« tadelte Henri die beiden großen Jungen. »Ihr schlaft, geht unter die Dusche und laßt euch zum fröhlichen Picknick nieder! Los, Ablösung vor!«
Als Henri und Superhirn ebenfalls geduscht und gefrühstückt hatten, fanden sich alle Besatzungsmitglieder in der Kommandozentrale zusammen. Superhirn war sehr nervös. Er drückte auf alle möglichen Tasten und Knöpfe.
»Was ist das, was da aufleuchtet?« fragte Tati.
Ein roter Blitz war über die ganze Bordwand gezuckt.
»Henri, schnell in den Lastenraum! Sieh nach, ob das Schaltmodell von Monitor funktioniert!« rief Superhirn.
Henri kam zurück. »Nein«, meldete er. »Komisch! Das Raumschiff gleitet gleichmäßig – so scheint es. Aber die meisten Armaturen spielen nicht mit!«
»Dann öffne das Pult! Wenn schon das Schaltmodell und die Maschinenstimme sowie jede Orientierungs-oder Befragungsmöglichkeit ausfallen, muß uns wenigstens ein lumpiger Schaltplan aus Papier helfen können!«
»Oder ein Heft mit Zeichenerklärungen!« fügte Henri hinzu.
Er fand auch wirklich ein Signalbuch.
Superhirn riß ihm das Buch aus der Hand. »Der Blitz«, sagte er hastig, »was bedeutet der Blitz?«
»Sag schon – was steht da? Lies vor!« drängte Micha.
»Lieber nicht«, ächzte Superhirn kaum hörbar.
Als Erklärung für das unheimliche Zeichen stand nämlich in dem Heft: »Raumschiff Monitor löst sich auf!«
Henri hatte Superhirn über die Schulter geblickt. Seine Augen weiteten sich. »Raumschiff Monitor löst sich auf?«
Sollte das heißen, daß das Raumschiff gleich zerplatzen oder mit allen, die in ihm sitzen, lautlos in ein Nichts zergehen würde?
Der Gedanke war unfaßbar. Vor Henris Blick verschwamm alles. Er hatte den Eindruck: Jetzt, jetzt ist es soweit! Doch ein gellender Schrei von Prosper brachte ihn zu sich! »Achtung, linke Seite, Bildschirm eins!«
Alle starrten auf die angegebene Mattscheibe. Sie wirkte plötzlich wie ein Fenster, durch das das leibhaftige Grauen hereinblickte. Aus Halbschatten, Schatten und Zwielicht entwickelte sich immer deutlicher ein Gesicht. Erst flackerte es. Es schien, als strebten Nase, Kinn und Stirn in verschiedene Richtungen. Dann zog sich der Mund ganz widerwärtig in die Breite, während die Ohren, die Schläfen und Wangenknochen schrumpften.
Endlich war das Bild klar. Die Umrisse des Kopfes erinnerten an eine Salatgurke. Der spitze Schädel war kahl. Die Augenbrauen des Mannes wirkten wie zwei starke Striche, unter denen die sonderbar flimmernden Augen fast verschwanden. Das Auffälligste aber waren der dünnsträhnige, schwarze Kinnbart und die bartlosen, eingefallenen Wangen unter hohen Backenknochen.
»Professor Charivari!« jauchzte Micha. »Professor! Wir sind alle da! Wir kommen Sie besuchen! Wir ...« Er schrie vor Begeisterung alles mögliche. Denn wenn der Mann auch unheimlich wirken mochte – eins wußte Micha nur zu gut: Professor Dr. Brutto Charivari war der treueste Mensch, den man sich vorstellen konnte.
»Still!« herrschte Tati den kleinen Bruder an.
»Halt die Klappe, Micha!« rief Gérard, »Nimm den Pudel auf den Arm. Siehst du nicht, daß Professor Charivari zu uns sprechen will?«
.Seid gegrüßt, meine Freunde!« kam die sanfte, fast schmeichelnde Stimme des Professors aus einem Lautsprecher. Sie paßte ganz und gar nicht zu dem schrecklichen Eindruck. »Ich wußte längst, daß ihr an Bord seid. In der Meeresstation erreichten mich ein paar Wortfetzen von euch. Doch bisher hat die Verbindung nicht geklappt, obwohl meine neuen Nachrichtensatelliten um die Erde kreisen. Superhirn, bitte schnell einen Bericht!«
Der junge Flugingenieur meldete dem Professor alles, was sich seit der telepathischen Verbindungsaufnahme zwischen Roche Clermont und der Meeresstation ereignet hatte. Er schilderte auch seine Vermutungen über das Durcheinander, den der Roboter-Kontrollkasten und der Roboter selbst verursacht haben mußten.
»Die Signale kamen hier unterschiedlich an«, bestätigte Professor Charivari. Im großen und
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